Ein zweigeschossiges, weißes Gebäude mit großen Fenstern.
Das Hospiz in Halle ist Anfang des Jahres in diesen Neubau in der Kiewer Straße gezogen. Bildrechte: MDR/Luise Kotulla

Reportage Ein Tag im Hospiz Halle: Wo der Tod keine Angst macht

Von Luise Kotulla, MDR SACHSEN-ANHALT

20. November 2023, 09:06 Uhr

Sie werden Gäste genannt, die schwerkranken Menschen im Hospiz in Halle. Allein in diesem Jahr sind schon mehr als 100 verstorben. Doch wie ist es eigentlich im Hospiz, abgesehen davon, dass der Tod nie weit ist? Wer zieht dort ein? Wie geht es dem Personal? MDR SACHSEN-ANHALT-Reporterin Luise Kotulla durfte das Leben im Hospiz einen Tag lang begleiten und hat dort erstaunliche Menschen getroffen – Kranke, Pflegerinnen, eine Medizinerin und eine Ehrenamtliche samt Hund Karlchen.

Luise Kotulla
Bildrechte: Alexander Kühne

Es ist Frühstückszeit im Hospiz in Halle. Die Kerze, die im Flur an einem bodentiefen Fenster steht, brennt nicht – diese Nacht ist niemand gestorben. Eine Pflegerin erzählt: "Wenn ich früh zum Dienst komme und es ist jemand verstorben, sehe ich schon von unten vom Tor aus, dass die Kerze brennt. Das ist auch für uns eine mentale Vorbereitung." Die Räume des Hospizes befinden sich in der gesamten ersten Etage eines Neubaus im Süden von Halle. In der hellen Küche steht Hauswirtschaftlerin Heike Iser und bestreicht Brötchen. Die bringt sie jeden Morgen frisch vom Bäcker mit. "Manche Gäste mögen sie nochmal aufgebacken, das mache ich dann natürlich", sagt sie. Vom Toaster duftet es nach gerösteten Brötchen.

Eine dunkelhaarige Frau bestreicht in einer Küche Brötchen.
Heike Iser kümmert sich um das Frühstück. Danach wird sie Mittagessen für die Kranken kochen. Bildrechte: MDR/Luise Kotulla

Die Kranke

Eine der Hospiz-Gäste holt sich aus der Küche einen Kaffee, redet leise mit der Köchin und geht dann langsam zurück in ihr Zimmer. Die schlanke Frau sieht jünger aus als ihre 54 Jahre. Sie ist erst vor wenigen Tagen hier eingezogen – in das Zimmer mit Pflegebett, Bad und Balkon. Auf einen Sessel hat sie eine karierte Decke von zu Hause gelegt, darauf ein gelbes, rundes Kissen mit Herzen als Augen und einem lachenden Mund. "Donnerstag kam der Anruf. Ich hatte eine halbe Stunde Zeit zu überlegen." Am Freitag zog sie ein. Ihre Tochter und ihr Schwiegersohn fuhren sie aus Mücheln im Saalekreis nach Halle. "Freitagabend war ich schon richtig angekommen. Es ist so liebevoll hier", sagt die schwerkranke Frau.

Eine Frau steht auf einem Balkon und schaut in die Natur.
Die Frau aus Mücheln sagt, sie genieße besonders die Ruhe im Hospiz. Bildrechte: MDR/Luise Kotulla

Zu Hause hatte sie es schon lange nicht mehr nach Draußen geschafft. Jetzt steht sie auf dem Balkon ihres Zimmers in der wärmenden Novembersonne, hält sich am Geländer fest und erzählt ihre Krankengeschichte. Noch keine 40 Jahre alt, hatte sie einen Blasentumor diagnostiziert bekommen. Wie mehr als 95 Prozent der Gäste im Hospiz in Halle hat sie Krebs. Die Behandlung hatte sie eigentlich gut überstanden – "Ich war auch immer zur Nachsorge." Doch die Krankheit kam an anderen Stellen in ihrem Körper wieder. "Jetzt ist gar nichts mehr zu retten", sagt die zweifache Mutter.

