Die Hyparschale in Magdeburg, das Landesmuseum für Vorgeschichte Halle und ein Porträt von Friedrich Gottlieb Klopstock
2024 wird die Hyparschale in Magdeburg wieder eröffnet, in Halle gibt es eine Magie-Ausstellung und in Quedlinburg wird der Dichter Klopstock gefeiert. Bildrechte: Collage: MDR/Leonard Schubert / MDR/Joachim Blobel / IMAGO / H. Tschanz-Hofmann

Kultur durch alle Zeiten Sachsen-Anhalts Kulturjahr 2024: Jubiläen, Strukturwandel und Investitionen

04. Januar 2024, 12:12 Uhr

In Halberstadt und Quedlinburg wird der Literaturstar Friedrich Gottlieb Klopstock 2024 gefeiert. Im Mansfelder Land wird an den Bauernkrieg vor 500 Jahren erinnert. Und in Magdeburg wird die Hyparschale wieder eröffnet, dazu sind weitere Bauprojekte in Planung. Wir blicken auf Jubiläen und andere Highlights im Kulturjahr 2024 in Sachsen-Anhalt.

In Sachsen-Anhalt werden 2024 einige Jubiläen gefeiert, unter anderem der 300. Geburtstag des Dichters Friedrich Gottlieb Klopstock. Er gilt als wichtigster Vertreter der Empfindsamkeit und erster "Literaturstar, der sich wirklich richtig gut vermarktet hat", erklärt Ute Pott, Direktorin des Gleimhauses in Halberstadt, bei MDR KULTUR.

Klopstock-Festwoche in Quedlinburg

Heute ist der Schriftsteller bei vielen wohl eher in Vergessenheit geraten. Dem will man in Sachsen-Anhalt mit einigen Ausstellungen entgegenwirken. Seit November 2023 erinnert die Stiftung Schulpforta mit "#liesKlopstock" an den ehemaligen Schüler. Im Gleimhaus Halberstadt zeigt man, wie modern Klopstock gewirkt hat: "Wie laufen Vermarktungsmechanismen?", stellt Direktorin Ute Pott die immer noch relevante Frage an den Dichter aus dem 18. Jahrhundert. "Was hat Klopstock dafür genutzt: Selbstverlag, Netzwerk, Selbstinszenierung – oder auch, dass andere einen 'hypen' wie der Göttinger Hainbund, der Klopstock letztlich mit zum Star gemacht hat."

Porträt-Zeichnung von Friedrich Gottlieb Klopstock: ein mann mit schlichter, klassischer Perücke schaut nach links.
Friedrich Gottlieb Klopstock wurde 1724 in Quedlinburg geboren. Bildrechte: IMAGO / H. Tschanz-Hofmann

In seinem Geburtsort Quedlinburg gibt es Anfang Juli sogar eine ganze Festwoche. Einen Besuch im Welterbe-Städtchen sollte man also einplanen.

500 Jahre Bauernkrieg: Eisleben und Mansfelder Land

Die Vorbereitungen für das große Gedenken an 500 Jahre Bauernkrieg und Thomas Müntzer laufen in Sachsen-Anhalt auf Hochtouren. Bereits Ende Mai eröffnen die Luther Museen ihre Sonderausstellung "1525! Aufstand für Gerechtigkeyt", die in zwei Teilen in Luthers Sterbehaus in Eisleben und Luthers Elternhaus in Mansfeld gezeigt wird.

Die Schau will dem Publikum die Möglichkeit geben, selbstständig verschiedene Sichtweisen auf den Aufstand zu erleben, erklärt Museumsleiter Mirko Gutjahr: "Das Ganze ist sehr spielerisch: Man wird sich quasi auf ein großes Brettspiel begeben können und als Bauer, als Adeliger oder als Nonne beispielsweise durch die Ausstellung gehen und dann Entscheidungen für diese Personen treffen, um ganz hautnah dabei zu sein." Diese interaktive Ausstellung ist Teil der dezentralen Landesausstellung in Sachsen-Anhalt, für die noch bis 2025 weitere Projekte geplant sind.

Investitionen der Landesregierung

Unterstützt und gefördert werden die großen Jubliäen auch durch das Land Sachsen-Anhalt, wie Kulturminister Rainer Robra (CDU) im Gespräch mit MDR KULTUR betont. Dabei weist er bereits auf das Bauhaus-Jubliäum in Sachsen-Anhalt hin: 1925 war die berühmte Kunsthochschule von Weimar nach Dessau gezogen.

Ein Schwerpunkt wird die Industriekultur sein.

Rainer Robra, Kulturminister von Sachsen-Anhalt

Außerdem soll 2024 vor allem baulich viel auf den Weg gebracht werden, erklärt Robra: "Ein Schwerpunkt des Jahres wird die Industriekultur sein. Wir haben ja 2023 ein Netzwerk konstituiert, eine Geschäftstelle bei Ferropolis geschaffen und jetzt auch die haushalterischen Grundlagen gelegt, sodass wir auch konkret in die Förderung einzelner Standorte einsteigen können."

Porträt von Rainer Robra: ein Mann mit weißen Haaren und Bart.
Rainer Robra (CDU) spricht von einem "Jahr der Investitionen" in die Kultur von Sachsen-Anhalt. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Auch über vielen andere Kultureinrichtungen sollen sich 2024 "die Kräne drehen", kündigt Robra an: Die Sonderinvestitionen unter anderem für das Gartenreich Dessau-Wörlitz können nun eingesetzt werden, um Schäden zu beseitigen und Gebäude wieder nutzbar zu machen. "Es ist ein Jahr der Investitionen", erklärt der Kulturminister.

