Eine Frau wird per Ultraschall untersucht.
Um Endometriose früher erkennen zu können, müssen sich die Untersuchungs- und Behandlungsmethoden weiterentwickeln. Bildrechte: IMAGO / Westend61

Neue Therapieansätze Experten bei künftigen Behandlungsmethoden von Endometriose optimistisch

20. August 2023, 12:30 Uhr

Schmerzen gehören für die allermeisten Frauen zu ihrem Menstruationszyklus dazu. Doch in einigen Fällen sind sie für die Betroffenen kaum auszuhalten. Oft liegt dem eine unentdeckte Endometriose-Erkrankung zu Grunde. Um Frauen künftig schneller helfen zu können, entwickelt die gynäkologische Forschung mehrere Behandlungsmethoden. Dabei gibt es sogar Aussicht auf hormonfreie Therapien.

Wenn Patientinnen bei Gynäkologie-Professorin Pauline Wimberger vorsprechen, haben sie meist einen langen Leidensweg mit extremen Schmerzen hinter sich. Das sagt die Direktorin der Frauenklinik am Universitätsklinikum Dresden. Die Diagnose bekämen sie aber oft erst, wenn ein Kinderwunsch unerfüllt bleibe.

Eine junge Frau mit schwarzen Haaren 13 min
Bildrechte: MDR/Grit Hasselmann

Nach wie vor gebe es eine Versorgungslücke – viele Frauenärztinnen und -ärzte würden Endometriose zu spät erkennen: "Also wir sagen auch, dass diese Erkrankung wie ein Chamäleon ist, weil es eben nicht so ist, dass alle Patientinnen mit Endometriose die gleichen Beschwerden haben." Dementsprechend könne man nicht nach Schema F vorgehen, das Ganze kurz besprechen und schnell behandeln.

Speicheltest zur Früherkennung

Für lange Gespräche sei im Praxis-Alltag aber kaum Zeit, bemängelt Wimberger. Umso wichtiger sei die Früherkennung: Dafür gibt es jetzt einen Speicheltest. Doch Wimberger verweist auf die hohen Kosten: Knapp 800 Euro kostet der Test – die Kasse zahlt ihn nicht.

Wimberger kann sich das in Einzelfällen vorstellen. Zum Beispiel bei einem sehr jungen Mädchen, in dessen Fall eine Bauchspiegelung vielleicht nicht sofort infrage komme.

Für Sylvia Mechsner setzt der Speicheltest zu spät an. Die Leiterin des Endometriose-Zentrums an der Berliner Charité sagt, man müsse die Krankheit erkennen, bevor sich Wucherungen außerhalb der Gebärmutter bildeten. Deshalb entwickle ihr Forschungsteam derzeit ein Screening-System für ganz junge Frauen.

Mechsners Team entwickelt eine App, in der Nutzerinnen detaillierte Angaben zu ihren Regelschmerzen und Beschwerden machen können. Wenn die Angaben auf eine Erkrankung hindeuteten, würden die Betroffenen zur Untersuchung eingeladen und bekomme eine multimodale Therapie und Beratung, erklärt Mechsner. Das Ziel müsse sein, die Erkrankung vielleicht irgendwann komplett zu stoppen.

Behandlungsmethode Nummer eins: hormonelle Therapie

Die Expertin sagt weiter: "Ein anderer Punkt ist, dass wir sehr viele Fortschritte gemacht haben im Ultraschall, Endometriose besser zu verstehen. Und das ist ja etwas, was jedem Gynäkologen und Gynäkologin zugänglich ist." Trotzdem gebe es derzeit nur begrenzte Möglichkeiten der Behandlung: "Da hat sich in den letzten 20 Jahren nicht sehr viel getan, es gibt weiterhin die hormonellen Therapien."

So könnten auch künstliche Wechseljahre medikamentös erzeugt werden. Dafür gebe es auch ein neues Mittel.

Erfolgsmeldungen über Wirkstoffe, die in Tierversuchen helfen, sieht Mechsner kritisch: Das höre sich immer vielversprechend an, aber die Ergebnisse ließen sich nur selten auf den Menschen übertragen.

Klinische Studien stimmen optimistisch

Es gebe aber einen Hoffnungsschimmer, sagt Mechsner: "Es gibt einige Studien, die nicht-hormonelle Therapien erprobt haben, und da warten wir auch auf die Auswertung eines Dopamin-Agonisten. Das ist ein Medikament, das schon bekannt ist, es ist auch auf dem Markt, es ist gut verträglich."

Solche Klinischen Studien am Menschen würden derzeit auch mit speziellen Antikörpern und entzündungshemmenden Medikamenten gemacht, ergänzt Mechsner. Diese Forschungsarbeit sei wichtig, um bald auch nicht-hormonelle Therapien zu haben.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 19. August 2023 | 06:20 Uhr

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