Ein Ziegelstein und ein Briefumschlag
Bildrechte: Hospiz Halle

Das Hospiz in Halle Das Heinrich Pera Hospiz ist eines von acht Hospizen in Sachsen-Anhalt. Es wurde 1993 nach eigenen Angaben als erstes Tageshospiz Deutschlands eröffnet. Seit 1996 können die Gäste auch über Nacht bleiben. Lange befanden sich die Räumlichkeiten im Stadtzentrum von Halle am Elisabeth-Krankenhaus. Im Februar 2023 bezog das Hospiz das neue Gebäude in der Südstadt (Kiewer Straße), zusammen mit dem ambulanten Hospiz- und Kinderhospizdienst, der Patienten zu Hause versorgt. Für das Hospiz Halle arbeiten 23 Mitarbeiter und dutzende Ehrenamtliche. Es gibt zwölf Zimmer, die im Durchschnitt zu 94 Prozent belegt sind. Besuch ist zu jeder Tages- und Nachtzeit möglich.

Mich hat auch nicht geschockt, als diese Diagnose kam. Ich bin sehr hart geworden.

Gast des Hospizes aus Mücheln

Enttäuscht ist die 54-Jährige vom Gesundheitssystem: Trotz großer Schmerzen bekam sie lange keine Diagnose, wurde aus den Krankenhäusern weggeschickt. Erst ein Ultraschall bei ihrer Frauenärztin, den sie selbst bezahlte, brachte sie näher zu dem Ergebnis, das sie schon monatelang geahnt hatte. "Mich hat auch nicht geschockt, als diese Diagnose kam. Ich bin Stehaufmann. Ich bin sehr hart geworden." Die Tränen kommen ihr nie, wenn sie über sich selbst spricht. Ein Teil ihrer Brust ist entfernt, sie hat unter anderem ein Malignom in der Bauchspeicheldrüse, dazu im Bauchfell Tumore und Metastasen. Anfang August hatte ihr ein Arzt gesagt, sie habe noch sechs Wochen bis sechs Monate zu leben. Sie wollte diese Klarheit.

Ein Blumenstrauß auf einem kleinen Tisch.
Ihr Zimmer gestaltet sie sich so, dass sie sich wohlfühlt. Bildrechte: MDR/Luise Kotulla

"Ich denke mal, sechs Monate", sagt sie zurück im Zimmer. Das Wort Sterben oder Tod spricht sie nicht aus. Im Gesicht sieht man ihr die Krankheit an, die Haare sind jedoch frisch geföhnt, sie trägt bunte Socken und rosa Hausschuhe, die wie neu aussehen. Ins Hospiz wollte sie unbedingt, hatte selbst recherchiert, wo das in Sachsen-Anhalt möglich ist. Mit nur noch rund 43 Kilogramm Gewicht kam sie dann an. Zu Hause hatte sie kaum noch essen und trinken können. Jetzt ist sie stolz auf sich: "Ich trinke hier eine Kanne Tee, das ist ein Liter. Und zwei Tassen Kaffee. Kaffee zählt auch." Sogar das Essen klappe wieder, dank anderer Tabletten und Cannabis-Tropfen. Der durch den Bauchspeicheldrüsenkrebs veränderte Geschmack sei wieder normaler. Ihre erwachsene Tochter habe bei ihrem Besuch hier gesagt: "Mutti, du siehst schon ein bisschen besser aus", sagt sie erfreut.

Die Krankenschwester

Wahrscheinlich liegt das auch an der Ruhe und der Zeit, die sich die Mitarbeiter im Hospiz für die Kranken nehmen können. Jetzt am Vormittag sind für die insgesamt zwölf Gäste vier Pflegefachkräfte da. Kathleen Piech ist eine von ihnen. Die gelernte Altenpflegerin trägt einen hellblauen Schwesternkasack mit Einhörnern und Flamingos und ist heute auch für die neu eingezogene 54-Jährige zuständig. Duschen konnte die Frau zu Hause gar nicht mehr, hier klappt es allein dank der ebenerdigen Dusche. "Ich muss nur noch daneben stehen", sagt Schwester Kathleen lächelnd.

Sie hatte lange im Pflegeheim gearbeitet. Doch das Sterben dort fand sie so bedauernswert, dass sie vor fast sechs Jahren zum Hospiz wechselte. "Weil ich es ganz furchtbar fand, dass die Bewohner im Pflegeheim alleine sterben. Dass man gar keine Zeit hat, sich darum zu kümmern." Im Hospiz sei das anders. "Hier kann ich am Bett sitzen, ich habe die Zeit, die Hand zu halten. Und selbst wenn die Zeit nicht ist, bin ich in viel kürzeren Abständen im Zimmer, so dass ich den Weg mit begleiten kann. Das finde ich toll." Wie fast alle, die hier im Hospiz arbeiten, hat sie die Zusatzqualifikation Palliativ Care, ist also geschult im Umgang mit Schwerstkranken und Sterbenden. Sie darf auch Spritzen geben, Medikamentenpumpen wechseln, Schmerzen lindern.

