Jahresrückblick Aufgeklärte Fälle nach TV-Fahndung in "Kripo live"

02. Januar 2024, 12:23 Uhr

Auch 2023 konnten Ermittler Kriminalfälle lösen, nachdem in "Kripo live" nach den Tätern gefahndet wurde. Drei Fälle stellen wir vor: Dabei ging es um Mord, eine Brandserie und Körperverletzung.

Der Mordfall Kezhia H. (19) aus Klötze

Die 19- jährige Kezhia H. aus Klötze verschwand am 4. März 2023 spurlos. Wie Ermittlungen ergaben, war sie an diesem Tag an einer Bushaltestelle mit ihrem damaligen Freund, dem inzwischen 43 Jahre alten Tino B., verabredet. Dieser gab an, sie mit einem VW Crafter, seinem Dienstfahrzeug, abgeholt zu haben. Sie hätten sich ein Fußballspiel ansehen wollen und seien dafür ins circa 45 Kilometer entfernte Wolfsburg fahren. "Der Freund von Kezhia wurde in diesem Fall als Zeuge vernommen. Er hat sich in Widersprüche verwickelt und die vorläufige Auswertung des Fahrtenschreibers ergab dann auch, dass er bei der Vernehmung gelogen hatte", erklärt Jeannine Stage-Breuer von der Polizei Stendal  rückblickend. Aus dem Zeugen war ein mutmaßlicher Täter geoworden.

Am 16. April berichteten die Ermittler in "Kripo live" über den Fall und riefen Zeugen auf, sich zu melden. Bei der TV-Fahndung spielte der VW Crafter und sein Verbleib rund um den Tattag eine entscheidende Rolle. "Es gingen zahlreiche Zeugenhinweise, unter anderem auch von "Kripo live"-Zuschauern, ein. Und einige wenige Hinweise konnten dazu führen, dass unsere im Vorfeld berechnete Fahrtroute bestätigt werden konnte", sagt Stage-Breuer.

Anhand der Fahrzeugdaten und Zeugenhinweise konnte die Leiche der Kezhia H. in einem Wald bei Bahrdorf am 20. April 2023 aufgefunden werden. Tino B. soll über 30 Mal heimtückisch auf die junge Frau eingestochen haben. Der 43-Jährige ist wegen Mordes angeklagt. Ein Urteil wird Anfang des kommenden Jahres erwartet.

Brandserie in den Engelsdörfern im Kyffhäuserkreis

Seit 2021 beschäftigte eine Brandserie die sogenannten Engelsdörfer im Kyffhäuserkreis in Thüringen. Die ersten Brandstiftungen gab es in Feldengel. Hier wurde bei der ersten Tat das Holz für das traditionelle Osterfeuer angesteckt. Dann brannten ein weiterer Holzstapel, ein Vereinsbungalow und mehrmals Bäume zwischen den Ortschaften. Auch eine Garage und eine Werkstatt gingen in Flammen auf.

Am 17. Januar 2023 schließlich brannten in Westerengel 800 Strohballen. Der Gesamtschaden insgesamt lag inzwischen bei circa einer Viertelmillion Euro.  Daniel Calame, der Leiter der ermittelnden Soko "Glut", berichtete am 5. Februar 2023 bei "Kripo live" über einen ersten Hinweis auf den Täter: "Einige der Brandorte lagen relativ versteckt und man muss eben sich sehr gut auskennen in diesen Ortschaften."

Nach der Ausstrahlung der TV-Fahndung hörte die Brandserie abrupt auf. Die Ermittler stießen durch akribische Untersuchungen der einzelnen Brandstiftungen schließlich auf einen Tatverdächtigen. "Bei dem Täter handelt es sich um einen 29-jährigen jungen Mann, der im Bereich der sogenannten Engelsdörfer wohnhaft ist. Er ist auch Mitglied einer der Freiwilligen Feuerwehren dieser Ortsteile", sagt Calame rückblickend auf den Fall.

Unbekannter schlägt auf Jugendlichen im Zug ein

Eine Zugfahrt wurde am 12. März 2022 für einen damals 16-Jährigen und seine Freundin zu einem traumatischen Erlebnis. Die beiden wollten nach einem Shopping-Tag in Dresden zurück nach Zwickau fahren. Am Hauptbahnhof seien sie deswegen in die Regionalbahn gestiegen. "Dann habe ich bloß draußen gehört, dass Krach war und schaute Richtung Tür. Dann ist die Person schon eingestiegen. Ich habe ihn nur ganz kurz angeguckt und gleich wieder weggeguckt. Daraufhin meinte er schon: 'Willst du ein Passbild, du Fotze?'. Dann hat mein Freund gefragt, was das soll oder was sein Problem ist", erinnerte sich die Freundin am 22. Januar 2023 in einem Beitrag von "Kripo live" an die eskalierende Stimmung.

Ohne Vorwarnung habe der Unbekannte ihren Freund mit einer Powerbank, einem mobilen Handy-Akku, ins Gesicht geschlagen und dabei verletzt. Danach habe er den damals 16-Jährigen noch im Vorbeigehen angespuckt und während der Zugfahrt bedroht. "Wenn wir in Chemnitz aussteigen, sind wir tot", habe der Unbekannte zu ihm gesagt, so der Teenager. Der mutmaßliche Schläger sei dann selber in Chemnitz ausgestiegen. Die beiden Jugendlichen zeigten ihn bei der Bundespolizei an. Die Ermittler suchten auch in "Kripo live" nach Zeugen des Vorfalls. Es gab auch Aufnahmen aus der Videoüberwachungsanlage des Zuges. "Nach der Ausstrahlung gingen bei uns mehrere Hinweise ein. Interessanterweise bezogen sich zwei der Hinweise auf ein und dieselbe Person, so dass wir derzeit davon ausgehen, dass die Identität des Tatverdächtigen als gesichert gilt", erklärte Eckhard Fiedler von der Bundespolizei Klingenthal kurz danach zum schnellen Ermittlungserfolg.

MDR (cbr)

Dieses Thema im Programm: 17. Dezember 2023 | 19:50 Uhr

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