Eingangsbereich des Leipziger Bach-Museums
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Festjahr "Bach300" Von Beethoven bis Lady Gaga: Ausstellung "Bachs Musik wird zum Modell" im Leipziger Bachmuseum

21. November 2023, 10:31 Uhr

Vor 300 Jahren trat Johann Sebastian Bach in Leipzig als Thomaskantor an. Aus diesem Anlass zeigt das Leipziger Bachmuseum die Sonderausstellung "Bühne frei für Johann Sebastian Bach". In derem dritten und letzten Akt erfährt man, welche Künstler Bach mit seiner Musik inspiriert hat – von seinen Zeitgenossen bis in die Gegenwart.

Johann Sebastian Bach war ein ganz großer, wenn nicht sogar der größte Komponist überhaupt. Darin sind sich viele einig. Aber warum eigentlich? Henrike Rucker, Ausstellungskuratorin am Bachmuseum, versucht sich an einer Antwort: "Es ist, glaube ich, dieses Zeitlose", sagt sie. "Bach hat sich in seinen Lebzeiten ja auch nicht um Moden gekümmert, sondern er hat mit alten Kompositionstechniken wie der Kontrapunktik etwas Neues gemacht." Er habe in der Kunst alles möglich gemacht, dabei aber auch die Emotionen erreicht. Eben das, vermutet die Bach-Expertin, ist noch heute für Künstlerinnen und Künstler inspirierend.

300 Jahre Bach in Leipzig

"Bachs Musik wird zum Modell" ist der dritte und somit letzte Akt der Sonderausstellung "Bühne frei für Johann Sebastian Bach". Diese ist im Frühjahr dieses Jahres gestartet, anlässlich des großen Festjahres "Bach300", mit dem Bach-Institutionen wie das Bach-Archiv, der Thomanerchor und eben auch das Bach-Museum das – wie sie sagen – "wichtigste Bach-Jubiläum des 21. Jahrhunderts" feiern: den Antritt von Bach als Thomaskantor vor 300 Jahren.

Bachmuseum, Thomaskirchhof, Leipzig,
Die Bach-Institutionen wie das Bach-Archiv feiern dieses Jahr das Jubiläum "Bach300". Bildrechte: imago/Schöning

"Ohne Leipzig hätte die Geschichte anders ausgesehen"

Johann Sebastian Bach am Klavier
In Leipzig konnte Bach seiner Kreativität freien Lauf lassen. Bildrechte: IMAGO / Zoonar

"Das Jubiläum ist für uns so wichtig, weil die Leipziger Zeit Bachs bedeutendste Schaffenszeit gewesen ist", erklärt die Leiterin des Bachmuseums Kerstin Wiese. Schließlich hat er 27 Jahre in Leipzig gewirkt und in der Stadt ein besonderes Umfeld vorgefunden. Bach genoss hier viele Freiräume, anders als in Köthen, wo er vorher Hofkapellmeister gewesen war. Er konnte also seiner Kreativität freien Lauf lassen – und das tat er auch: Sei es mit seiner raffinierten Mehrstimmigkeit, seiner ausdrucksstarken Harmonik oder auch seinen elaborierten Rhythmen. Zudem hatte Bach in Leipzig viele Schüler, die sein Werk in die Gegenwart getragen hätten. "Ohne Leipzig", so schlussfolgert Wiese, "hätte die Geschichte ganz anders ausgesehen". Seine Musik wäre heute wahrscheinlich nicht so bekannt.

Aus Bachs Musik wird etwas Neues

In der aktuellen Ausstellung wolle man nun zeigen, wie die nachfolgenden Generationen auf Bachs Werk aufgebaut haben. Dabei hätten sie sich nicht mir purer Nachahmung aufgehalten, erklärt Museumsleiterin Wiese: "Das ist wirklich frappierend. Es geht nicht darum, die Musik einfach zu wiederholen. Sondern sie hat dazu angeregt, völlig neue Wege zu gehen."

Portrait von Felix Mendelssohn Bartholdy, deutscher Komponist.
Felix Mendelssohn Bartholdy befasste sich als einer der ersten intensiv mit Bachs Werk. Bildrechte: imago/Leemage

Da wäre zum Beispiel Felix Mendelssohn Bartholdy, der sich als einer der ersten intensiv mit Bachs Werk befasst hat. Er komponierte Choral-Kantaten im bachschen Stil, übertrug die Form allerdings in die "Klangwelt des 19. Jahrhunderts mit ihrem romantischen Ausdruck", so Henrike Rucker. Faszinierend sei es, die Werke vergleichend zu hören. Dazu kann man in einer Vitrine die handschriftliche Partitur eines solchen Mendelssohn-Choral bestaunen.

Als Besucherin oder Besucher der Ausstellung arbeitet man sich chronologisch vor: Von Bachs Zeitgenossen hin zu Komponisten der Klassik und Romantik, über die Moderne bis heute. Im Zentrum der Ausstellung steht ein sternförmiger Tisch, darüber in Leuchtschrift: "Pophits". Zehn Hits von bekannten Popgruppen und Künstlerinnen und Künstlern werden hier vorgestellt, wie Lady Gaga, die Beatles, Sting oder Paul McCartney. Sie alle haben Werke von Johann Sebastian Bach verarbeitet; die Beachboys beispielsweise den Choral "Jesus bleibet meine Freude" in ihrem Song "Lady Lynda".

Lady Gaga auf der Bühne
Auch Lady Gaga verarbeitet in ihrer Musik Werke von J. S. Bach. Bildrechte: Getty Images

Ein Ausstellung fürs Ohr – und fürs Auge

Die Ausstellung ist zwar eher klein, zu hören gibt es mit mehr als 70 Hörbeispielen aber doch eine Menge; dazu erklärende Texttafeln, Notendrucke und wertvolle Handschriften, außerdem Rätsel und Spiele. Alles ist in einer ansprechenden, minimalistischen Ästhetik gehalten, eingebettet in kräftigen Farben. Ein besonderer Blickfang sind neun Drucke von Eduardo Chillida, einem bedeutenden spanischen Bildhauer und Zeichner, der über Bach gesagt hat:

Bach ist immer derselbe und immer anders. Er hat einen unheimlichen Reichtum an Variationen, die alle sehr verschieden sind und doch nahe beieinander liegen – wie die Wellen des Meeres.

Eduardo Chillida, spanischer Künstler

Der Grund für Bachs Strahlkraft liegt also in seiner Vielfalt, darin, dass seine Musik für alle etwas bereithält – für Vertreter jedweder Musikrichtung. Das ist zumindest die Lehre, die man aus dem dritten und letzten Akt der Sonderausstellung mitnimmt.

Informationen zur Ausstellung "Bühne frei für Johann Sebastian Bach"
Sonderausstellung vom 21. März 2023 bis 24. März 2024

3. Akt: Bachs Musik wird zum Modell, 16. November bis 24. März

Bach-Museum Leipzig
Thomaskirchhof 15/16, 04109 Leipzig

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen
10 bis 18 Uhr

Dieses Thema im Programm: MDR KLASSIK | MDR KLASSIK am Morgen | 17. November 2023 | 07:10 Uhr