Eine Altenpflegerin in bunter Arbeitskleidung. 1 min
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1 min

MDR FERNSEHEN Mo 13.11.2023 10:21Uhr 00:23 min

https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/halle/halle/audio-pflegerin-hospiz-pflegeheim-102.html

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Mittlerweile ist Mittagszeit und Schwester Kathleen serviert Suppe für ihre drei Zimmer. Jeder Gast bekommt das, was ihm schmeckt und was er noch essen kann. Einem älteren Mann stellt sie eine kleine Schale mit Graupensuppe auf den Tisch und schenkt noch etwas Bier nach. "Ein Tag, ein Bier", sagt er munter zur Schwester. Und ergänzt: "Ich bedanke mich vielmals". Sie streicht ihm über den Rücken und über die Wange, bevor sie aus dem Zimmer geht.

"Es sind wirklich eher kleine Dinge", sagt Schwester Kathleen über die Wünsche der Menschen hier am Lebensende. "Manche Gäste wollen zum Beispiel ihr Tier nochmal sehen." Tiere dürfen nicht mit ins Hospiz einziehen, allerdings zu Besuch kommen – wie der kleine Hund des Mannes mit dem Bier. Er ist jede Woche hier. "Andere Gäste wollen nochmal nach Hause. Da hatten wir jetzt einen Gast, der wollte unbedingt auf seiner Musikanlage Pink Floyd hören. Das funktionierte dann auch." Selbst der Wunsch, dass Angehörige über mehrere Nächte bleiben, kann erfüllt werden. Sie können im Angehörigenzimmer übernachten oder sogar auf einer Gästeliege im Zimmer des Sterbenden schlafen. "Das wird aber selten in Anspruch genommen, sie ziehen dann doch meist ins Gästezimmer um. Im Zimmer ist es für sie schlecht aushaltbar", sagt Schwester Kathleen.

Ein heller Flur mit Blick auf ein großes Fenster. 1 min
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MDR FERNSEHEN Mo 13.11.2023 10:21Uhr 00:54 min

https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/halle/halle/audio-hospiz-pflegerin-100.html

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Die Ärztin

Bei der dritten Patientin von Schwester Kathleen kommt gerade die Ärztin zur Visite. Fachärztin Maike Schlenkermann ist ein Mal pro Woche im Hospiz und betreut hier mehrere Kranke. Sie hockt am Bett der 86 Jahre alten Frau, um auf Augenhöhe zu sein. "Wie lange sind Sie jetzt im Hospiz?", fragt sie. "10. August", antwortet die sympathische, alte Frau sofort. "Wir wollten heute nochmal nach dem Bein gucken. Es nässt jetzt nicht mehr?", fragt die Ärztin. Und stellt fest: "Wasser ist noch ordentlich drin, aber es nässt nicht, und die Wassertablette hat ein bisschen was rausgeholt." Auch den Kopf möchte die Ärztin sehen. "Sie waren ja gestürzt. Die Platzwunde ist schön verheilt. Sieht gut aus." An den Armen hat die Seniorin Blutergüsse, die zeigt sie noch. "Ich brauche bloß irgendwo dranzukommen. Es tut nicht mal weh, aber sofort kommt es."

Eine alte Frau sitzt auf ihrem Bett und frühstückt.
Seit August ist die 86 Jahre alte Frau im Hospiz. Ärztin Maike Schlenkermann kommt regelmäßig zur Visite. Bildrechte: MDR/Luise Kotulla

Die unheilbar an Krebs erkrankte Seniorin wirkt weit jünger als Mitte 80 mit ihrem runden Gesicht, dem hellen, kurzen Haar und erst recht, wenn sie angeregt mit ihrer Ärztin spricht. "Ich hätte mir nie träumen lassen, wie schön es hier ist. Hier machen sie alles möglich", sagt sie. Sogar um ihre Angehörigen werde sich gekümmert. Bis zur Diagnose in diesem Jahr war sie immer in Bewegung – auch jetzt mache sie noch Übungen, so weit sie es schafft. Die Ärztin ist erstaunt. Denn die Krankheit hat die alte Frau schon sehr geschwächt. Neben sich hat sie gefaltete Servietten drapiert, kleine Aufmerksamkeiten vom Hospiz-Team. "Das hebe ich dann immer auf", sagt sie dankbar. Sie hat es geschafft, mit ihrer schwierigen Situation im Reinen zu sein. Im Nachttisch liegen Abschiedsbriefe an sie. Darüber ist sie glücklich, denn darin stehe, wo sie Spuren hinterlasse. "Das ist schön."

