Hoffnung vom SV Halle Diskuswerferin Shanice Craft will zu Olympischen Spielen nach Paris

06. März 2024, 19:26 Uhr

Sie will zu den Olympischen Spielen – dafür quält sich Diskuswerferin Shanice Craft jede Woche mit vielen Stunden Krafttraining. Die Sportlerin vom SV Halle muss es schaffen, an die 70 Meter weit zu werfen, sonst wird es mit einer Medaille bei den Spielen im Sommer in Paris kaum klappen.

Im Park der Olympiasieger in Halle sind einige Menschen unterwegs und mitten unter ihnen befindet sich Shanice Craft zusammen mit ihrem Hund Jack. Es ist Anfang März und das Wetter ist nicht nur sinnbildlich für diese Jahreszeit, sondern auch für den möglichen Verlauf ihrer weiteren Karriere im Diskuswerfen. Kalt ist es nicht mehr, aber die Luft ist noch frisch. Der Himmel ist zwar noch ganz bedeckt, doch die Sonne zeichnet sich unter der Wolkendecke ab und taucht die Stadt in eine dezente Wärme.

So ähnlich sieht es gerade auch bei Shanice Craft aus: Was Olympia angeht, ist das Wetter noch leicht trüb, denn qualifiziert hat sie sich noch nicht. Doch die Wolken ziehen langsam weiter, denn sie ist zuversichtlich, nicht nur ihre Weiten zu verbessern, sondern auch, was das Ticket für die Olympischen Spiele 2024 in Paris angeht.

Eine Sportlerin mit einem Medizinball
Shanice Crafts Eltern sind ein US-Soldat und eine ehemalige deutsche Leistungsschwimmerin. Bildrechte: MDR/Meike Götzelmann

Wer ist Shanice Craft? Shanice Craft ist eine deutsche Diskuswerferin, die in ihrer Karriere bereits einige Erfolge erzielt hat. Sie ist die Tochter eines US-amerikanischen Soldaten und einer ehemaligen deutschen Leistungsschwimmerin aus Mannheim. Craft begann ihre sportliche Laufbahn beim TV Wattenscheid 01. Seit 2021 trainiert sie beim SV Halle. Die 30-Jährige konnte sich mehrfach für internationale Meisterschaften qualifizieren und gewann unter anderem die Silbermedaille bei den Europameisterschaften 2018 in Berlin. Ihre persönliche Bestleistung liegt bei 65,88 Metern.

Vorbild Olympiasiegerin Ilke Wyludda

An diesem Tag geht Shanice Craft abwechselnd mit einem leichten Lächeln und dann wieder ernstem Gesichtsausdruck durch den Park für Olympiasieger in Halle. Hund Jack ist dabei eng an ihrer Seite und bietet ihr bei gemeinsamen Spaziergängen den nötigen Ausgleich zu ihrem Alltag als Profisportlerin. Der kleine Hund und die 30-Jährige haben mehr gemeinsam, als es auf den ersten Blick scheint. Denn Jack hält auch nicht so viel vom Ausdauertraining. "Wir sind uns da sehr ähnlich, wir sind eher die Schnellkraftsportler."

Zwischen Jana Thieme (Olympisches Gold 2000 im Doppelzweier im Rudern) und Andreas Hajek (Olympisches Gold 1992, 1996 im Doppelvierer im Rudern) befindet sich im Olympia-Park die Stele von Ilke Wyludda. Für Shanice Craft ein ganz besonderer Stopp auf ihrem Spaziergang. Denn Ilke Wyludda hat bereits 1996 das geschafft, was Shanice Craft noch erreichen möchte: eine olympische Goldmedaille im Diskus für Deutschland zu gewinnen.

"Wenn ich mich hier einreihen könnte, auch so eine Ehrentafel bekommen könnte, das wäre schon ein großer Traum von mir." Die gebürtige Mannheimerin, die beim SV Halle trainiert, arbeitet hart an ihrem Traum, wie sich kurze Zeit nach dem Spaziergang zeigt.

