Blick auf ein Wohnhaus im Paulusviertel 1 min
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MDR SACHSEN-ANHALT Fr 21.06.2024 15:33Uhr 00:34 min

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Mädchen an Verbrühungen gestorben Tote Zweijährige in Halle: Anklage gegen Vater steht bevor

21. Juni 2024, 15:56 Uhr

Im Fall des in Halle leblos aufgefundenen Mädchens sind die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft befindet sich der Vater des Kindes weiterhin in Untersuchungshaft. Eine Anklage sei bald zu erwarten. Die Zweijährige war Mitte Mai an größeren Hautverbrühungen gestorben – zwei Tage nach dem eigentlichen Vorfall.

Im Fall der Mitte Mai tot aufgefundenen Zweijährigen in Halle ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft mit einer baldigen Anklage zu rechnen. "Die Ermittlungen dauern weiter an", teilte eine Sprecherin am Freitag mit. Der Vater des Mädchens sitze weiterhin in Untersuchungshaft. Weitere Einzelheiten könnten aus ermittlungstaktischen Gründen zum jetzigen Zeitpunkt nicht mitgeteilt werden.

Polizei ermittelt gegen Eltern und Großeltern

Gegen den Vater war am 16. Mai 2024, vier Tage nach dem Tod des Kindes, aufgrund von Fluchtgefahr Haftbefehl erlassen worden. Der 36-Jährige schwieg zunächst zu den Vorwürfen. Die Staatsanwaltschaft hatte gegen die Eltern und die Großmutter der Zweijährigen Ermittlungen eingeleitet. Ihnen wird gemeinschaftlicher Totschlag durch Unterlassen vorgeworfen. Ob weitere Haftbefehle geprüft werden, ist bisher nicht bekannt.

Das zwei Jahre alte Mädchen war am 12. Mai 2024 leblos in einer Wohnung im halleschen Paulusviertel entdeckt worden. Zu dieser Zeit wurde es von der Oma betreut. Gegen 14 Uhr alarmierte ein Familienmitglied laut Polizei die Leitstelle aufgrund eines medizinischen Notfalls in der Wohnung. Die Rettungskräfte versuchten, die Zweijährige wiederzubeleben, jedoch ohne Erfolg. Eine halbe Stunde später sei die Polizei hinzugerufen worden, weil das Mädchen gestorben sei.

Kind hatte lebensgefährliche Verletzungen

Die Obduktion hatte im Anschluss ergeben, dass das Mädchen an Verbrühungen gestorben war. Das haben Rechtsmediziner der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg herausgefunden, teilte die Polizeiinspektion Halle mit. Die Verbrühungen hatte das Mädchen demnach zwei Tage vor seinem Tod erlitten.

Wann Verbrühungen für Kinder lebensgefährlich sein können

Verbrennungen und Verbrühungen sind für Kinder deutlich gefährlicher als für Erwachsene, unter anderem, weil ihre Haut dünner und empfindlicher ist. Zudem wird eine Verbrennung für Kleinkinder bereits dann lebensgefährlich, wenn sie acht Prozent der Körperoberfläche betrifft. Bei schweren Verbrennungen oder Verbrühungen sollte deshalb der Rettungsdienst alarmiert werden. Kleinere Verletzungen können auch in einer Arztpraxis behandelt werden.

Mehr dazu und wie Sie Verbrennungen und Verbrühungen vermeiden und behandeln können, erfahren Sie in diesem Artikel des ZDF.

Familie soll Tod des Kindes in Kauf genommen haben

Laut Staatsanwaltschaft und Polizei wird den Eltern (beide 36) und der 63-jährigen Großmutter vorgeworfen, dass sie von den lebensgefährlichen Verletzungen des Mädchens wussten und trotzdem keine Rettung veranlasst haben. Damit hätten sie den Tod des Kindes billigend in Kauf genommen.

Häuserfassade im Paulusviertel in Halle 1 min
Die Polizei in Halle hat nach dem Fund eines toten Mädchens die Obduktion angeordnet. Bildrechte: MDR

Ermittler durchsuchen Wohnungen, Jugendamt prüft

Den Angaben zufolge durchsuchten die Ermittler am 15. Mai 2024 die Wohnungen der Beschuldigten. In der Wohnung, in der das Kind gefunden wurde, lebte der Polizei zufolge eine Familie mit insgesamt drei Kindern.

Vor diesem Hintergrund sei das Jugendamt hinzugezogen worden, erklärte ein Sprecher. Die Stadt wollte dies mit Verweis auf den Datenschutz nicht weiter konkretisieren. Ein Sprecher der Stadtverwaltung bestätigte aber, der Fall werde "intensiv durch das Jugendamt geprüft".

dpa, MDR (Tanja Ries, Cornelia Winkler, André Plaul, Anja Höhne, Maren Wilczek, Kalina Bunk, Marius Rudolph) | Zuerst veröffentlicht am 13.05.2024

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 17. Mai 2024 | 05:00 Uhr

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