Eine Ärztin mit Stethoskop um den Hals. 1 min
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MDR FERNSEHEN Mo 13.11.2023 10:21Uhr 01:29 min

https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/halle/halle/audio-aerztin-hospiz-schmerzen-100.html

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Die junge Ärztin erklärt später auf dem Flur, dass sie hier mehr Zeit pro Patient hat. "Das Arbeiten ist wesentlich ruhiger als im Krankenhaus", sagt Maike Schlenkermann. Sie arbeitet für den einzigen SAPV-Dienst in Halle – also in der Spezialisierten ambulanten Palliativversorgung. Viele todkranke Patienten werden vom Team zu Hause betreut, manche im Heim. Und wenn Patienten ins Hospiz wechseln, werden sie weiter begleitet. "Symptomlinderung ist das, was wir normalerweise machen."

Selbst das Sterben im Hospiz ist viel entspannter.

Maike Schlenkermann Ärztin

Im Hospiz gehe es medizinisch nur noch darum, das zu behandeln, wovon der Patient profitiert und was der Lebensqualität dient. "Und die Schmerzbehandlung ist wie im Krankenhaus möglich. Manchmal auch besser, weil die Schwestern, die hier sind, den Patienten viel besser kennen." Zum letzten Mal sieht sie ihre Patienten im Hospiz meist dann, wenn es darum geht, deren Tod zu erklären. "Selbst das Sterben im Hospiz ist viel entspannter", sagt die Ärztin.

Die Ehrenamtliche mit Hund Karlchen

Die Ehrenamtliche Jutta Schöpe ist selten dabei, wenn jemand verstirbt. Doch mit einer Patientin, die nun bald ein halbes Jahr im Hospiz ist und keine Verwandten mehr hat, hat sie eine Übereinkunft: Wenn der Sterbeprozess beginnt, dann möchte sie angerufen werden, um bei der alten Dame zu sein. Sie haben sich erst im Hospiz kennengelernt.

Mit ihrem kleinen Havaneser Karlchen kommt die 73 Jahre alte Jutta Schöpe ins Zimmer ihrer besonderen Bekannten. Die alte Frau liegt erschöpft im Bett, Haare und Haut sind sehr hell. Als der Hund aufs Bett springt, stützt sie sich hoch und streichelt ihn zart. Karlchen darf ins Bett. "Kann ich irgendetwas helfen?", fragt Jutta Schöpe. Sie soll das Fenster noch etwas weiter öffnen, obwohl es schon kühl im Raum ist. Das mache die Krankheit. "Sie müssen aufpassen, dass die Hacken nicht wund werden. Immer rumdrehen." Die alte Frau antwortet: "Ja das mache ich schon, trotzdem. Es ist sehr schwierig. Das ist keine Lebensqualität mehr." Sie kann ihre Tage nur noch im Bett verbringen. "Darum komme ich lieber einmal öfter, dass es ein kleines bisschen Ablenkung gibt", sagt Jutta Schöpe.

Die beiden Frauen fänden immer etwas, worüber sie sprechen könnten. "Wir unterhalten uns immer sehr nett", sagt die Kranke, auch über persönliche Dinge. Jutta Schöpe erklärt lächelnd: "Das passiert aber nur, wenn man eine längere Begleitung hat. Und bei uns hat es sofort gepasst." Meistens bleiben sie und Karlchen eine Stunde im Zimmer.

Eine lachende Frau und ihr Hund. 1 min
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1 min

MDR FERNSEHEN Mo 13.11.2023 10:21Uhr 01:01 min

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Als Jutta Schöpes Mann vor zwölf Jahren starb, hatte sie eine sinnvolle Aufgabe gesucht. Rund 100 Ehrenamtliche hat das Hospiz samt angeschlossenem ambulanten Hospizdienst. Mittlerweile gehört sie zu den "alten Hasen", wie sie sagt. Karlchen ist schon ihr zweiter Hund, den sie mitbringt. Er ist kein ausgebildeter Therapiehund, doch ein ruhiger, freundlicher Mischling. In den Räumen des Hospizes strolcht er manchmal auch allein herum. Er kennt sich hier aus und das Personal hat ihn gern.

Ich tue mir nichts an, ich tue Gutes.

