Überblick SPD bei Bundestagswahl in Sachsen-Anhalt vorn

27. September 2021, 01:48 Uhr

Die SPD hat auch in Sachsen-Anhalt die Bundestagswahl gewonnen. Die CDU musste eine empfindliche Niederlage einstecken. Die SPD bekam die meisten Zweitstimmen und eroberte vier Wahlkreise direkt, darunter Magdeburg und Halle. Bei den Zweitsimmen wurde die CDU Zweite, dahinter folgte die AfD.

In Sachsen-Anhalt hat die SPD bei den Wahlen zum Deutschen Bundestag einen Erfolg gefeiert. Die Partei sicherte sich 25,4 Prozent der Zweitstimmen und lag damit deutlich vor der CDU mit 21 Prozent und der AfD mit 19,6 Prozent. Bei der Landtagswahl am 6. Juni hatten die Sozialdemokraten noch 8,4 Prozent der Stimmen bekommen. Somit haben sie ihr Ergebnis innerhalb weniger Monate mehr als verdreifacht. Die CDU hingegen halbierte ihr Ergebnis fast. Die AfD verlor im Vergleich zur Landtagswahl einen guten Prozentpunkt.

Die Linke verliert im Vergleich zur Landtagswahl weiter und kommt bei der Bundestagswahl in Sachsen-Anhalt auf 9,6 Prozent. Knapp dahinter landet mit 9,5 Prozent die FDP. Die Grünen fahren 6,5 Prozent ein.

Das sind die Ergebnisse in den Wahlkreisen

Heike Brehmer von der CDU sicherte sich den Sieg im Harz (WK 68) – trotz starker Verluste im Vergleich zu 2017. In Halle (WK 72) konnte Karamba Diaby von der SPD seinem CDU-Konkurrenten Christoph Bernstiel das Direktmandat abnehmen. Im WK 73 (Burgenland – Saalekreis) siegte Dieter Stier von der CDU knapp vor Martin Reichardt von der AfD und konnte somit seinen Erfolg von 2017 wiederholen. Genau anders herum ging es im WK 71 (Anhalt) aus. Hier gewann Kay-Uwe Ziegler knapp vor Frank Wyszkowski von der CDU. Damit hat die AfD erstmals bei einer Bundestagswahl ein Direktmandat in Sachsen-Anhalt errungen.

Im WK 70 (Dessau – Wittenberg) holte Sepp Müller (CDU) einen deutlichen Sieg vor Leonard Schneider von der SPD. Der WK 74 (Mansfeld) sah ein dramatisches Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Robert Farle von der AfD und Torsten Schweiger (CDU), das der AfD-Mann mit gerade einmal 202 Stimmen Unterschied gewann. In der Altmark ist das Direktmandat für den Deutschen Bundestag an den SPD-Kandidaten Herbert Wollmann gegangen. Auch in Magdeburg (WK 69) ging das Direktmandat an die SPD: Martin Kröber bekam 25,3 Prozent der Erststimmen und setzte sich gegen den CDU-Politiker Tino Sorge (22 Prozent) durch. Und zum Schluss ging auch der WK 67 (Börde – Jerichower Land) an die SPD. Hier bezwang Franziska Kersten ihren Konkurrenten Gerry Weber von der CDU.

Die Wahlkreis-Sieger im Überblick, in Klammern: Gewinner von 2017

  • WK 66, Altmark: Herbert Wollmann, SPD (Eckhard Gnodtke, CDU)
  • WK 67, Börde – Jerichower Land: Franziska Kersten, SPD (Manfred Behrens, CDU)
  • WK 68, Harz: Heike Brehmer, CDU (Heike Brehmer)
  • WK 69, Magdeburg: Martin Kröber, SPD (Tino Sorge, CDU)
  • WK 70, Dessau – Wittenberg: Sepp Müller, CDU (Sepp Müller)
  • WK 71, Anhalt: Kay-Uwe Ziegler, AfD (Kees de Vries, CDU)
  • WK 72, Halle: Karamba Diaby, SPD (Christoph Bernstiel, CDU)
  • WK 73, Burgenland – Saalekreis: Dieter Stier, CDU (Dieter Stier)
  • WK 74, Mansfeld: Robert Farle, AfD (Torsten Schweiger, CDU)

Schlechtestes CDU-Ergebnis der Geschichte – SPD und Grüne legen bundesweit zu

Nach Hochrechnung von Infratest Dimap (Stand: 23:36 Uhr) liegen bundesweit die SPD mit 25,8 und die CDU/CSU mit 24,1 Prozent vorne. Drittstärkste Kraft sind demnach die Grünen mit 14,6 Prozent vor der FDP mit 11,5 und der AfD mit 10,4 Prozent. Die Linke muss mit aktuell 4,9 Prozent um den Wiedereinzug in den Bundestag bangen.

