Löscharbeiten in einem Waldstück bei Bad Belzig
Wie löscht man einen Waldbrand möglichst schnell und effizient? Bildrechte: mdr

Waldbrandgefahr Waldbrände bekämpfen mit festen Löschwasserleitungen?

20. Juli 2023, 05:00 Uhr

Es ist Sommer, die Waldbrandgefahr ist hoch. Das beschäftigt auch unseren Hörer Henry Jäckel. Er will wissen, ob es sinnvoll wäre, Löschwasser aus Talsperren über feste Rohrleitungen, die im Boden liegen, zu bestimmten zentralen Punkten im Gebirge zu pumpen. Dort könnte dann die Feuerwehr im Brandfall einfach ihre Schläuche anschließen und das Feuer löschen. Das wäre im Harz, Thüringer Wald und Sächsische Schweiz vorteilhaft, vermutet Herr Jäckel. Doch geht das so einfach?

Wochenlang kämpften im vergangenen Sommer in der sächsischen und böhmischen Schweiz sowie im Harz hunderte Feuerwehrleute gegen Waldbrände. Die Feuer loderten zum Teil in nur schwer zugänglichen Gebieten.

Feste Löschwasserleitungen – eine Option?

Einfach Leitungen unterirdisch ins Gebirge legen und dort Hydranten hinstellen sei schwierig, so der Vorsitzende des Feuerwehrlandesverbandes Sachsen-Anhalt, Kai-Uwe Lohse. Er ist gleichzeitig Kreisbrandmeister in Landkreis Harz.

Lohse sagt: "Die Problematik mit den festen Rohrleitungen aus Talsperren haben wir schon öfters mal diskutiert. Die Problematik dabei ist einmal die Topografie. Aufgrund der Wegstruktur müssten die sehr groß sein und würden dann die Ansaug-Kapazitäten überschreiten."

Das heißt, selbst wenn Leitungen liegen würden, sei es technisch schwierig, das Löschwasser ins Gebirge zu pumpen. Dennoch sei an Lösungen gearbeitet worden, so Lohse. Gerade für die Harz-Region: "Eine Lösung davon ist unser Flugzeug, welches entsprechend den Einsätzen und Anforderungen starten kann. Dann sind es die Wege, die nun endlich an der einen oder anderen Stelle ertüchtigt werden. Sodass wir mit unseren Tankfahrzeugen in die entsprechende Region vordringen können. Ein weiterer Punkt ist die Verbesserung der Löschwasser-Situation mit flexiblen Zisternen, im Volksmund auch Wasserblasen genannt."

Die könnten künftig bei Bedarf in großen Mengen aufgestellt werden, besonders im Bereich des Nationalparkes Harz.

Weitere Nachteile von Löschwasserleitungen

Auch Gunnar Ullmann, Vizepräsident des Landesfeuerwehrverbandes Sachsen ist skeptisch, ob Löschwasserleitungen im Gebirge eine Option sein könnten. Die Leitungen müssten frostfrei verlegt werden, das sei schwierig. Und selbst wenn das klappe, bestehe die Gefahr, dass der Hydrant dann an der einen Stelle stehe, das Feuer aber wo ganz anders lodere: "Deswegen sind wir mit Verlegung von normalen Schlauchleitungen der Feuerwehren bei weitem flexibler und natürlich dann auch ein Stück schneller."

So wie sein Feuerwehrkamerad aus Sachsen-Anhalt findet auch Gunnar Ullmann es sinnvoll, im Wald Zisternen anzulegen. Das werde geprüft. Doch künftig soll bei Bränden in schwierigen Geländen Hilfe von oben kommen.

Ullmann sagt: "Der Freistaat Sachsen hat sich um Ziel gesetzt, drei neue Polizeihubschrauber zu beschaffen, die größere Lasten transportieren können. Das ist unsere zukünftige Rückfallebene, bei Waldbränden und schwierigen Geländelagen Unterstützung aus der Luft anfordern zu können. Das ist aus unserer Sicht die einzige sinnige Variante, einen schnellen Zugriff auf Löschwasser zur Verfügung zu haben."

Zudem sei es auch überlegenswert, Feuer in bestimmten schwer zugänglichen Gebieten kontrolliert abbrennen zu lassen, so Ullmann. Diese Gebiete müssten aber vorher genau festgelegt werden.

Eine Hubschrauber steht in den Abendstunden auf einem Feld. 2 min
Bildrechte: Marko Förster
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Mit einem mit einer Wärmebildkamera ausgestatteten Hubschrauber fahndet die Polizei in der Sächsischen Schweiz nach illegalen Feuerstellen. Jetzt war er wieder im Einsatz.

Sa 08.07.2023 17:15Uhr 01:31 min

https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/dresden/freital-pirna/saechsische-schweiz-waldbrand-hubschrauber-polizei-100.html

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bri Klimakiller 2 min
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Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 20. Juli 2023 | 06:00 Uhr

2 Kommentare

steka vor 43 Wochen

Also wenn man sich abgebrannte Waldflächen 2, 3 Jahre danach ansieht, die sind oft grüner und vielseitiger mit jungen Bäumchen als die mühsam aufgeforsteten Flächen, die auch wieder nach Gewinnaussichten der Waldbesitzer bepflanzt werden.

hilflos vor 43 Wochen

Der Abschied von Fichtemonokulturen wäre billiger.
Achso, wer bezahlt die Leitungen? Steuerzahler oder Waldbesitzer?
Oder geht es um "Gewinne privatisieren und Kosten/Verluste kollektivieren"

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