Erholung von der Pandemie Flugverkehr in Dresden und Leipzig/Halle noch nicht auf Vorkrisenniveau

17. Juli 2023, 05:00 Uhr

Die Luftfahrt erholt sich nur langsam von der Corona-Pandemie. Inzwischen erreicht der Luftverkehr aber wieder 85 Prozent des Vor-Corona-Niveaus. Anders sieht es aber an den Flughäfen in Dresden und Leipzig/Halle aus: In Mitteldeutschland gibt es immer noch eine geringere Nachfrage nach Flügen – vor allem im Inland.

Klimaforscher kritisieren das Fliegen. Klimaschützerinnen und -schützer blockieren Landebahnen. Aber ein schlechtes Gewissen machen sie den meisten damit offenbar nicht. Im zweiten Halbjahr werden auf Flügen von und nach Deutschland wieder mehr als 126 Millionen Sitzplätze angeboten.

Damit erreiche man 85 Prozent des Vor-Corona-Niveaus, sagt Alexander Klay vom Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft: "Dabei sehen wir zwei unterschiedliche Entwicklungen. Das Angebot an Inlandsflügen wächst weiter konstant, nimmt in Summe aber etwas langsamer zu als Flüge etwa zu den beliebten Urlaubszielen in Südeuropa. Die erreichen in diesem Sommer fast schon wieder das Niveau von 2019 und auch Langstreckenflüge sind wieder sehr stark gefragt."

Weniger Flugverkehr in Dresden und Leipzig/Halle

Doch es gibt große Unterschiede zwischen den Flughäfen. Während Dortmund, Karlsruhe oder Memmingen inzwischen mehr Sitzplätze anbieten als vor der Pandemie, liegt Leipzig/Halle bei 73 Prozent und Dresden sogar nur bei 54 Prozent. Kein anderer Linienflughafen tut sich so schwer, wieder aufs Vorkrisenniveau zu kommen wie der in Sachsens Landeshauptstadt. Im Vergleich zum Vorjahr ist das Angebot dort sogar um 17 Prozent geschrumpft.

Flughafensprecher Uwe Schuhart begründet das mit der geringen Nachfrage nach Inlandsflügen: "In Dresden kommt aber diese Situation besonders zum Tragen, weil ein sehr hohes Angebot da war und weil auch im letzten Jahr die Ziele wieder angeboten wurden, aber leider die Nachfrage nicht eingesetzt hat. Das sind Ziele wie Stuttgart, Köln/Bonn oder auch die sieben Flüge nach Düsseldorf, die es im letzten Jahr wöchentlich gab. In diesem Jahr sind es nur sechs." In der Summe sei ein Minus an Sitzplatzangeboten zu verzeichnen, sagt der Flughafensprecher.

Verkleinertes Angebot der Airlines

Vor allem die Lufthansa-Tochter Eurowings hat ihr Angebot gekürzt. Von Leipzig/Halle aus bietet sie keine Inlandsflüge mehr an, von Dresden aus fliegt sie stark reduziert.

Die Entscheidung sei aber nicht endgültig, sagt Sprecherin Anke Walter: "Wie auch andere Airlines prüfen wir bei Eurowings kontinuierlich, wie sich die Wirtschaftlichkeit auf unseren Strecken entwickelt. Dabei berücksichtigen wir die teilweise noch stark schwankende Nachfrage und passen unseren Flugplan bestmöglich an die jeweilige Nachfrage an."

Was das Wachstum in Dresden außerdem hemmt: die Nähe zur tschechischen Grenze. Alexander Klay vom Verband der Luftverkehrswirtschaft sagt, Deutschland sei für Fluggesellschaften teuer. Das beträfe Steuern, Flugsicherung und Sicherheitskontrollen. Bei grenznahen Flughäfen würden sich Airlines deshalb oft für den nächsten Airport im Nachbarland entscheiden.

Wachstum im zweiten Halbjahr erwartet

Insgesamt rechnet Klay aber auch in Deutschland mit weiterem Wachstum: "Im zweiten Halbjahr erwarten wir einen Anstieg von zwölf Prozent gegenüber 2022. Bislang zeichnet sich nicht ab, dass sich dieser Trend in den kommenden Monaten wieder abschwächen wird. Auch in den europäischen Nachbarländern nimmt der Luftverkehr in diesem Maß weiter zu."

Deutschlands größter Flughafen Frankfurt am Main könnte nächstes Jahr wieder Vorkrisenniveau erreichen. Für alle zusammen dauert es wahrscheinlich etwas länger. Mitteldeutschlands Flughafensprecher Uwe Schuhart sagt, vor 2025 werde man nicht wieder so dastehen wie vor der Pandemie.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 17. Juli 2023 | 06:00 Uhr

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