Altenpfleger mit Corona-Maske bei der Arbeit mit Patient in haeuslichen Umfeld Heidelberg
Im vergangenen Jahr hat es in Deutschland einen deutlichen Anstieg bei der Zahl der Pflegebedürftigen gegeben. Bildrechte: imago images/photothek

Gesundheit Zahl der Pflegefälle steigt sprunghaft an – Coronapandemie könnte der Grund sein

16. April 2024, 09:45 Uhr

Im vergangenen Jahr hat es in Deutschland einen deutlichen Anstieg bei der Zahl der Pflegebedürftigen gegeben. Dem Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen zufolge stieg die Zahl um 361.000. Es sei unklar, woher der besonders starke Anstieg komme. Denkbar sei ein einmaliger Nachholeffekt der Corona-Pandemie, so der Verband.

Im vergangenen Jahr hat es in Deutschland deutlich mehr Pflegebedürftige gegeben. Wie der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen mitteilte, stieg die Zahl um 361.000.

Damit fiel der Anstieg um elf Prozent höher aus als im Jahr davor, sagte der Vizevorsitzende Gernot Kiefer den Funke-Medien. Es sei unklar, woher der Anstieg komme. Denkbar sei ein einmaliger Nachholeffekt der Corona-Pandemie. Viele ältere Menschen hätten sich möglicherweise erst spät wieder getraut, die Prüfer des Medizinischen Dienstes ins Haus zu lassen. Sollte dies jedoch ein neuer Trend sein, werde sich die Lage in der Pflege deutlich kritischer darstellen als erwartet.

Dem Verband zufolge müssten dann die Beiträge weiter steigen, sollte der Bund keine Alternativen zur Entlastung der Pflegeversicherung anbieten. Nach Berechnungen würden sie um mindestens 0,2 Prozentpunkte steigen müssen. Eine Alternative wäre etwa, dass der Staat einige der Leistungen, die aktuell der Pflegeversicherung zugeordnet seien, selbst übernehme.

Auf eine höhere Belastung von Kinderlosen oder eine stärkere Staffelung nach Anzahl der Kinder sollte dabei aber verzichtet werden. Stattdessen müssten mehr Finanzmittel für die Pflegeversicherung generiert werden, erklärte Kiefer laut Vorabbericht. Die Gesamtzahl der Pflegebedürftigen habe laut Kiefer bei 5,2 Millionen gelegen.

Der Anstieg würde sich aber nicht ewig in dieser Dynamik fortsetzen, so der Verband der Krankenkassen: Wenn ab der zweiten Hälfte der 2030er Jahre die Welle der Babyboomer abebbe, würde sich auch die Kurve wieder etwas abflachen.

Finanzen für Pflegebedürftige in Deutschland sollte bis 2025 gesichert sein

Eine am Dienstag veröffentlichte Studie war bereits zu dem Ergebnis gekommen, dass schon bald eine weitere Erhöhung der Pflegebeiträge ins Haus stehen könnte. Bereits zum kommenden Jahreswechsel dürfte die immer weiter steigende Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland einen Anstieg nötig machen. Schon 2024 sei eine Beitragssatzanpassung zur Sicherung der Zahlungsfähigkeit der Pflegeversicherung wahrscheinlich.

Zur Stabilisierung der Pflegeversicherung hatte der Bundestag im vergangenen Jahr eine Reform beschlossen. Die Finanzen sollten eigentlich bis 2025 abgesichert sein. Der Beitrag für Kinderlose stieg auf vier Prozent und für Beitragszahler mit einem Kind auf 3,4 Prozent. Der Arbeitgeberanteil stieg auf 1,7 Prozent. Bei mehr Kindern sinkt der Beitrag.

RTR/dpa (lmb)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 14. April 2024 | 07:00 Uhr

18 Kommentare

der Gnatz am 15.04.2024

Der Weg in einen Pflegeberuf ist langwierig und setzt zunächst sehr gute Deutschkenntnisse voraus.
Danach folgt die Ausbildung, die nicht immer bis zu Ende geführt wird. Und dann sind die Verdienste oft auch nur mäßig...

der Gnatz am 15.04.2024

Wer ist es denn, der die Zahlen so in die Höhe treibt? Eher Ältere, eher Kurz-nach-Renteneintritt, "Erwerbsalter", eher Jüngere, Kinder?
Diese Information fehlt mir hier.

MDR-Team am 15.04.2024

Hallo Steffen69,
es geht im Artikel darum, dass der Anteil der Pflegebedürftigen sprunghaft gestiegen ist. Unter den seit 2015 nach Deutschland gekommenen Menschen finden sich natürlich auch welche, die in der Pflege tätig geworden sind. Doch auch das verursacht selbstverständlich Kosten.

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