Energiekrise Chemiepark Leuna: Beschäftigte demonstrieren wegen Job-Sorgen

27. Oktober 2022, 15:48 Uhr

In Leuna sind am Mittwoch deshalb rund 350 Menschen auf die Straße gegangen. In der Chemieindustrie im Süden Sachsen-Anhalts wächst die Sorge um Standorte und Arbeitsplätze. Die Energiekrise hat die Branche stark getroffen. Viele Unternehmen haben bereits ihre Produktion gedrosselt.

In Leuna haben MDR-Informationen zufolge rund 350 Menschen für den Erhalt von Arbeitsplätzen in der Chemieindustrie demonstriert. Das waren rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer weniger als bei der vorherigen Demo. Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE) hatte dazu aufgerufen.

"Es gibt vereinzelte Unternehmen, die schon die Produktion gedrosselt haben. Aber viele Unternehmen haben entsprechende Pläne in den Taschen. Und wir wollen jetzt verhindern, dass die umgesetzt werden. Wenn die Produktion erstmal stillsteht, ist es zu spät, auf die Straße zu gehen", sagt Gewerkschaftssprecherin Sylke Teichfuss im Gespräch mit MDR SACHSEN-ANHALT. Geplante Entlastungs-Maßnahmen der Bundesregierung für Menschen und Unternehmen müssten schneller umgesetzt werden.

Haseloff für schnelle Entlastung

Bei seiner Reise nach Brüssel sagte Ministerpräsident Reiner Haseloff, dass er sich ebenfalls für eine schnelle Lösung zwischen Bund und Ländern ausspricht, um Entlastungen unter anderem für die Chemiebranche zu schaffen: "Ich habe vor dem Hintergrund der heutigen Demonstration in Leuna unter Federführung der IG Bergbau und Chemie klar gesagt, dass wir klare und schnelle Signale brauchen, die dazu führen, dass wir in der nächsten Woche auf der Ministerpräsidenten-Konferenz mit dem Bund gemeinsam diese Hilfspakete schnüren können und auch als Länder wissen, welche Lücken wir in diesem Zusammenhang über die Landes-Haushalte schließen müssen."

Ich habe vor der Hintergrund der heutigen Demonstration in Leuna unter Federführung der IG Bergbau und Chemie klar gesagt, dass wir klare und schnelle Signale brauchen...

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff

Chemieindustrie benötigt viel Gas und Öl

Bei den Mitarbeitern der Branche wächst die Sorge um die Produktionsstandorte und Arbeitsplätze. Gewerkschaftssprecherin Teichfuss sagte, viele Familien in der Region seien verunsichert. In Ostdeutschland sind nach Angaben aus der Branche derzeit rund 54.500 Menschen in der Chemie- und Pharmaindustrie beschäftigt, etwa in Leuna, Schwedt und Schwarzheide sowie in Böhlen und Schkopau.

Die Chemieindustrie benötigt viel Energie und ist bisher auf Gas und Rohöl angewiesen, unter anderem als Rohstoff, nicht nur für die Energieversorgung. Viele Unternehmen haben bereits ihre Produktion gedrosselt.

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dpa, MDR (Julia Heundorf, Fabian Brenner, Marvin Kalies)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 26. Oktober 2022 | 16:30 Uhr

72 Kommentare

Hans 2 am 28.10.2022

Ich meinte mit den Bezug zu US Gewerkschaften das Sie korrupt sind.
Ein bekannter Gewerkschaftsführer war Jimmy Hoffa, der Verbindungen zur Cosa Nostra hatte und dann spurlos verschwand. Man vermutete das er durch den Fleischwolf gedreht wurde, er wurde 1982 für gesetzlich tot erklärt. Die heutige Gewerkschaft hat eine viel zu große Nähe zur SPD man kann das sehr gut beobachten bei Yasmin Fahimi
die von der Politik, Sie gehörte den linken Flügel der SPD an und hatte politische Ämter der SPD inne, heute ist Sie Vorsitzende des deutschen Gewerkschaftsbundes wechselte. Die Gewerkschaften hatten schon immer eine Nähe zur Partei der SPD. Das ist auch nicht das Problem, aber Gewerkschaften müßen unabhängig sein von der Politik.
Sie sind ja auch unabhängig in der Tarifautonomie, zumindest sollte es so sein

Shantuma am 27.10.2022

Ich stimme Ihnen bei vielen der genannten Dinge zu, auch wenn ich dem russischen Realkrieg nicht so viel Bedeutung zukommen lasse, denn sonst müssten alle anderen Kriege ebenso bedeutungsvoll sein.

Ihre Idee mit Gewerkschaften und AG mag stimmen, wenn denn Gewerkschaften und AG auf unterschiedlichen Seiten stehen würden. Doch manchmal verschwimmen dort die Grenzen. Und es ist unverständlich (zumindest für mich) warum die Gewerkschaften nicht manchmal mehr fordern.
Blicken wir kurz zurück. Im November 2021 hat Russland/Putin dem Westen ein Brief zukommen lassen. Es ging um die europäische Sicherheit, man erinnert sich eventuell.
Die russischen Forderungen waren meines Erachtens überzogen, aber haben auch eine Verhandlungsbasis geboten. Der Westen hat abgelehnt und Verhandlungen ausgeschlossen.

Bei Gewerkschaften sieht die 1. Forderung schon mau aus und meist wird es dann eher weniger ... so die Hälfte von der Forderung.
Warum also nicht höher starten?

Shantuma am 27.10.2022

Man sollte davon ausgehen, dass Thommi Tulpe hat das Zitat nicht verstanden hat.

Wer aufgrund des "moralischen" Kompass die Sicht zu allen Seiten unterlässt und nur dem Mainstream folgt, für den habe ich ein weiteres Zitat:
"Wer nicht beizeiten, schon unter dem ungetrübten Himmel von Rechtsstaat und Demokratie, sich in Kritik und Widerspruch übt, wird dazu erst recht nicht unter einem autoritären Regime bereit und in der Lage sein."
Aus dem Buch „Schreibtischtäter und ihre vergessenen Opfer“ von Helmut Kramer.

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