Maislager eine Biogasanlage
Die Herstellung von Biogas erfordert Pflanzen wie zum Beispiel Mais. Bildrechte: IMAGO / Joerg Boethling

Klimaneutrale Brennstoffe Biomethan als Ersatz für Erdgas schwer flächendeckend nutzbar

05. April 2023, 07:55 Uhr

Gas- und Ölheizungen sollen bald nur noch mit klimaneutralen Brennstoffen betrieben werden. Eine Möglichkeit dafür wäre Biomethan. Der Fachverband Biogas hat berechnet, dass immerhin knapp ein Fünftel aller Haushalte darüber mit Wärme versorgt werden könnten. Flächendeckend Biomethan als Ersatz für Erdgas zu nutzen, ist aber gar nicht so leicht möglich.

Carolin Fröhlich
Bildrechte: MDR/Isabel Theis

Der Bundesverband Biogas ist sich sicher, dass Deutschland ein unglaubliches Potenzial habe, das noch nicht ausreichend genutzt werde: Biogas! Allein in Mitteldeutschland gibt es rund 1.000 davon. Hier entsteht aus biologischen Abfällen Biogas.

Wie etwa in Markersdorf bei Görlitz. Hier ist der Betreiber Christoph Zachmann: "Die Biogasanlage erzeugt durch Biomasse, Grassilage, Maissilage oder Rindergülle, Biogas. Dadurch wird ein Generator angetrieben, der Strom erzeugt und die Abwärme von dem Ganzen wird dann als Wärme für die anliegende Schule beziehungsweise auch für die Anlage selber als Eigenbedarf verwertet."

Versorgung von sieben Millionen Haushalten möglich

Viele Biogasanlagen versorgen mit der Wärme, die als Nebenprodukt bei der Stromerzeugung entsteht, schon umliegende Häuser und kleine Gemeinden.

Für weitere Entfernungen muss das Biogas aufgearbeitet werden, zu reinem Biomethan. Damit könnte man in Zukunft viele alte Gasheizungen betreiben, sagt Ingo Baumstark vom Bundesverband Biogas: "Biomethan wird durch das Erdgasnetz deutschlandweit dorthin transportiert, wo es noch effizienter genutzt wird, als es vor Ort genutzt werden könnte. Hier haben wir kalkuliert, auf Grundlage von Statistiken, dass wir insgesamt über das Erdgasnetz sieben Millionen Haushalte bis 2030 versorgen könnten."

Die Berechnung zeigt, was theoretisch möglich wäre. Denn es gibt deutschlandweit immerhin rund 10.000 Biogas-Anlagen.

Flächendeckende Grundversorgung schwer möglich

Die meisten stellen allerdings kein Biomethan her. Warum? Sie sind zu klein – wie die Anlage von Christoph Zachmann – für den eine Umstellung nicht rentabel wäre. Und die Wärme würde an anderer Stelle fehlen – in seinem Fall der örtlichen Schule. Biogasanlagen müssen, um direkt Biomethan einzuspeisen, außerdem einzeln oder im Verbund ans Gasnetz angeschlossen werden.

Ein weiterer wichtiger Punkt: Die Herstellung von Biomethan erfordert auch hoch-energetische Pflanzen wie etwa Mais. Das gibt Thüringens grüner Umweltminister Bernhard Stengele zu bedenken. Es ergebe für ihn keinen Sinn, dass auf landwirtschaftlichen Flächen monokulturell Mais angebaut werde, um ihn dann als Wärme zu verbrauchen: "Das ist ineffektiv. Diese Flächen werden sehr viel besser entweder mit Fotovoltaik oder Windenergie genutzt oder natürlich ist es auch nicht richtig, dass wir hochwertige landwirtschaftliche Flächen dafür benutzen", sagt Stengele.

Dabei hält Stengele Biogasanlagen für die Nutzung in einem lokalen Nahwärmenetz durchaus für sinnvoll. Für eine flächendeckende Grundversorgung sei es allerdings nicht geeignet.

Das sächsische Umweltministerium wollte sich noch nicht dazu äußern, wie es die Chancen von Biomethan als Ersatz von Erdgas einschätzt. Auf Anfrage von MDR AKTUELL hieß es, der Vorschlag werde noch fachlich geprüft.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 05. April 2023 | 06:00 Uhr

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