Gas-Netzbetreiber Gasumlage auf 2,4 Cent pro Kilowattstunde festgelegt
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16. August 2022, 12:47 Uhr
Die Gasumlage wird ab Herbst 2,419 Cent pro Kilowattstunde betragen. Das teilte der Gas-Netzbetreiber Trading Hub Europe am Montag mit. Zwar fordern nicht alle Gasimporteure die Umlage ein, trotzdem kommen auf Verbraucher erhebliche Mehrkosten zu.
- Ein vierköpfiger Familienhaushalt mit einem Gasverbrauch von 20.000 Kilowattstunden muss mit fast 600 Euro zusätzlichen Kosten rechnen.
- Manche Energiekonzerne verzichten jedoch auf die Einforderung der Gasumlage.
- In jedem Fall wolle die Regierung aber weitere Entlastungen auf den Weg bringen, zum Beispiel, dass auf die Umlage keine Mehrwertsteuer erhoben wird.
Gaskunden in Deutschland müssen ab Herbst deutliche mehr zahlen als bisher. Die Höhe der staatlichen Gasumlage wird bei 2,419 Cent pro Kilowattstunde liegen, wie die Firma Trading Hub Europe, ein Gemeinschaftsunternehmen der Gas-Fernleitungsnetzbetreiber, am Montag in Ratingen mitteilte.
Für einen vierköpfigen Durchschnittshaushalt mit 20.000 Kilowattstunden Verbrauch ergibt sich einer Beispielrechnung des Vergleichsportals Verivox zufolge eine Zusatzbelastung von rund 484 Euro im Jahr ohne Mehrwertsteuer. Rechnet man die Mehrwertsteuer dazu, steigen die Mehrkosten auf 576 Euro.
Single-Haushalte mit einem Jahresverbrauch von 5.000 Kilowattstunden würden inklusive Mehrwertsteuer 144 Euro mehr zahlen, Zwei-Personen-Haushalte mit 12.000 Kilowattstunden kämen auf 345 Euro mehr.
Russisches Erdgas muss teuer ersetzt werden
Grund für die Umlage sind die stark gestiegenen Kosten für Firmen, die Gas importieren. Bezogen auf den Umlagezeitraum bis Anfang April 2024 machten zwölf Gasimporteure 34 Milliarden Euro an Kosten geltend. Die Umlage soll diese Mehrkosten ausgleichen, damit die Firmen nicht insolvent gehen. Die Mehrkosten kommen zustande, weil immer weniger Gas aus Russland nach Deutschland gelangt. Ersatzlieferungen aus anderen Ländern kosten bis zu 90 Prozent mehr. Die Bundesregierung hatte eine entsprechende Regelung auf den Weg gebracht, die pro Kilowattstunde für Haushalte und Industrie gleich sein soll – unabhängig vom Versorger.
RWE und Shell wollen Umlage nicht einfordern
Der Energiekonzern RWE will die geplante Gasumlage nicht für sich in Anspruch nehmen. Bei Vorlage der Halbjahreszahlen sagte Vorstandschef Markus Krebber, das Unternehmen sei robust genug, um die Verluste aus dem Gas-Geschäft selbst zu tragen. Auch der Energiekonzern Shell will einer Sprecherin zufolge vorerst kein Geld aus der Gasumlage von seinen Kunden einfordern.
Regierung: weitere Zusatzkosten verhindern
Bereits im Vorfeld stand die Maßnahme immer wieder in der Kritik, nicht zuletzt wegen der noch hinzukommenden Mehrwertsteuer. Bundesfinanzminister Christian Linder (FDP) will diese wenn möglich abwenden. Dafür ist aber eine Änderung des EU-Rechts notwendig.
Bundeswirtschaftminister Robert Habeck will angesichts der Zusatzkosten weitere Entlastungen für Bürgerinnen und Bürger. Auch für die Wirtschaft sollen Hilfsprogramme verlängert werden. Habeck bekräftigte, der Staat solle über die Umlage letztlich keine höheren Mehrwertsteuereinnahmen erzielen.
Gasspeicher zu 75 Prozent gefüllt
Grund für Optimismus bieten die Füllstände der Gasspeicher in Deutschland. Bereits zwei Wochen vor Fristende der neuen Verordnung ist das Ziel mit 75 Prozent Füllmenge erreicht. Das geht aus vorläufigen Daten der europäischen Gasspeicherbetreiber.
Die Verordnung sieht vor, dass die deutschen Speicher am 1. September zu mindestens 75 Prozent gefüllt sein müssen. Am 1. Oktober sollen es mindestens 85 Prozent und am 1. November mindestens 95 Prozent sein.
Reuters,AFP,dpa,epd(amu)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 15. August 2022 | 12:00 Uhr