Mitarbeiter der Halleschen Verkehrs-AG (HAVAG) sowie Vertreter von Verdi und Fridays for Future stehen während eines Warnstreiks vor einem Betriebshof.
Die Gewerkschaft Verdi protestiert gemeinsam mit Aktivisten von Fridays for Future. Bildrechte: picture alliance/dpa | Jan Woitas

Auch in Mitteldeutschland Nahverkehrs-Warnstreik mit Klimaprotest in Sachsen und Sachsen-Anhalt

01. März 2024, 20:26 Uhr

Der Nahverkehr stand am Freitag in weiten Teilen einiger Bundesländer still – unter anderem in Sachsen und Sachsen-Anhalt. Die Klimabewegung Fridays for Future schloss sich dem Warnstreik der Gewerkschaft Verdi erneut an. In Dresden und Leipzig soll der Ausstand auch am Samstag fortgesetzt werden.

Zum Höhepunkt der bundesweit stattfindenden Warnstreiks im Nahverkehr haben am Freitag in mehreren Bundesländern zahlreiche Menschen für faire Arbeitsbedingungen im Nahverkehr und klimafreundliche Mobilität demonstriert. Zu dem gemeinsamen Protesttag hatten die Gewerkschaft Verdi und die Klimabewegung Fridays for Future aufgerufen.

Stillstand in sächsischen Städten

Der Verdi-Warnstreik legte den Bus-, U- und Straßenbahnverkehr in zahlreichen Bundesländern erneut lahm. An den Arbeitsniederlegungen beteiligten sich untere anderem ÖPNV-Beschäftigte in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Berlin, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. In den sächsischen Städten Dresden, Chemnitz, Plauen und Zwickau kam der Bus- und Straßenbahnverkehr komplett zum Stillstand. In Leipzig wurde ein Notbetrieb eingesetzt. In Dresden und Leipzig soll der Ausstand am Samstag fortgesetzt werden. Am Mittwoch und Donnerstag wurde bereits in Thüringen gestreikt.

Einschränkungen in 14 Bundesländern

Seit Donnerstag gab es nach Angaben von Verdi in vielen Städten in insgesamt 14 Bundesländern weitreichende Einschränkungen im Bus-, U-Bahn- und Straßenbahn-Verkehr. Lediglich im Saarland und in Bayern gab es keinen Arbeitskampf. 

Es war die zweite Warnstreikrunde im Tarifkonflikt des öffentlichen Personennahverkehrs, den Verdi parallel in fast allen Bundesländern austrägt. In dem Tarifkonflikt geht es um den Manteltarifvertrag, der vor allem die Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten regelt. Verdi fordert unter anderem eine Erhöhung des Urlaubsanspruchs, die Einführung von Zeitzuschlägen für Samstagsarbeit oder Überstundenzuschläge.

Kundgebungen mit Fridays for Future

Vielerorts – auch in Thüringen – gab es im Zuge der bundesweiten Verdi-Warnstreiks erneut gemeinsame Kundgebungen mit Fridays for Future. Die Klimabewegung solidarisierte sich bei ihrem bundesweiten Klima-Protest nicht zum ersten Mal mit Verdi. Im Bündnis "Wir fahren zusammen" setzen sich beide Organisationen seit 2020 für bessere Arbeitsbedingungen im ÖPNV ein. Ihr Argument ist, dass es eine Verkehrswende nur mit attraktiven Arbeitsplätzen und mehr Personal geben kann.

In einer gemeinsame Petition an kommunale Arbeitgeber und politisch Verantwortliche fordern Verdi und Fridays for Future, dass Bund und Länder ihr Versprechen einer Verdopplung des öffentlichen Personennahverkehr bis 2030 einhalten. Voraussetzung dafür sei, dass die Forderungen der ÖPNV-Beschäftigten in den Tarifverhandlungen im Nahverkehr umgesetzt werden. Angesichts des Personalmangels sei ohne bessere Arbeitsbedingungen ein Ausbau des Nahverkehrs nicht machbar, argumentieren sie.

AFP/dpa (akq/dni)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL FERNSEHEN | 01. März 2024 | 08:11 Uhr

42 Kommentare

Wagner vor 9 Wochen

Wieviel von den bewegten FFF - Leuten werden denn Bahn-oder Busfahrer werden ? Ich glaube keiner. Und wieviele werden denn die Arbeit der Bahn-und Busfahrer achten? Wenn man die Damen und Herren beim Einsteigen nach der Schule so beobachtet:wenige. Schuhe auf die Sitze,Limo oder red-Bull verschütten usw.usw.. War ein schöner Event der Streik,keine Schule, kein Mathetest,lief doch prima..
So wirds nicht. In der LVZ schönes Statement einer Dame ,die nicht mit gestreikt hat :alles politisiert und an die Grundlagen gehts nicht.Beispiel Fahrradweg auf dem Ring. Die Autos behindern die Strassenbahn,weil eine Spur fehlt. Ich kann mir vorstellen,dass dies hochanstrengendes fahren ist—wer ist schuld. Der Gesellschafter,die Stadt.Die stehen aber als Abgeordnete mit auf dem Streikpodium und erzählen Unsinn.

martin vor 9 Wochen

Klar sind Streiks für die Menschen, die auf die Leistung angewiesen sind, mehr als ärgerlich. Andererseits bedarf es für einen guten öffentlichen (Nah- und Fern-) Verkehr auch ausreichend Menschen, die in den zugehörigen Berufen arbeiten wollen. Und wenn mit Streiks das Gehalt und die Arbeitsbedingungen real verbessert werden, hilft das bereits mittelfristig allen Menschen mehr als es kurzfristig den Betroffenen schadet.

Da stehe ich einem Streik im ÖPNV deutlich freundlicher gegenüber, als der Blockade von Autobahnauffahrten durch die Vertreter der industriellen Landwirtschaft. Die sollten sich m.M.n. lieber gegen die Politik ihrer Verbandsvertreter protestieren und gegen die unzureichenden Erzeugerpreise - nicht zuletzt durch den Druck der Einzelhandelskonzernen - angehen.

dimehl vor 9 Wochen

Man möchte, daß mehr Menschen den ÖPNV nutzen.
Man möchte, daß mehr Menschen die Bahn nutzen.
Durch immer wieder durchgeführte, berechtigte Streiks sind diese beiden ja aus Sicht Klima/Ökologie sehr sinnvollen Verkehrsmittel aber immer wieder, teilweise über Tage, überhaupt nicht nutzbar. Es wird nicht der letzte Streik im ÖPNV gewesen sein. Wer weiß, wie lange der absehbar nächste Bahnstreik dauern wird.
Diese Unzuverlässigkeit schreckt dann aber womöglich Jene ab, die auf eine sichere Verfügbarkeit dieser Verkehrsmittel angewiesen wären und wenn diese nicht gegebenen ist, zwangsläufig auf Alternativen ausweichen müssen. Ein Dilemma...

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