Jutta Schöpe Ehrenamtliche im Hospiz

Zwei Mal pro Woche schaut Jutta Schöpe bei den Gästen vorbei – aber nur bei denen, die das wollen. Mittlerweile hat sie hunderte todkranke Menschen begleitet, auch innige Freundschaften seien entstanden. Manche Bekannte draußen würden allerdings fragen, warum sie sich das antue. Doch Jutta Schöpe sagt dann: "Ich tue mir nichts an, ich tue Gutes." Nur wenn wirklich enge Begleitungen durch den Tod enden, dann brauche sie Abstand und nehme sich eine Auszeit vom Hospiz.

Ohne Ehrenamtliche geht es nicht Obwohl es viele aktive Ehrenamtliche gibt, sind das Hospiz und der ambulante Hospiz- und Kinderhospizdienst immer wieder auf neue Ehrenamtliche angewiesen. Sie können Kranke zu Hause, im Pflegeheim oder im Hospiz begleiten, für Angehörige da sein und Trauernden helfen. Die Ausbildung der Ehrenamtlichen erfolgt im Gebäude des Hospizes Halle.

Ein kleiner Hund sitzt auf einem Krankenbett. 1 min
Bildrechte: MDR/Luise Kotulla
1 min

MDR FERNSEHEN Mo 13.11.2023 10:21Uhr 00:28 min

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Das Ende

Wenn jemand stirbt – und das geschieht oft, allein in diesem Jahr waren es schon mehr als 100 Gäste – dann richten die Schwestern im halleschen Hospiz den Verstorbenen her. Sie waschen ihn noch einmal, ziehen ihn um und legen eine Decke auf, die farblich zu dem Menschen passt. "Wenn wir wissen, der Gast war oft an der Ostsee, dann haben wir eine blaue Decke, auch Muscheln", erzählt eine Schwester. Das sei ihr Ritual, ihre Verabschiedung. Außerdem wird im Flur die dicke, weiße Kerze angezündet. Daneben liegt das "Buch des Lebens", in dem der Verstorbene verewigt wird. Die Angehörigen können eine Seite gestalten. Auf der vorletzten beschriebenen Seite steht beispielsweise: "Du hast mich tief in meinem Herzen und in meiner Seele berührt – dafür möchte ich dir herzlich danken."

Du hast mich tief in meinem Herzen und in meiner Seele berührt – dafür möchte ich dir herzlich danken

Eintrag einer Angehörigen im "Buch des Lebens"

In dieser Nacht könnte es sein, dass das Leben eines Gasts endet. Seine Frau ist unruhig, ihm gehe es hörbar schlechter, sagt sie der Ärztin. Die hatte schon nach dem Patienten gesehen, als er schlief. "Das darf so sein. Der Puls ist noch ausreichend da". Doch die Frau des Gasts hat noch mehr Gesprächsbedarf. Die zuständige Schwester merkt das. Sie geht noch schnell in die Zimmer ihrer anderen Patienten. "Das wird ein langes Gespräch, da möchte ich mir Zeit für nehmen", sagt die Schwester. Dann erst läuft sie den Flur hinunter in Richtung der Frau. Am nächsten Morgen brennt die weiße Kerze.

MDR (Luise Kotulla) | Erstmals veröffentlicht am 18.11.2023

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 20. November 2023 | 06:30 Uhr

3 Kommentare

pwsksk vor 23 Wochen

Meine absolute Hochachtung vor diesen Menschen. Ich glaube, ich würde an Mitleid für Betroffene zerbrechen.
Was mich aber immer wieder schockt, sind solche Sätze wie o. g., "... den Ultraschall, den ich selbst bezahlte".
Eine Ultraschalluntersuchung dauert wenige Minuten, wenn überhaupt. Das ist mit eine der effektivsten Methoden, innere Unnormalitäten aufzuspüren. Und das Geld haben die Krankenkassen nicht mehr?

urlaub vor 24 Wochen

Alles, was in diesem Artikel berichtet wird, kann ich voll bestätigen.
Mein Vater durfte seine letzten Tage in einem Hospiz verweilen, er fühlte sich dort von Anfang an sehr wohl. Leider waren es nur wenige Tage, die ihm dort vergönnt waren, aber er ist friedlich und würdevoll aus dem Leben geschieden, während ich bei ihm sein durfte und von ihm Abschied nahm. In dieser schweren Stunde wurde auch ich von den Schwestern liebevoll betreut und umsorgt.

hilflos vor 24 Wochen

Ein bewegender Beitrag

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