Für die Union wäre es im Vergleich zur Wahl 2017 ein Einbruch um etwa acht Prozentpunkte und das schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte. Grüne und SPD können dagegen deutlich zulegen. Die Linke büßt gut vier Zähler ein. Die AfD verliert leicht an Stimmen.

Das enge Ergebnis lässt schwierige Koalitionsverhandlungen erwarten, mehrere sehr unterschiedliche Bündnisse sind derzeit im Bundestag denkbar. Entsprechend verhalten und eher gemäßigt fielen die Reaktionen in Sachsen-Anhalt aus.

Schulze (CDU) erwartet Kopf-an-Kopf-Rennen

Sven Schulze, CDU-Landeschef und Wirtschaftsminister, sagte MDR SACHSEN-ANHALT: "Das wird ein spannender Abend. Es sieht nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen aus. Es war vielleicht ein Fehler, einen Spitzenkandidaten in kleiner Runde zu benennen." Die Spitzenkandidatin der CDU Sachsen-Anhalt, Heike Brehmer, hat ernüchtert auf das Abschneiden bei der Bundestagswahl reagiert. "Das Ergebnis ist natürlich enttäuschend", sagte die Bundestagsabgeordnete.

Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sagte in der ARD, es sei ein wichtiges Signal für Ostdeutschland, dass es eine rot-rot-grüne Koalition wahrscheinlich nicht geben werden. Auf den Kanzlerkandidaten Armin Laschet angesprochen, wollte Haseloff zuerst nicht von einer falschen Wahl sprechen. Er gab aber zu, dass viele in seiner Partei einen anderen Kandidaten präferiert hätten. Haseloff selbst hatte sich im Vorfeld für den CSU-Chef und bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder ausgesprochen.

Kleemann (SPD): "Als eine gemeinsame Aufgabe verstanden"

SPD-Co-Chefin Juliane Kleemann freute sich: "Das ist ein total schönes Ergebnis. Für uns liegt es daran, dass wir mit Olaf Scholz einen wirklich stabilen Kandidaten aufgestellt haben. Und auch, dass wir als Partei gesagt haben, wir gehen gemeinsam mit Olaf Scholz in diesen Wahlkampf. Und die Partei hat das wirklich als eine gemeinsame Aufgabe verstanden. Das ist das Ergebnis von heute Abend. Wir müssen jetzt das Ergebnis abwarten, dann werden sich die Gremien beraten, und dann wird man sehen, welche Konstellationen sich anbieten."

Der Spitzenkandidat der SPD, Karamba Diaby, sieht im Abschneiden der SPD einen klaren Regierungsauftrag für ihren Kanzlerkandidaten Olaf Scholz. Ein Zweierbündnis der SPD mit der CDU hält Diaby für keine gute Wahl: "Die Groko wäre die schlechteste Variante, die man sich nur vorstellen kann", sagte er. Eine Regierungsbeteiligung ohne die Parteien, die gewonnen hätten – konkret nannte er SPD und Grüne – wäre aus seiner Sicht unvorstellbar.

Grüne: Harter Wahlkampf – FDP: Kommen bei den Wählern an

Grünen-Landesvorsitzende Susan Sziborra-Seidlitz sagte MDR SACHSEN-ANHALT: "Gutes Ergebnis. Das war ein harter Wahlkampf. Es ist nicht gelungen, den Wahlkampf über Inhalte zu führen."

Grünen-Spitzenkandidatin Steffi Lemke hat das Abschneiden der Grünen bei der Bundestagswahl als "großartiges Ergebnis" bezeichnet. Die Grünen hätten zwar ihr Wahlziel, in das Kanzleramt einzuziehen, nicht erreicht, sagte die Bundestagsabgeordnete. Ihre Partei habe den Wahlkampf mit dem Klimathema aber geprägt: "Daran kam keine Partei im Wahlkampf vorbei", sagte Lemke. Ob sie ein CDU- oder SPD-geführtes Bündnis vorziehen würde, wollte Lemke nicht sagen.

