Blick auf ein Zugangstor vom Werk der Advanced Nuclear Fuels GmbH (ANF) in Lingen im Emsland.
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Brennelementefabrik Lingen Kemfert: Bundesregierung muss Atom-Deal mit Russland verhindern

20. März 2024, 19:25 Uhr

Ein Tochterunternehmen des russischen Atomkraft-Unternehmens Rosatom will sich an einer Brennelemente-Fabrik in Niedersachsen beteiligen. Deutschland dürfe das nicht zulassen, sagt Energieökonomin Claudia Kemfert.

Energieökonomin Claudia Kemfert fordert die Bundesregierung auf, einen geplanten Einstieg Russlands bei der Brennelementefabrik in Lingen zu stoppen. Sie sagte MDR AKTUELL, Rechtsgutachten zeigten, dass sich der Deal mit juristischen Mitteln verhindern lasse. Die Regierung dürfe die innere und äußere Sicherheit Deutschlands nicht gefährden.

Die Brennelementefabrik in Lingen in Niedersachsen gehört einer Tochtergesellschaft des französischen Unternehmens Framatome. Es will die Fabrik ausbauen und plant dabei eine Zusammenarbeit mit TWEL, einer Tochter des russischen Staatskonzerns Rosatom.

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In Lingen in Niedersachsen steht eine Anlage, die Brennelemente für Atomkraftwerke fertigt. Der französische Eigner will sie mit russischer Hilfe ausbauen. Kritiker befürchten Spionage und Sabotage von russischer Seite.

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Beide Unternehmen wollen in Lingen sechseckige Brennelemente herstellen, die in Atomkraftwerken russischer Bauart zum Einsatz kommen. Solche AKW stehen unter anderem in der Slowakei, Bulgarien oder Ungarn.

Kemfert warnt, dass es bei einem russischen Einstieg zu Spionage und Sabotage in Lingen kommen könnte. "Brennstäbe können manipuliert werden", erklärte Kemfert. Denkbar seien falsche Zusammensetzungen, unerwünschte Spaltprodukte oder unzulässige Verformungen von Brennstäben. Es bestehe die Gefahr von "echten Atomunfällen".

Symbol für Radioaktivität auf einer rostigen Oberfläche
In der Atomkraft sollte es besser nicht zu Nachlässigkeiten oder Manipulation kommen können: "Echte Atomunfälle" drohen, wie Energieökonomin Kemfert warnt. Bildrechte: imago images/Shotshop

Gerade wenn man fehlerhafte oder mangelhafte Materialien verarbeite, seien in den Atomkraftwerken Probleme bei der Kühlung, der Regelbarkeit oder bei der Abschaltbarkeit des Reaktors möglich, so Kemfert. Im schlimmsten Fall werde in Lingen in die Brennelemente Sprengstoff eingebaut. "Dann geht es wirklich darum, Atomkraftwerke in die Luft zu jagen". Das bereite ihr große Sorgen.

Die Energieökonomin befürchtet auch mangelhafte Qualitätskontrollen. Diese würden den Plänen zufolge die russischen Rosatom-Mitarbeiter durchführen. Wenn man die Kontrollen in diese Hände gebe, gebe es keine Sicherheit. Russland könne auch an Betriebsgeheimnisse europäischer Atomkraftwerke gelangen. Weiterhin seien Hackerangriffe möglich.

Kemfert zufolge hat der russische Präsident schon bei vielen Gelegenheiten bewiesen, dass er auf solche Mittel zurückgreife. Die Bundesregierung dürfe ihm nicht vertrauen und sollte die "Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen". Der Antrag auf einen Ausbau der Brennelementefabrik in Lingen liegt derzeit beim Umweltministerium in Niedersachsen. Das Ministerium muss den Antrag prüfen. Am Ende entscheidet aber das Bundesumweltministerium in Berlin.

MDR(mcs/pfh/lik)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 20. März 2024 | 19:00 Uhr

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