Ein Feuerwehrmann löscht zwischen Hedersleben und Heteborn einen Feldbrand. Die lang anhaltende Trockenheit hat die Böden ausgedorrt so dass feldbrände schön durch einen einzigen Funken entstehen können.
Feuerwehren in Sachsen-Anhalt haben zunehmend mit Feldbränden zu tun. (Archivbild) Bildrechte: picture alliance/dpa | Klaus-Dietmar Gabbert

Klimawandel und Dürre Landwirte in Sorge: Feldbrände nehmen in Sachsen-Anhalt zu

15. Juli 2023, 14:09 Uhr

Seit Jahren fehlt Regen. Die Folge: Die Böden trocken aus und damit steigt die Gefahr von Feldbränden. Für die Bauern sind sie mindestens eine wirtschaftliche Katastrophe.

"Gerade jetzt, wenn es so heiß und trocken ist, da ist immer auch Angst dabei", sagt Landwirt Thomas Külz. "Das ist ja Sekundensache, du drehst dich um, und plötzlich ist das Feuer entfacht." Feldbrände sind für den Chef der Agrargenossenschaft Löberitz im Landkreis Anhalt-Bitterfeld ein ernst zu nehmendes Problem. "Zum Glück sind wir zuletzt verschont geblieben, aber Betriebe in der nahen Umgebung waren kürzlich betroffen", sagt Külz im Gespräch mit MDR SACHSEN-ANHALT.

Spätestens seit Beginn der Dürre im Jahr 2018 haben Feldbrände deutlich zugenommen, meint Külz. Genaue Statistiken dafür gibt es nicht. Auf Nachfrage heißt es beim Statistischen Landesamt in Halle: Dazu erfasse man keine Zahlen. Beim Gesamtverband der Versicherungswirtschaft kennt man immerhin den Wunsch nach Belegen. "Da wird, gerade im Sommer, immer mal wieder nachgefragt, aber leider haben wir keine Zahlen", sagt ein Sprecher.

Aber wie Landwirt Külz ist auch Wissenschaftler Ulrich von Wulffen überzeugt, dass Feldbrände in den letzten Jahren zugenommen haben. "Schauen Sie sich doch an, was die Bauern von den Feldern holen – das Stroh ist staubtrocken, in der Vergangenheit war das oft noch feucht."

Vermögenswerte lösen sich in Luft auf

Der Experte für Acker- und Pflanzenbau arbeitet in der Landesanstalt für Landwirtschaft in Bernburg. "Für die Landwirte ist das ein riesiges Problem, weil sich Hunderttausende Euro sprichwörtlich in Luft auflösen", so von Wulffen im MDR-SACHSEN-ANHALT-Interview. Natürlich seien die meisten Landwirte gegen Brände versichert, sagt Bauer Külz. Aber die ständigen Feuer würden auch die Policen langfristig verteuern. "Schon jetzt gehen fünf bis sechs Prozent unseres Umsatzes für Versicherungen drauf", so Külz.

Dazu kommt: Gehen bei einem Feldbrand auch Landmaschinen in Flammen auf, zahlt die Versicherung nur den Geldwert. Den Landwirten fehlt dann aber im Katastrophenfall wichtiges Arbeitsmaterial, was für viel Geld auf anderen Wegen besorgt werden muss, um die Ernte einzubringen.

Feuerwehren fehlt Wasser auf den Feldern

Die Feuerwehren kämpfen bei Feldbränden mit dem Problem, ausreichend Wasser auf das Feld zu bekommen. Deshalb halten inzwischen viele Landwirte zusätzliches Löschwasser vor, um die Einsatzkräfte im Bedarfsfall unterstützen zu können. "Oder um die Flammen, bevor die Feuerwehr kommt, schon etwas eindämmen zu können", erklärt Landwirt Külz. Dazu müssten viele Brandbekämpfer mit veralteter Technik arbeiten, meint Wissenschaftler von Wulffen. "In vielen ländlichen Kommunen in Sachsen-Anhalt wäre die Feuerwehr nicht traurig, wenn deutlich mehr Geld in die Ausstattung gesteckt wird."

Landwirt Külz ist mit der Feuerwehr zufrieden. "Klar, die Telefonnummer der Leitstelle liegt auf dem Handy auf Kurzwahl. Und unsere Wahrnehmung ist, dass die Kameraden relativ schnell vor Ort sind". Auch weil Feldbrände viele unterschiedliche Auslöser haben können, sind sie so schwer zu verhindern. "Brände vermeiden kann ein Landwirt eigentlich kaum", sagt von Wulffen. Teilweise reiche schon eine weggeworfene Zigarette aus einem vorbeifahrenden Auto. "Es reicht auch, dass man über einen Stein fährt, auch dabei können Funken entstehen." Oder: Trockener Staub kann sich an heißen Teilen des Motors von Erntemaschinen entzünden.

Bauer Külz und seine Mitarbeiter reinigen die Erntemaschinen deshalb nach jedem Einsatz aufs Genaueste. "Wir schauen auch, dass die Lager und beweglichen Teile gut abgeschmiert sind, damit sie nicht heiß laufen." Dazu werden Brandschneisen gezogen, um die Ausbreitung der Flammen im Ernstfall zu verhindern. "Wir versuchen uns vorzubereiten und zu schützen, aber passieren kann es immer", sagt Külz.

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dpa, MDR (Hannes Leonard),

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 17. Juli 2023 | 08:30 Uhr

6 Kommentare

randdresdner vor 40 Wochen

Das kann ja sein, was sie da schreiben. Dennoch denke ich, dass der Brand nicht mit einem Hänger voll Wasser am Rand vermeidbar war.
Ich denke aber auch, dass sich Feuer mit einem durch Dürre geprägten Boden schneller ausbreiten als bei feuchten Böden

hilflos vor 40 Wochen

Nun häufige Ursache von Feldbränden ist nun einmal überhitzte Technik. Da muß ich Steffen schon Recht geben. Aber ich fürchte, dass es hier hauptsächlich um die "Dürre" geht. Klar muß es den Verweis aufs Klima geben. Aber früher wurde das Korn auch erst bei Trockenheit geerntet.
Vielleicht sollte man auch untersuchen, welche Auswirkungen von Windparks auf den Wind haben und somit z B auch aufs Wetter. Immer nur auf dem menschengemachten Klimawandel zu verweisen ist bei der Gesamtproblematik vielleicht zu kurz gegriffen.

randdresdner vor 41 Wochen

Denken Sie, dass bei so einem Brand ein Wasserwagen reicht? Wie soll er den denn so schnell ans andere Ende des Feldes bringen, dass der noch Sinn macht.
Bei der Trockenheit brennt doch schnell eine große Fläche. Den möchte ich sehen, der das in den Griff bekommt

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