Viele Personen, größtenteils junge Leute, sitzen auf der Modersohnbrücke in Berlin
Jugendliche schauen zunehmend pessimistisch auf ihre Zukunft. Bildrechte: picture alliance / dpa-tmn | Zacharie Scheurer

Generation Zukunftsangst? Junge Leute sind pessimistischer geworden

23. April 2024, 22:17 Uhr

Die neue Trendstudie "Jugend in Deutschland 2024: Verantwortung für die Zukunft? Ja, aber" ist am Dienstag veröffentlicht worden. Danach sehen junge Menschen zwischen 14 und 29 Jahren ihre aktuelle Lage pessimistischer als in den Jahren zuvor. Für die nähere Zukunft bleiben sie jedoch optimistisch.

Die junge Generation in Deutschland ist pessimistischer geworden. Das legt die aktuelle Trendstudie "Jugend in Deutschland 2024" nahe, die am Dienstag vorgestellt wurde. Obwohl sie die Coronavirus-Pandemie für überwunden halten, stieg demnach bei 2.042 befragten 14- bis 29-Jährigen die mentale Belastung. Sorgen um den Wohlstand, erklärten die Autoren, führten zu hoher politischer Unzufriedenheit und einem deutlichen Rechtsruck.

Die Trendstudie "Jugend in Deutschland" erscheint zum siebten Mal. Nach der ersten wurde ihr Turnus 2020, 2021 und 2022 auf sechs Monate reduziert, um die Lage junger Menschen in Coronavirus-Pandemie genauer abzubilden. Seit dem vergangenen Jahr erscheint sie wieder in einem jährlichen Rhythmus.

Sorgen haben zugenommen

Abgefragt wurde die "persönliche Stimmungslage" bei Finanzen, Berufschancen, physischer und psychischer Gesundheit sowie sozialer Anerkennung heute und in zwei Jahren sowie eine "gesellschaftliche Stimmungslage" bei Themen wie Umweltschutz, Lebensqualität, Wirtschaft, beim sozialem Zusammenhalt und den politischen Verhältnissen.

Die persönliche Zufriedenheit hat demnach bei fast allen Themen gelitten. Zwar seien alle Werte noch positiv, etwa der für die eigenen Finanzen (0,04) aber nur noch knapp. Er sei verglichen mit 2023 um 0,04 und mit 2022 um 0,20 Punkte gesunken, bei einer Skala: "Sehr zufrieden" (+2), "zufrieden" (+1), unentschieden (0), "eher unzufrieden" (-1) bis "sehr unzufrieden" (-2).

Statistik zum Thema: Sorgen junger Leute
Bildrechte: Jugend in Deutschland

Wie die Autoren erklärten, ist wie schon 2022 weiter ein "Krisenmodus" charakteristisch für die Generation. Das liege nun aber nicht mehr an der Coronavirus-Pandemie. Heute seien es wirtschaftliche und politischen Sorgen: Inflation, eine Ausweitung der Kriege in der Ukraine und Nahost, die Spaltung der Gesellschaft sowie – erstmals abgefragt – teurer, knapper Wohnraum.

Persönlich optimistisch - sozial eher nicht

Eine Generation Zukunftsangst ist die sogenannte Gen Z demnach aber trotzdem noch nicht. Bei der Bewertung möglicher Veränderungen in den nächsten zwei Jahren überwiege bei ihr zwischen "Verbesserung" und "Verschlechterung" die optimistische Stimmung. Deutlich schlechter als die persönliche sei jedoch die Einschätzung der gesellschaftlichen Lage und der Aussichten. Hier seien fast alle Durchschnittswerte im negativen Bereich, besonders auffällig bei den politischen Verhältnissen, der wirtschaftlichen Entwicklung und dem gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Sorge vor Flüchtlingsströmen

Besonders stark zugenommen habe die Sorge vor einer Zunahme von Flüchtlingsströmen. Hier habe es in zwei Jahren einer Verdopplung der Werte gegeben und das Thema auch die junge Generation erreicht. Von ihr habe zwar ein gutes Drittel selbst Migrationshintergründe und große Toleranz für Kulturen, religiöse oder soziale Lebensformen. Davon unabhängig scheine aber die Sorge zu wachsen, dass zu viele Flüchtlinge bei zu wenig Wohnraum, sozialer Spaltung und strapaziertem Sozialsystem auch eine Gefahr seien.

Parteienpräferenz nach rechts gerückt

Ob es solche Sorgen oder die unter jungen Leuten stärkere Nutzung von digitalen Kanälen, die von der AfD stärker bespielt werden: Gegenüber 2023 habe die AfD ihren Stimmenanteil bei den 14 bis 29 Jahren alten Befragten auf 22 Prozent fast verdoppelt, wovon aber nur ein Teil schon wählen kann.

Dahinter folgten CDU und CSU, die ebenfalls an Zustimmung gewannen mit 20 Prozent, vor den Grünen mit 18, der SPD mit zwölf, der FDP mit acht sowie der Linken mit sieben und BSW mit fünf Prozent. "Ich weiß es nicht" äußerten demnach 25 und "Ich würde ohnehin nicht wählen" zehn Prozent.

Arbeit ja – aber nicht zu diesen Bedingungen

Die Studie zeigt nach den Aussagen der Autoren auch, dass die oft als "Generation Z" bezeichneten jungen Leute sich beruflicher Verantwortung nicht entziehen. "Aber: Sie wollen diese Verantwortung nicht zu den gleichen Bedingungen, die sie bei ihren Eltern und Vorgesetzten vorfinden."

Sie hätten "sehr konkrete Vorstellungen, was sich in der Arbeitswelt alles ändern sollte, und fordern dies selbstbewusst ein", heißt es. Sie wollten nicht alles so machen, "wie die ältere Generation es aufgesetzt hat", oft aber ohne konkretere Vorstellungen, wie es anders laufen könnte.

MDR AKTUELL (ksc)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | RADIO | 23. April 2024 | 12:00 Uhr

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