FDP-Landeschefin Lydia Hüskens meinte: "Wir haben nochmal hinzu gewonnen zu dem auch schon sehr guten Ergebnis von vor vier Jahren und sind zufrieden. Wir merken, dass wir mit unseren Themen bei den Wählern angekommen sind. Wir haben uns 2017 entschieden, nicht in eine Koalition zugehen, weil wir nicht überzeugt waren, dass wir die Inhalte, für die wir gewählt worden waren, in der Regierung hätten umsetzen können. Wir werden jetzt Gespräche führen, und ich bin zuversichtlich, dass wir mit unseren Partnern dann auch eine gute Regierung finden."

AfD: Konnten Ergebnis fast halten – Linke: Schmerzhafte Niederlage

AfD-Landesvorsitzender Martin Reichardt gab sich zufrieden: "Die Prognose bewerten wir als gut. Wir haben unser Ergebnis annähernd halten können. Wir sind die Partei, die im Wahlkampf hart angegangen worden ist. Die CDU hat davon profitiert, dass die Menschen in Deutschland Angst vor Rot-Rot-Grün haben." Reichardt, der in Sachsen-Anhalt als AfD-Spitzenkandidat für die Bundestagswahl angetreten war, sagte weiter: "Wir sind hier im Osten klar Volkspartei geblieben." Der Partei würden inzwischen auf vielen Feldern Kompetenzen zugeschrieben, so Reichardt.

Stefan Gebhardt, Landeschef der Linken, ist hingegen besorgt: "Das wird eine Zitterpartie für uns heute Abend. Ich hoffe, dass sich das noch stabilisiert und steigt, aber so oder so ist das für meine Partei natürlich eine schmerzhafte Niederlage. Ich glaube, wir haben einen sehr engagierten Wahlkampf gemacht. Ich glaube, dass die Ursachen dafür viele Jahre zurückliegen, dass wir in den letzten Jahren nicht in die richtige Spur gekommen sind und dass wir früher hätten sehen müssen, dass wir auf einem falschen Kurs sind, weil die Ergebnisse schon seit vielen Jahren für uns nicht mehr stimmen."

Der Spitzenkandidat der Linken in Sachsen-Anhalt, Jan Korte, ist von dem Abschneiden seiner Partei in Ostdeutschland enttäuscht. "Wir waren im Osten eine starke Volkspartei", sagte Korte. Man müsse jetzt drüber nachdenken, was die Partei alles falsch gemacht habe, sagte Korte, der auch Parlamentarischer Geschäftsführer der Linken-Bundestagsfraktion ist: "Das waren wir, das waren keine anderen Umstände."

Insgesamt bewarben sich 181 Menschen im Land um ein Bundestagsmandat. Aktuell sind aus Sachsen-Anhalt fünf Frauen und 18 Männer in den Bundestag entsandt. Bei der Bundestagswahl 2017 hatte die CDU alle neun Wahlkreise in Sachsen-Anhalt gewonnen.

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Ein Blumentopf mit einer Deutschlandfahne steht auf einem Tisch
Bildrechte: picture alliance/dpa | Oliver Dietze

MDR/Gero Hirschelmann, Luca Deutschländer

Dieses Thema im Programm: MDR extra – Die Bundestagswahl 2021 | 26. September 2021 | 17:50 Uhr

7 Kommentare

Denkschnecke am 27.09.2021

Wo sind eigentlich alle, die hier im Forum vor vier Monaten die SPD perspektivisch unter 10% gesehen haben und gefordert haben, sich nicht immer störend in der Koalition einzumischen - mit dem Hinweis, sie sei keine Volkspartei mehr?

Torsten W am 27.09.2021

…korrekt. Wenn dann noch eine abgewählte Partei, ich rede hier von der 4,9 % aber mit einer Grundmandatsklausel alle 39 Sitze im Bundestag besetzen darf, ist eine Schande und gegen den Bürger/Wähler gerichtet. Die DDR lässt grüßen. Dass Wahlrecht muss dringend reformiert werden! Dafür sollten wir mal auf die Straße gehen..

Bernd_wb am 27.09.2021

Vergleicht man LT- und BT-Wahl sieht man wo der Fehler bei der CDU lag. Die "Delegierten des Parteitages und die Basis hatten eine unterschiedliche Sicht wer die CDU in die Zukunft führen sollte. Jetzt gab es die Quittung und der SPD hat selbst Scholz genuegt um die Wahl zu gewinnen. Daher die CDU sollte in die Opposition gehen und mal lernen wie Basisdemokratie geht.

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