Insolvenz Buero.de zieht Übernahmeangebot für Galeria Karstadt Kaufhof zurück

23. Dezember 2022, 13:14 Uhr

Der Onlinehändler Buero.de hat sein Übernahmeangebot für 47 Filialen des insolventen Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof zurückgezogen. Das bestätigte Buero.de-Chef Markus Schön. Gerüchte über viel weitergehende Schließungen und die damit verbundene Konfliktlage hätten die Rahmenbedingungen verändert. Dafür gibt es anscheinend andere Angebote für den Handelsriesen.

Der Onlinehändler Buero.de hat sein Angebot zur Übernahme von 47 Filialen des angeschlagenen Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof zurückgenommen. Das sagte Buero.de-Chef Markus Schön am Donnerstagabend der Deutschen Presse-Agentur. "Die Gerüchte über viel weitergehende Schließungen und die in diesem Zusammenhang in den letzten Tagen für uns deutlich gewordene Konfliktlage führen zu veränderten Rahmenbedingungen, die für uns nicht akzeptabel sind", teilte er mit. Das hätten die Gremien nach mehrstündigen Sitzungen entschieden.

Der Betriebsrat des Warenhauskonzerns hat enttäuscht auf den Rückzug des Onlinehändlers Buero.de reagiert. Der Betriebsratsvorsitzende Jürgen Ettl sagte, das Übernahmeangebot für Dutzende Filialen wäre eine Chance gewesen. Es sei frustrierend, dass so schnell das Handtuch geworfen werde.

Schön: ohne Personal keine Übernahme

Man habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, teilte Schön weiter mit. Aber ein ausschlaggebender Punkt für die Abkehr seien personelle Fragen gewesen. "Wir haben immer gesagt, die Beschäftigten sind für uns der größte Schatz des Unternehmens. Ohne diese qualifizierten Kräfte sind wir nicht mehr von den Erfolgschancen einer Übernahme überzeugt", führt der Buero.de-Chef weiter aus. Zwar wären die 47 Filialen "perfekt" für das Konzept des Onlinehändlers, aber "nach der Horrornachricht für die Galeria-Beschäftigen von bis zu 90 zu schließenden Standorten und dem Wegfall von wohl jedem 2. Arbeitsplatz wäre es vermessen zu glauben, die guten Leute warten lange mit der Jobsuche", sagte Schön weiter.

Galeria Karstadt Kaufhof hatte am Mittwoch mitgeteilt, ein erstes Übernahmeangebot für eine Reihe von Filialen erhalten zu haben. Dieses bestehe nach wie vor, sagte der Sprecher des Handelsriesen am Donnerstagabend der Deutschen Presse-Agentur. Noch vor Weihnachten erwarte das Unternehmen weitere Angebote von mehreren anderen Interessenten. Zu den Namen der Interessenten und zur Frage, für welche Häuser sich die potenziellen Investoren interessierten, wollte der Sprecher aus Vertraulichkeitsgründen nicht Stellung nehmen.

Schutzschirm sieht Schließungen von über 40 Filialen vor

Der letzte große deutsche Warenhauskonzern hatte Ende Oktober erneut Rettung in einem Schutzschirmverfahren gesucht. Galeria-Chef Miguel Müllenbach sagte damals, das zuletzt noch 131 Warenhäuser umfassende Filialnetz müsse im Zuge des Schutzschirmverfahrens "um mindestens ein Drittel reduziert werden". Damit stünden mehr als 40 Warenhäuser zur Disposition. Wie viele und welche Filialen geschlossen werden sollen, darüber ist nach Angaben des Galeria-Sprechers noch nicht entschieden.

Das Unternehmen sei derzeit in Gesprächen mit den Vermietern. Dabei gehe es neben der Miete selbst auch um weitere Fragen wie zum Beispiel eine mögliche Verkleinerung der Mietfläche, energetische Sanierungen oder Modernisierungs- und Baumaßnahmen. Ob ein Standort erhalten bleiben könne, werde auch stark von diesen Gesprächen abhängig sein. "Wir gehen davon aus, dass es im Laufe des Januars des kommenden Jahres Klarheit darüber geben wird", sagte der Sprecher.

Die Stadt Halle hat das ursprüngliche Interesse des Onlinehändlers an der Filiale von Galeria Karstadt Kaufhof. Bürgermeister Egbert Geier sagte MDR SACHSEN-ANHALT Anfang November, die Stadt sichere grundsätzlich jedem Unterstützung zu, der dem Kaufhaus eine Zukunft geben wolle. Im Dezember kam es dann auch zu Verhandlungen.

Trotz Rückzug des Angebots scheint jedoch eine Standortübernahme in Halle noch nicht gänzlich vom Tisch zu sein. Buero.de sehe den zum Jahresende 2022 schließenden Standort in Halle als mögliches Modellprojekt, bei dem sich eine Weiterentwicklung lohnen könne. Das geht aus der Mitteilung des Händlers hervor, in der auch noch einmal erste Kontakte zwischen dem Vermieter und Buero.de bestätigt wurden.

Neben Halle hätte Buero.de im Falle einer Übernahme auch die Handelshäuser in Magdeburg, Chemnitz sowie Erfurt, Thüringens einzige Stadt mit Galeria-Filiale, übernommen. Deren Zukunft bleibt bis auf Weiteres vorerst ungewiss, bestätigt zumindest der Standort Erfurt.

dpa, MDR(amu)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 23. Dezember 2022 | 06:00 Uhr

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