Hände unter laufendem Wasserhahn
Auch Waschzwang gehört zu der psychologischen Erkrankung. (Symbolbild) Bildrechte: MDR/Anne Sailer

Psychische Erkrankungen Hölle im Kopf: Selbsthilfegruppe für Menschen mit Zwangsstörung gegründet

15. Juni 2023, 14:29 Uhr

Ein 30-jähriger Student hat in Halle eine Selbsthilfegruppe für Menschen mit Zwangstörungen gegründet. Ihm ist es wichitg, vor allem junge Menschen zu den wöchentlichen Treffen zu locken. Denn je eher eine psychische Erkrankung wie diese behandelt wird, um so besser ist sie heilbar.

Er ist 30 Jahre jung und ein Politikstudent der Martin-Luther-Universität. Ruben sieht aus wie ein ganz normaler junger Mann. Wäre da nicht die Hölle in seinem Kopf, wären da nicht seine Zwangsgedanken, die ihn in der Vergangenheit so sehr fesselten, dass er lange Zeit das Haus nicht verlassen konnte.

Ein Mann neben einer Statue mit dem Rücken zur Kamera
Ruben kam für ein Interview ins MDR-Funkhaus in Halle Bildrechte: MDR/Anne Sailer

Doch Ruben wollte mit seiner Zwangsstörung nicht mehr alleine sein und suchte sich Hilfe. Er fand eine kompetente Psychotherapeutin. Nachdem es ihm besser geht, animiert sie ihn, auch anderen Menschen zu helfen. Das ist Teil seiner Therapie. Ruben sagt: "Man muss sich die Krankheit vorstellen wie eine bösen Kraken. Am Ende ist jeder kleine Teil des Alltags besetzt mit einem Zwang."

Bereits als Kind musste er immer nachschauen, ob das Tor geschlossen ist, damit der Hund nicht wegrennt, erinnert sich Ruben heute. Später sieht er beim Verlassen des Hauses immer wieder nach, ob der Herd auch ausgestellt ist.

Jeder von uns kennt solche Gedanken, bei einer Zwangsstörung aber entwickelt sich ein Gedankenkarussell. Das führt dazu, dass Betroffene die immer gleichen Dinge immer wieder machen müssen. Der Zwang beginnt das Verhalten zu beherrschen.

Zwangsstörungen können viele Gesichter haben

Eine junge Frau hält sich eine Hand vor das Gesicht
Zwangsgedanken beherrschen irgendwann den kompletten Alltag. (Symbolbild) Bildrechte: MDR/Anne Sailer

Zum Beispiel haben manche das Gefühl, sich immer wieder die Hände waschen zu müssen. Dahinter steht zum Beispiel der Zwangsgedanke, man könne andere infizieren und schwere Krankeiten verbreiten. Betroffene waschen die Hände dann oft bis sie bluten. Zwangsstörungen und -neurosen sind mannigfaltig und können jeden treffen. Je länger die Krankheit anhält, desto größer ist auch die Gefahr, dass andere psychische Störungen wie Phobien und Depressionen hinzukommen. 

Für den Politikstudenten Ruben ist der Austausch in der Gruppe auch aus sozialen Gründen wichtig. So würden sich die Betroffenen nicht so allein fühlen und neuen Lebensmut schöpfen können, sagt er.

Selbsthilfe vor allem für junge Leute

Gasflamme
Herd ausgemacht? (Symbolbild) Bildrechte: MDR/Anne Sailer

Der Student Ruben sucht vor allem den Kontakt zu jüngeren Menschen. Ältere Betroffene ab 50 Jahren sind aber auch herzlich eingeladen. Die Selbsthilfegruppe soll den Leuten Mut machen, sich ihrer Störung zu stellen, denn je eher eine Zwangsstörung behandelt wird, umso größer sind die Heilungschancen.

MDR (Anne Sailer, Moritz Arand)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 14. Juni 2023 | 16:30 Uhr

0 Kommentare

Mehr aus dem Raum Halle und Leipzig

Ein Mann in der Verkehrsleitzentrale in Halle 3 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Mehr aus Sachsen-Anhalt