Jugendliche singen in einer Chorprobe unter Leitung des Dirigenten Risto Joost beim Händel-Experiment von MDR-Clara.
Die positive Wirkung des Singens auf Körper und Psyche ist erwiesen. Bildrechte: MDR/Carsten Seibt

Chorsingen Fünf Gründe, warum Sie in einem Chor singen sollten

14. November 2023, 11:06 Uhr

Zahlreiche Forscher haben Belege dafür gefunden, dass Gesang und Gesundheit miteinander zusammenhängen: Bei Chorsängerinnen und -sängern entspanne sich zum Beispiel der Brustkorb und die Rückenmuskulatur, zudem gleichen sich die Herzfrequenzen der Singenden an. All das wirkt sich messbar positiv auf Körper und Geist aus. MDR KLASSIK hat Argumente gesammelt, die für einen Chor-Eintritt sprechen.

Gemeinsames Singen macht glücklich

Es ist durch Studien belegt: Beim Singen werden Glückshormone ausgeschüttet. Sie heißen Endorphin, Serotonin, Dopamin und Adrenalin und verbessern den Gefühlszustand der Singenden.

Da zeitgleich Stresshormone wie Cortisol abgebaut werden, verringern sich Ärger und Stresssymptome. Dabei spielt es keine Rolle, ob richtig oder falsch gesungen wird. Jedoch scheint der Effekt bei Chören ohne Aufführungsdruck größer zu sein.

Wir kennen keine Kultur, in der nicht gesungen wird. Die Stimme ist das uns angeborene Musikinstrument, das wir alle haben.

Melanie Wald-Fuhrmann, Max-Planck Institut für empirische Ästhetik

Das Gefühl der Gemeinschaft tut gut

Dreißig Minuten Singen reichen. Dann produziert das Gehirn das sogenannte Kuschel-Hormon Oxytocin. Die Folge: Die Singenden fühlen sich richtig wohl. Oxytocin wird auch bei der Geburt eines Kindes, beim Stillen oder beim Sex ausgeschüttet. Chorsängerinnen und -sänger bauen eine innige Beziehung zu den Mitsingenden auf.

Wenn Menschen ihre Handlungen aufeinander abstimmen, beispielsweise beim gemeinsamen Musizieren oder Singen, synchronisieren sich ihre Hirnwellen.

Dr. Daniela Sammler, Psychologin

Singen ist gut für den Kreislauf

Singen ist für den Körper so anstrengend wie Dehnübungen oder leichter Sport. Zehn bis 15 Minuten bewusst und laut singen reichen aus, um das Herz-Kreislauf-System in Schwung zu bringen.

Die vielleicht wichtigste Sache dabei ist das Atmen. Gute Sänger atmen nicht in die Brust, sondern in den Bauch hinein, also in den unteren Teil der Lunge. Diese Atmung stärkt das Herz und reguliert den Blutdruck. Organe und Gehirn werden besser durchblutet und die Konzentrationsfähigkeit steigt. Der Brustkorb entspannt sich und die Rückenmuskulatur wird gestärkt. Die Atemtechnik macht Profi-Sänger so fit wie Dauerläufer. Kurz: Wer singt, ist fitter.

Singen macht gesund

Beim Singen werden die Abwehrkräfte gestärkt, das belegt eine Studie, bei der Speichelproben von Kirchenchormitgliedern genommen wurden. Nach der Chorprobe war die Anzahl der Immunglobuline A stark gestiegen. Immunglobuline A sind Eiweiße, die zum Immunsystem gehören. Sie bilden an den Schleimhäuten einen Schutz gegen Krankheitserreger. Singen schützt also vor Krankheiten.

Je nachdem, was wir dem Körper zumuten, schlägt das auch auf die Stimme – also falsche Ernährung, zu viel Medikamente oder Bewegungsmangel. Umgekehrt kann das Singen auch positiv auf den Körper zurückwirken.

Prof. Dr. Gunter Kreutz, Musikwissenschaftler, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

Singende Menschen leben länger

Singen scheint sogar einen lebensverlängernden Einfluss zu haben. Damit haben sich schwedische Forscher in den 90er-Jahren befasst. Sie untersuchten rund 12.000 Menschen aller Altersgruppen, Ihr Fazit: Chormitglieder haben eine höhere Lebenserwartung als Menschen, die nicht singen.

Eine weiße Frau hört mit Kopfhörern Musik, in der Hand ein gesundes Getränk, im Vordergrund unscharfe grüne Blätter 23 min
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Wer Musik genießt, lässt den Selbstheilungskräften im Körper freie Bahn: Positive Effekte auf die Gesundheit sind wissenschaftlich nachweisbar, wie Stefan Kölsch vom MPI für Kognitions- und Neurowissenschaften erklärt.

MDR KLASSIK Mo 27.05.2019 09:10Uhr 22:42 min

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Seit Jahrzehnten wird das Thema erforscht und die Ergebnisse sind überwältigend positiv. Sowohl hinsichtlich seelischer als auch körperlicher Wirkungen.

Gunter Kreutz, Musikpsychologe und selbst Sänger in einem Kirchenchor

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