Ein Bild des Eiffelturms, dazu drei Portraits von Sportlern.
Shanice Craft ist eine von drei Sportlern, die MDR SACHSEN-ANHALT auf dem Weg zu ihrem großen Ziel begleitet. Bildrechte: MDR SACHSEN-ANHALT

Krafttraining mit Shanice Craft

Etwa eine Stunde später treffen wir Shanice Craft in ihrer Trainingsstätte wieder. Hier wird schnell klar, dass sich hinter dem Gerede über die harte Arbeit mehr verbirgt als nur leere Worte. Denn direkt im Kraftraum sind nicht nur unzählige Gerätschaften und Gewichte zu finden, sondern unter anderem auch ein Plakat von den Olympischen Ringen. Unter ihnen steht groß "Paris 2024".

Die Diskuswerferin versucht täglich ihr Ziel zu visualisieren und schaut sich deshalb nicht nur die Plakate im Kraftraum gerne an, sondern auch ein Bild der Olympischen Medaillen auf ihrem Handy. "Ich bin der Meinung, man muss groß träumen, um Großes zu erreichen. Und das habe ich mir vorgenommen für dieses Jahr. Ich weiß, ich muss dafür über mich hinauswachsen, muss unglaubliche Leistungen erbringen, aber das traue ich mir zu und dafür arbeite ich jeden Tag."

Ich bin der Meinung, man muss groß träumen, um Großes zu erreichen.

Shanice Craft Diskuswerferin vom SV Halle

Eine Sportlerin macht Ausfallschritte mit schweren Gewichten auf den Schultern.
Krafttraining muss sein, auch wenn es Shanice Craft manchmal schwer fällt. Bildrechte: MDR/Meike Götzelmann

Dass Shanice Craft über sich hinauswachsen kann, beweist sie im Training. Unermüdlich stemmt sie immer wieder Gewichte, wirft Medizinbälle und geht nicht nur an ihr Leistungsmaximum, sondern vielleicht auch noch ein bisschen weiter. "Gerade das Grundlagentraining ist sehr anstrengend, man ist dann manchmal kurz vor dem Heulen. Aber das gehört dazu, man weiß das macht einen stärker und bringt einem die nötigen Punkte im Sommer."

Olympia motiviert ungemein

Am heutigen Tag quält sie sich geradezu durch ihr Training, ist völlig außer Atem und kämpft mit sich selbst. Umso beeindruckender, dass sie nicht aufgibt. Im Gegenteil: Wird sie an die Olympischen Spiele im Sommer erinnert, baut dies so viel Motivation in ihr auf, dass sie die Gewichte noch ein Stück höher in die Luft stemmen kann.

Die Olympischen Ringe 2017 in Paris vor dem Eiffelturm.
Noch ist die 30-Jährige Sportlerin nicht für Paris qualifiziert. Bildrechte: picture alliance/dpa/AP | Michel Euler

Qualifikationswettkämpfe im Frühjahr

Sie ist sich ziemlich sicher, dass sie sich für die Olympischen Spiele dieses Jahr qualifizieren wird. Die Wettkämpfe dafür stehen im Frühjahr 2024 an. Ihr persönliches Ziel ist es, bei Olympia an die 70 Meter zu werfen, was ihre persönliche Bestleistung um vier Meter übertreffen würde. Aber das muss sie auch, denn "das Niveau der Frauen weltweit im Diskuswurf ist einfach gestiegen. Ich bin der Meinung, dass man über 69 Meter werfen muss, um Olympiasiegerin zu werden."

Trotz des harten Trainings ist Shanice Craft immer mit einem Lächeln bei ihren Einheiten dabei. Die Entlohnung für ihre schwere Arbeit soll das Siegertreppchen in Paris werden. 

MDR (Meike Götzelmann)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 05. März 2024 | 19:00 Uhr

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