Tarifstreit EVG-Warnstreik am Freitag: Auch Regionalverkehr in Mitteldeutschland betroffen

19. April 2023, 21:54 Uhr

Die Eisenbahngewerkschaft EVG hat zum bundesweiten Warnstreik bei der Deutschen Bahn an diesem Freitag aufgerufen. Deshalb werden vor allem im Fernverkehr Züge ausfallen. Doch auch regional müssen Kunden in ganz Mitteldeutschland mit erheblichen Verspätungen und Ausfällen rechnen. Da Verdi am Donnerstag und Freitag parallel dazu mehrere Flughäfen lahmlegen will, kommt es auch im Flugverkehr zu Einschränkungen. Die EVG versichert, das sei ein Zufall und nicht abgestimmt.

Der von der Eisenbahngewerkschaft EVG angekündigte bundesweite Warnstreik am Freitag wird auch Auswirkungen auf den mitteldeutschen Regionalverkehr haben. Das Zugunternehmen Abellio sowie der Verkehrsverbund Thüringen (VMT) sagten MDR AKTUELL, dass die Bahnkunden mindestens mit erheblichen Verspätungen rechnen müssten.

Auch der Mitteldeutsche Verkehrsbund (MDV) informiert auf seiner Website über den Streik und damit verbundenen Zugausfällen im Regional- und S-Bahnverkehr. Busse im Regionalverkehr sowie die Stadtverkehre mit Bus und Tram sind demnach nicht von den Einschränkungen betroffen.

Wie die EVG am Mittwoch mitteilte, wird der Fernverkehr der Deutschen Bahn am Freitag lahmgelegt. Der Ausstand soll demnach in der Zeit von 03 Uhr und 11 Uhr im Regionalverkehr und bis 13 Uhr im Fernverkehr stattfinden. Ab dem Nachmittag rechne man wieder mit einer schrittweisen Normalisierung des Zugverkehrs.

Als Grund wird genannt, dass sich "die Arbeitgeber bislang konstruktiven Tarifverhandlungen verweigern".

Schienenersatzverkehr bei Abellio

Die Zugverbindungen des Bahnunternehmens Abellio werden ebenfalls von dem Streik betroffen sein. Pressesprecher Stefan Dietrich sagte MDR AKTUELL, wenn das Personal am Schienennetz streike, dann könnten auch die Abellio-Züge nicht fahren. Er geht davon aus, dass der Verkehr grundsätzlich ab 11 Uhr wieder anrolle, es könne aber in den ersten Stunden noch zu Verzögerungen kommen.

Für hochfrequentierte Strecken ist ein Schienenersatzverkehr vorgesehen, wie Dietrich weiter mitteilte. Das betreffe folgende Strecken in Sachsen-Anhalt: von Halle Richtung Merseburg und Weißenfels, von Halle nach Lutherstadt Eisleben, von Magdeburg nach Halberstadt sowie von Magdeburg nach Haldensleben. Dabei könnten aber nicht alle Haltestellen, die sich auf dem jeweiligen Weg befinden, bedient werden, sagt Dietrich. Auch den Zugtakt könnten die Busse dabei nicht gewährleisten.

In Thüringen werde auf der Strecke Erfurt, Weimar und Gotha ein Bus als Abellioersatz fahren, informiert Dietrich.

VMT: Verspätungen im Nahverkehr

Auch der VMT rechnet mit Einschränkungen. Bereichsleiter Alexander Marx-Herrmann sagte MDR AKTUELL, dass zwar hauptsächlich die Fernverkehrverbindungen betroffen sein würden, es erfahrungsgemäß infolgedessen auch zu Verspätungen im regionalen Nahverkehr kommen könne. Aktuell seien die Busunternehmen noch mit der Planung eines Schienenersatzangebots beschäftigt, doch wo genau am Freitag ein Bus unterwegs sein wird, könne man im Vornherein nicht sagen, erklärt Marx-Herrmann.

Verdi-Warnstreiks an Flughäfen: 100.000 Passagiere betroffen

Die Gewerkschaft Verdi hat derweil für Donnerstag und Freitag die Beschäftigten im Luftsicherheitsbereich, in der Fluggast-, Personal- und Warenkontrolle sowie in Servicebereichen an den Flughäfen Düsseldorf, Hamburg und Köln/Bonn und Stuttgart zu einem Warnstreik aufgerufen.

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Der Hamburger Flughafen kündigte an, dass an beiden Tagen alle geplanten 308 Starts ausfallen oder ohne Passagiere stattfinden. Zudem seien bereits Dutzende Landungen gestrichen. Auch die anderen Airports rechnen mit massiven Beeinträchtigungen im Flugbetrieb. Der Airportverband ADV erklärte, nach bisherigem Stand würden rund 700 Abflüge nicht stattfinden. Davon seien knapp 100.000 Passagiere betroffen.

Die EVG erklärte dazu, das sei nicht mit Verdi abgesprochen worden. Dass nun am Freitag zeitgleich im Luft- und Schienenverkehr gestreikt werde, sei ein Zufall. Da habe es dieses Mal keine Abstimmung gegeben, sagte EVG-Tarifvorstand Kristian Loroch.

Bahn offen für Schlichtervorschlag

Die Gewerkschaft EVG fordert für rund 230.000 Beschäftigte bei rund 50 Bahnunternehmen mindestens 650 Euro mehr im Monat oder zwölf Prozent mehr bei den oberen Einkommen.

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Die Deutsche Bahn zeigte sich zuletzt offen, den Schlichtervorschlag bei den Verhandlungen für den öffentlichen Dienst als Grundlage für die eigenen Tarifgespräche zu übernehmen. Dieser sieht eine steuerfreie Sonderzahlung von 3.000 Euro in mehreren Stufen vor. Ab März 2024 soll es einen Sockelbetrag von 200 Euro sowie ein Lohnplus von 5,5 Prozent geben. Wird dabei keine Erhöhung um 340 Euro erreicht, soll der betreffende Erhöhungsbetrag auf diese Summe gesetzt werden.

dpa, MDR (rnm, ans, amu)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 18. April 2023 | 19:30 Uhr

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