Tarifstreit EVG: Nächste Bahnstreiks noch ohne Termin

28. April 2023, 21:21 Uhr

Die Verhandlungen zwischen Eisenbahngewerkschaft EVG und Deutscher Bahn sind bereits mehrmals gescheitert. Beide Seiten werfen sich vor, nicht verhandlungsbereit zu sein. Die EVG hat nun weitere Proteste angekündigt, wollte aber noch kein konkretes Datum nennen. Gleichzeitig drohte die Gewerkschaft damit, künftige Streiks in die Länge zu ziehen.

Die Eisenbahnergewerkschaft EVG will sich noch nicht auf einen Termin für neue Warnstreiks festlegen. Die stellvertretende EVG-Vorsitzende Cosima Ingenschay sagte MDR AKTUELL, man sei bis Freitag im Verhandlungsmodus gewesen und habe auf ein nachgebessertes Angebot der Bahn gewartet. Nun müsse man sich erst einmal sammeln und gucken, wie man weitermache. Es müsse aber mit Warnstreiks in der nächsten Zeit gerechnet werden, wenn die EVG kein verhandlungsfähiges Angebot bekomme.

Die dritte Verhandlungsrunde war am Mittwoch gescheitert. Die Gewerkschaft hatte zuvor bereits zweimal den Bahnverkehr stundenlang komplett lahmgelegt. Die nächste Verhandlungsrunde ist für Ende Mai geplant.

Streiks könnten länger werden

Die EVG hatte zuvor bereits mit noch heftigeren Arbeitsniederlegungen bei der Bahn gedroht. Ingenschay hatte der "Süddeutschen Zeitung" gesagt, die nächsten Streiks würden länger dauern. Die EVG könne die Bahn, wenn nötig, wochenlang lahmlegen. Denkbar sei, dass die Gewerkschaft nacheinander unterschiedliche Berufsgruppen im Wechsel zum Streik aufrufe, etwa Zugbegleiter und Instandhalter, oder unterschiedliche regionale Schwerpunkte setze.

EVG: Bahn provoziert Streiks

"Es ist die Bahn, die die neuen Streiks provoziert", sagte Ingenschay der Zeitung. Die Bahn ignoriere die Vorbedingungen der Gewerkschaft. So müsse die Bahn vorab zustimmen, den gesetzlichen Mindestlohn von zwölf Euro im Tarifvertrag festzuschreiben. Beide Konfliktparteien werfen sich gegenseitig vor, nicht verhandlungsbereit zu sein.

recap-Folge zu Warnstreiks

Bahn-Personalvorstand Martin Seiler hatte das Angebot der Bahn am Mittwoch als das höchste in ihrer Geschichte bezeichnet. Es umfasse zehn Prozent mehr Lohn für untere und mittlere Einkommen, acht Prozent mehr Geld für höhere Einkommen sowie zusätzlich 2.850 Euro Inflationsausgleichsprämie für alle.

Die EVG fordert zwölf Prozent mehr Lohn, mindestens aber 650 Euro im Monat mehr. Die Gewerkschaft verhandelt für rund 230.000 Beschäftigte bei rund 50 Bahn- und Busunternehmen. Sie hatte am Freitag vergangene Woche mit einem achtstündigen Warnstreik den Bahnverkehr in ganz Deutschland weitgehend lahmgelegt.

Reuters (amu, akq)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 28. April 2023 | 17:06 Uhr

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