Ein Kind sitzt alleine in einem Klassenraum. 3 min
Audio: Nach Angaben von Sachsens Sozialministerin Petra Köpping arbeiten Schülerinnen und Schüler teils länger als Erwachsene. Bildrechte: IMAGO / photothek

45-Stunden-Woche Hohe Arbeitsbelastung macht Schüler krank

22. April 2024, 11:44 Uhr

Von wegen unbeschwerte Kindheit: Glaubt man Sachsens Sozialministerin Petra Köpping, haben Schülerinnen und Schüler heute nichts zu lachen. In einem Interview hat sie kürzlich den Eindruck geäußert, ab der 6. und 7. Klasse würden die Kinder in Sachsen inzwischen länger arbeiten als Erwachsene – mit dementsprechenden Folgen.

Sechs Stunden Schule und dann noch mal zwei bis drei Stunden Hausaufgaben zu Hause: Nach der Rechnung von Petra Köpping, SPD-Sozialministerin in Sachsen, kämen Schülerinnen und Schüler auf bis zu 45 Stunden Arbeitszeit in der Woche. Auf diese Zahlen kommen einige Eltern tatsächlich nicht.

"Ich weiß nicht, ob es wirklich mehr ist als die Eltern, aber viel müssen wir auf alle Fälle machen", sagt Amy Kirchhoff, die Vorsitzende des Landesschülerrats in Sachsen. Ihrer Meinung nach auch zu viel, dafür, dass die betroffenen Kinder zehn bis zwölf Jahre alt sind.

Kirchhoff ergänzt: "Dass es psychische Erkrankungen unter Schülerinnen und Schülern gibt, ist nicht ungewöhnlich. Und meiner Einschätzung nach steigt diese Anzahl auch, weil der Leistungsdruck immer höher wird, weil wir immer mehr lernen müssen und weil die Arbeitsbelastung immer weiter steigt."

Es prasselt viel mehr auf die Kinder ein

Das Problem könne man aber nicht auf einen Faktor runterbrechen, erklärt Kirchhoff. Es gehe um ein Zusammenspiel vieler Einflüsse. Eine Einschätzung, die Jan Zippel teilt. Er ist Vorsitzender des sächsischen Landeselternrates und sagt, die Kinder und Jugendlichen hätten heute mit ganz anderen Herausforderungen umzugehen als noch vor zehn Jahren. Mit Kriegen, Existenzängsten, sozialen Medien und vor allem: mit den Nachwirkungen der Corona-Pandemie.

Zippel erklärt: "Genau an der Stelle müssen wir auch ein Stück weit ansetzen. Wir als Landeselternrat haben das auch in unserem Positionspapier sehr breit gemacht. Wir fordern dort Unterstützungssysteme an Schulen. Schulsozialarbeit – das ist genau das Ministerium von Frau Köpping, was da aktiv werden kann. Wir haben auch unser Positionspapier verteilt und bis jetzt ist die SPD-Fraktion die einzige aus dem Landtag, die sich weder proaktiv noch auf Nachfrage zurückgemeldet hat."

Die SPD will das nicht so stehen lassen. Man habe bereits im Februar mit dem Landeselternrat über das Positionspapier gesprochen, sagt die bildungspolitische Sprecherin Sabine Friedel. Ein weiteres Gespräch sei für Mitte Mai vorgesehen. „Vielleicht ist das nicht allen im Gremium bekannt. Aber das kann passieren. Entscheidend ist: Inhaltlich sind wir mit dem Landeselternrat in vielen Punkten einig“, so Friedel.

Mehr Schulstress als Faktor für mehr psychische Erkrankungen

Wie wichtig solche Unterstützungsangebote in den Schulen sind, zeigen Zahlen aus der Psychotherapie. Inés Brock-Harder aus Halle ist Vorsitzende des Bundesverbands der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie. Sie sagt: "Sowohl die Statistiken und die Studien als auch unsere Wahrnehmung in den Praxen zeigt deutlich, dass die starke Zunahme von seelischen Störungen und psychischen Verhaltensauffälligkeiten aus der Corona-Pandemie noch lange nicht auf dem Stand von zuvor angekommen ist. Und das hat natürlich was mit dem erhöhten Stress, dem die Kinder und Jugendlichen jetzt in den Schulen ausgesetzt sind, zu tun."

Die Jugendlichen hätten viel nach- und vor allem aufholen müssen, sowohl schulisch als auch in ihrer persönlichen Entwicklung. Das habe nicht selten zu Depressionen und Angststörungen geführt, sagt Brock-Harder. Jede Schule, so die Forderung der Psychotherapeutin, bräuchte mindestens ein bis zwei Sozialarbeiter.

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Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 22. April 2024 | 06:18 Uhr

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