Während diese Projekte teilweise noch unter der aktuellen Landesregierung abgeschlossen werden sollen, hat das Grüne Band in Thüringen und Sachsen-Anhalt noch einen weiten Weg vor sich. Die Vision für diesen besondern Landstrich ist gleichzeitig der Weltnaturerbe- und der Weltkulturerbe-Status. Dafür soll in diesem Jahr über ein Besuchszentrum entschieden werden. "Das Grüne Band braucht ein Besuchszentrum, das die Erinnerung an die Deutsche Teilung und die Opfer an Mauer und Grenze aufrechterhalten will, aber auch den Naturraum zeigt." An der Bewerbung bei der UNESCO wird laut Robra wohl noch ein Jahrzehnt gearbeitet werden. Doch mit dem Besucherzentrum werde ein erster notwendiger Schritt getan.

Blick auf eine Graslandschaft mit einem schlichten Wachturm bei Dämmerung.
Das Grüne Band ist sowohl als Geschichtsort und auch als Naturraum einzigartig. Bildrechte: IMAGO/Krauthöfer

Viel zu feiern in Magdeburg

In Magdeburg wird es "hyparspannend" – so jedenfalls wird die sogenannte Hyparschale nach ihrer aufwendigen Sanierung beworben. Diese legendäre Mehrzweckhalle hat der eigenwillige Architekt Thomas Müther 1969 im Magdeburger Stadtpark bauen lassen. "Die Hyparschale stand viele Jahre leer und ist ein herausragendes Gebäude, das futuristisch anmutet", erklärt Mageburgs Oberbürgermeisterin Simone Borris.

Die Hyparschale von außen. Inklusive der Betonstützen und Stahlbänder, die das Gebäude unterirdisch spannen
Die Sanierung der Hyparschale in Magdeburg kostete am Ende 22 Millionen Euro. Bildrechte: MDR/Leonard Schubert

Die Politikerin weist noch auf weitere Highlights in der Landeshauptstadt hin: So feiert das in Sachsen-Anhalt sehr geschätzte Musikkonservatorium "Georg Philipp Telemann" sein 70-jähriges Bestehen mit einer Veranstaltungsreihe. Außerdem richtet Magdeburg in diesem Jahr die Breakdance-Weltmeisterschaft aus.

Große Sonderausstellung in Halle

In Halle startet man mit Zauberei ins neue Jahr. Im Landesmuseum für Vorgeschichte heißt die neue Sonderausstellung "Magie – das Schicksal zwingen". Außergewöhnliche Objekte zeigen ab März 2024 verschiedene Ausprägungen des magischen Denkens, verspricht Projektleiter Alfred Reichenberger: "Wir beschäftigen uns mit Abwehrzauber, Beschwörungen, Fluchtäfelchen, Amuletten - und das quer durch die Zeiten, aber es geht auch um die frühen Strafen." So wird zum Beispiel eine Kopie der Stele des Hammurabi aus dem 18. Jahrhundert vor Christus gezeigt, in dem schon Strafbestimmungen gegen Zauberer und Magie erwähnt werden.

Strukturwandel im "Osten"

Bei der zweiten Auflage des Kunstfestivals "Osten" geht es erneut um den Strukturwandel. Dieses findet 2024 jedoch nicht im Kulturpalast in Bitterfeld, sondern an verschiedenen Standorten im Stadtteil Wolfen statt. Einer dieser Spielorte ist das ehemalige Kino in Wolfen.

Das Kino Wolfen steht für Umbruchserfahrungen.

Anne Diestelkamp, Kuratorin des 2. "Osten"-Festivals

Für Kuratorin Anne Diestelkamp geht es dabei um die Wiederentdeckung eines Ortes. Schließlich war das Lichtspielhaus einst das modernste seiner Zeit. "Das Kino Wolfen steht für die ganzen Umbruchserfahrungen, die sich hier abgespielt haben", meint die Kulturmanagerin. "Die Menschen haben Kino an einem Ort, an dem der erste praktikable Farbfilm erfunden wurde. Das Kino ist jetzt geschlossen. Daran liest sich einiges ab an den Transformationen, die hier stattgefunden haben. Und deswegen ist das als Veranstaltungsort auch ein symbolischer Ort."

Blick auf den mit Graffiti überzogenen Eingang eines ehemaligen Kinos
Das Festival "Osten" will das Kino in Wolfen wieder beleben. Bildrechte: MDR/Sandra Meyer

Landesgartenschau in Bad Dürrenberg

In der Solestadt Bad Dürrenberg wird es blumig. Bei der Landesgartenschau von April bis Oktober steht der historische Kurpark im Zentrum. Aber auch Landesgeschichte wird thematisiert, sagt Michael Steinland, Geschäftsführer der Landesgartenschau: "Wir sind auch Industriedenkmal, als ein bedeutendes Zeugnis der historischen Salzproduktion mit dem längste Gradierwerk Deutschlands." Daneben habe man einen der bedeutendsten archäologischen Fundorte zu bieten - den der Schamanin von Bad Dürrenberg. Ihr wird man laut Steinland bei der Gartenschau in vielerlei Form begegnen."

Die MDR KULTUR Korrespondentin für Sachsen-Anhalt, Sandra Meyer, resümiert: "Kultur durch alle Zeiten. Das scheint in diesem Jahr das Credo in Sachsen-Anhalt zu sein."

Quelle: MDR KULTUR (Sandra Meyer)
Redaktionelle Bearbeitung: tsa

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | MDR KULTUR am Morgen | 04. Januar 2024 | 07:40 Uhr

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