Naumburg Übermalte Regenbogentreppe: Aufarbeitung rechtsextremer Symbolik gefordert
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28. Juli 2023, 11:43 Uhr
In Naumburg ist eine regenbogenfarbene Treppe an der Albert-Schweitzer-Schule in schwarz-weiß-rot übermalt worden. Das sind die Farben der sogenannten Reichsflagge, die ein verbreitetes Symbol in der rechtsextremen Szene ist. Die Polizei geht von einer politischen Motivation aus, der Staatsschutz ermittelt. Das Bildungsministerium hat den Farbanschlag verurteilt und wünscht sich eine bessere politische Bildung.
- Nachdem eine Treppe in Naumburg in den Farben der Reichsflagge übermalt wurde, wünschen sich Bildungsministerium, Stadt und Landkreis Aufarbeitung und politische Bildung.
- Mitglieder des Jugendparlaments hatten die Flagge als Zeichen der Vielfalt und Toleranz in Regenbogenfarben gestaltet.
- Hintergrund ist der CSD, der am 12. August erstmals in Weißenfels stattfindet. Stadt, Landkreis und Polizei haben für den Tag ein Sicherheitskonzept erarbeitet.
Nachdem die regenbogenfarbene Treppe an der Albert-Schweizer-Schule in Naumburg in den Farben der Reichsflagge übermalt wurde, soll der Vorfall aufgearbeitet werden. Jürgen Böhm, Staatssekretär im Bildungsministerium sagte MDR SACHSEN-ANHALT, die politische Bildung im Land und in ganz Deutschland müsse verstärkt werden.
Böhm hat sich am Donnerstag mit Vertretern der Stadt, des Landkreises der Initiative "Demokratie leben" und Schülern in Naumburg getroffen. Die Schulleitung war bei dem Termin nicht dabei.
Schon kurz nach dem Farbanschlag hatte Böhm die "inakzeptable und demokratiefeindliche Symbolik, die an Schulen keinerlei Platz haben darf", verurteilt. Sie sende eine Botschaft der Spaltung, zitierte das Bildungsministerium Böhm auf Twitter.
Farben der Reichsflagge, ein rechtsextremes Symbol
In der vergangenen Woche war die ursprünglich regenbogenfarbene Treppe in schwarz-weiß-rot übermalt worden, den Farben der sogenannten Reichsflagge, die ein verbreitetes Symbol in der rechtsextremen Szene ist. Das ist auf Fotos zu sehen, die das Bündnis "Partnerschaft für Demokratie im Burgenlandkreis" im Internet teilte. Nach Angaben der Polizei stand darunter der Schriftzug "Mann + Frau = Familie".
Das Demokratie-Bündnis hatte in einer ersten Mitteilung vergangene Woche geschrieben, die Farben seien nicht zufällig gewählt und eindeutig der rechten und somit antidemokratischen Szene zuzuordnen. Es wurde Anzeige erstattet. Weil die Polizei von einer politischen Intention ausgeht, ermittelt der Staatsschutz. Bisher gebe es keine konkreten Hinweise auf den oder die Täter, so die Polizei.
Treppe gereinigt
Die Stadt Naumburg hat die Treppe inzwischen reinigen lassen. Das musste sein, sagte die stellvertrende Bürgermeisterin Ute Freund am Donnerstag. Es habe in der Vergangenheit schon Fälle von politisch motiviertem Vandalismus in Naumburg gegeben. "Das hat uns in dem speziellen Fall, weil es ein Schulgelände ist, schon sehr erschrocken", so Freund.
Das hat uns in dem speziellen Fall, weil es ein Schulgelände ist, schon sehr erschrocken.
Dass Schüler die Treppe übermalt haben, glaubt bei dem Termin am Donnerstag niemand. Auch dass sich die Täter mit der Farbwahl als Freunde der Weimarer Republik oder kaisertreu erweisen wollen, wird bezweifelt.
Urheber der Regenbogentreppe schockiert
Die Mitglieder des Naumburger Jugendparlaments, die die Treppe erst vor Kurzem in Regenbogenfarben gestaltet hatten, sagten MDR SACHSEN-ANHALT, sie haben mit den bunten Treppenstufen ein Zeichen für Demokratie, Toleranz und Vielfalt setzen wollen. Ihr Projekt hielt keine zehn Tage.
Antje Weiser von der Initiative "Partnerschaft für Demokratie im Burgenlandkreis" sagte, das Thema habe besonders bei jungen Menschen einen hohen Stellenwert: "Es ist in der Schule eigentlich schon gelebte Vielfalt." Die Schulleitung habe dem auch positiv gegenüber gestanden.
Rückendeckung vom Landkreis
Hintergrund der regenbogenbunten Treppe war der anstehende Christopher Street Day (CSD) am 12. August in Weißenfels. Es ist der erste CSD im Burgenlandkreis. Der Christopher Street Day ist ein Gedenktag von Homo-, Bi- und Intersexuellen sowie Transgendern. Dabei wird gegen Diskriminierung aus Ausgrenzung protestiert.
Der Landrat des Burgenlandkreises, Götz Ulrich (CDU), unterstrich bei Twitter die Bedeutung des Anstehenden CSD in Verbindung mit dem Treppen-Vorfall. Er sei "ein Grund mehr", die Schirmherrschaft übernommen zu haben, so Ulrich.
Sicherheitskonzept für CSD Weißenfels
Weißenfels Oberbürgermeister Martin Papke (CDU) blickt trotz des Vorfalls in Naumburg entspannt auf den kommenden ersten CSD in seiner Stadt. Er finde es gut, dass es erstmals einen CSD in Weißenfels gebe, sagte er MDR SACHSEN-ANHALT. Es sei ihm bewusst, dass es bei der Veranstaltungen zu Störungen kommen könne.
Am Mittwoch hat die Stadt zusammen mit dem Landkreis und der Polizei ein Sicherheitskonzept für den CSD erarbeitet. Papke teilte im Anschluss mit, dass die Polizei den Umzug und die Kundgebung weitreichend sichere, man schaue ohne Bedenken auf den Tag.
dpa, MDR (Lucas Riemer, Marc Weyrich, Andrea Iffert, Fabienne von der Eltz) | Erstmals veröffentlicht am 23.07.2023
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | SACHSEN-ANHALT HEUTE | 27. Juli 2023 | 19:00 Uhr
Anita L. am 25.07.2023
Würde ist nicht synonym zu intolerant. Insofern wird die Würde der Intoleranten nicht angefasst, auch wenn ihr intolerantes Handeln nicht ertragen wird. Und Sachbeschädigung ist nicht zu tolerieren, auch dann nicht, wenn man sie eingesetzt hat, , weil man mit der Botschaft eines Regenbogensymbols nicht einverstanden ist.
Il Sassone am 25.07.2023
Der Regenbogen ist eine farbige Lichterscheinung am Himmel und das sollte auch besser so bleiben. Nur weil eine Bewegung sich dieses Symbol aneignet müssen nicht Gebäude damit "verziert" werden. Und Offenheit und Toleranz bedeutet, dass ich mich auch mal zurückhalten kann und nicht jedem permanent meine Meinung (optisch) indoktriniere.
Harka2 am 25.07.2023
@Erichs Rache
Ich kenne homosexuelle Familien, in den wachsen die Kinder prächtig und wohlbehütet auf und ich erlebe leider nur zu oft Eheleute, die nicht mal miteinander auskommen und sich einen Scheiß um ihre Kinder kümmern.