Entscheidung des Kreistags Waldbrände bekämpfen: Harz bekommt Löschflugzeug aus Polen
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15. März 2023, 20:08 Uhr
Nach den verheerenden Waldbränden im Harz im vergangenen Jahr, hat sich der Kreistag für ein polnisches Löschflugzeug entschieden. Das ist dazu bisher bekannt.
- Entscheidung gefallen: Der Landkreis Harz hat sich für ein polnisches Löschflugzeug entschieden.
- Laut Landrat Thomas Balcerowski (CDU) liegen die Kosten bei 300.000 Euro für beide Saisons – das sei aber "gut investiertes Geld".
- 2022 gab es mehrere Waldbrände im Harz, bei denen sich die Löscharbeiten als schwierig gestalteten. Deshalb brauche es dieses Löschflugzeug.
Der Kreistag des Landkreises Harz in Halberstadt hat am Mittwochabend den Weg für eine bessere Bekämpfung von Waldbränden freigemacht. Ab April steht den Freiwilligen Feuerwehren das Kleinlöschflugzeug von "Mieleckie Zakłady Lotnicze" aus Polen täglich zur Verfügung. "Im Landkreis Harz beginnt mit dem Löschflugzeug im Frühjahr ein neues Zeitalter bei der Bekämpfung von Waldbränden", kommentiert Landrat Thomas Balcerowski (CDU) die Entscheidung.
Den auf die Einsatzjahre 2023 und 2024 angelegten Dienstleistervertrag unterschreibe der Landrat in den kommenden Tagen. Zwei Anbieter standen zur Auswahl. Dabei handelte es sich nach Recherchen von MDR SACHSEN-ANHALT um Unternehmen aus Polen und Tschechien.
Das Löschflugzeug Dromader PZL M18 Der Landkreis Harz berichtet, dass es sich bei der Dromader PZL M18 B um einen SEAT – einen Single Engine Air Tanker handelt. Seit 1978 wurde es als Löschflugzeug insgesamt rund 750 Mal hergestellt. Das 9,47 Meter lange und 3,70 Meter hohe Flugzeug ist mit einer Spannweite von 17,70 Meter sehr wendig und kann bis zu 2.200 Liter Löschwasser aufnehmen. Es verfügt nach Angaben des polnischen Herstellers über sichere Flugeigenschaften in schwierigem Gelände und erlaubt einen engen Kurvenflug. Die Dromader PZL M18 B kann ihre 2.200-Liter-Wassertank-Ladung sowohl als Wasser-Linie über dem Feuer als auch als gezielte "Wasserbomben" mit einer Bodenabmessung von rund 150 Quadratmeter entladen.
Im Brandfall schnell am Einsatzort sein
Dem Landkreis Harz ist besonders wichtig, dass das Löschflugzeug schnell einsatzfähig ist. Deshalb muss es laut Beschlussvorlage vom 1. April bis zum 30. September täglich bereitstehen, innerhalb von maximal 90 Minuten am Einsatzort sein und mindestens 2.000 Liter Wasser aufnehmen können. Einsatzbasis der "Dromader PZL M18 B" ist der Flugplatz Ballenstedt.
Die Kosten liegen laut Landrat Thomas Balcerowski (CDU) bei 300.000 Euro für beide Jahre. "Das ist gut investiertes Geld", sagte der CDU-Politiker MDR SACHSEN-ANHALT. Allein die Bekämpfung des großen Waldbrandes am Brocken im vergangenen Sommer habe mehr als 1,5 Millionen Euro gekostet. Laut Balcerowski könnten im Bedarfsfall auch benachbarte Landkreise wie etwa Mansfeld-Südharz oder Goslar unterstützt werden.
Feuerwehren müssen geschult werden
Wie Kreisbrandmeister Kai-Uwe Lohse erklärt, müssen die Feuerwehren zukünftig das Kleinflugzeug mit Löschwasser betanken. Dafür soll es zeitnah Schulungen geben. Lohse: "In den nächsten Wochen müssen die Feuerwehren das Wasser-Betanken am Flugzeug üben. Außerdem beginne das Recruiting der Außenlandeplätze, die Absprachen mit den Gemeinden sowie die Abstimmungen zum Funksystem."
Neben dem Flugplatz in Ballenstedt, seien während des Löscheinsatzes Landeplätze in Pullman City, bei Veckenstedt sowie auf dem Verkehrslandeplatz Allstedt im Landkreis Mansfeld-Südharz möglich. Außerdem halte das polnische Unternehmen für den Landkreis Harz ein zweites Luftfahrzeug als Reserve an der deutsch-polnischen Landesgrenze bereit.
Schwierige Löscharbeiten bei Waldbränden in 2022
2022 war es vor allem am Brocken zu mehreren Waldbränden gekommen. Dabei gestalteten sich die Löscharbeiten in dem unwegsamen Gelände oft schwierig. Anfang September kämpften nach Angaben des Landkreises 1.800 Einsatzkräfte nahe Schierke eine Woche lang gegen die Flammen.
Das Feuer war am 3. September im Nationalpark Harz unweit des Goethebahnhofes ausgebrochen und wurde zum ersten Katastrophenfall in der Geschichte des Landkreises Harz.
Der Landkreis rief den Katastrophenfall aus und musste zwei Löschflugzeuge aus Österreich und Italien und elf Hubschrauber von Landespolizei und Bundeswehr anfordern. Rund neun Millionen Liter Löschwasser seien aus der Luft auf die Waldbrände abgeworfen, bilanziert der Landkreis. Die Kosten dafür beliefen sich auf mindestens zwei Millionen Euro.
Korrektur: In einer ersten Version des Textes sind die Kosten für die Löschflugzeuge falsch angegeben worden. Richtig ist, dass die Kosten für beide Jahre 2023 und 2024 bei insgesamt 300.000 Euro liegen.
MDR (Swen Wudtke, Johanna Daher)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 15. März 2023 | 17:00 Uhr
Harka2 am 16.03.2023
Das ist korrekt, nur sind AGRAR-Flieger im Westen unbekannt, da sich ihr Einsatz auf den dortigen Handtuchfeldern nicht lohnt und im Osten sieht man sie auch nur noch selten, weil die Betreiber der AGRAR-Betriebe soetwas gar nicht kennen.
Harka2 am 16.03.2023
Kein Flugzeugbauer in Deutschland bietet Löschflugzeuge an. Der weltweite Markt dafür ist verschwindent gering und wird weitgehen von der Canadair CL-415 und der größeren Be-200 abgedeckt. In China und Japan befinden sich ähnliche Löschflugzeuge in Entwicklung.
Selbst der Markt für Landwirtschaftsflugzeuge wie die Dromader ist verschwindend klein. Der ist so klein, dass selbst die USA der größte Exportkunde für die Dromader ist.
MDR-Team am 16.03.2023
Auch wir haben in der Vergangenheit über mögliche Zusammenhänge zwischen Waldbränden im Harz und der Brockenbahn berichtet. Dazu ist sogar ein Test unter diesem Artikel verlinkt.