Stromnetz der Zukunft Spatenstich für Energiewendeprojekt Südostlink in Wolmirstedt

21. März 2023, 10:46 Uhr

Erneuerbare Energie aus Windparks in der Ostsee, die auch in Bayern verfügbar ist – das soll die Stromtrasse Südostlink in Zukunft ermöglichen. Im nächsten Schritt entsteht in Wolmirstedt nun ein Konverter, der Wechsel- in Gleichstrom umwandeln soll. Kritik gibt es unter anderem von Landwirten und Grundstückbesitzern. Bis 2027 soll die Trasse bei Wolmirstedt fertig sein.

Porträtbild eines Mannes
Bildrechte: MDR/Sebastian Mantei

In Wolmirstedt bei Magdeburg ist am Dienstag der Spatenstich für das Großbauprojekt zur Energiewende Südostlink. Die Stromtrasse wird eine der wichtigsten in Deutschland. Die Börde hat damit einen Spitzenplatz in der deutschen Energiewende. Am Anfang der Trasse entsteht ein Konverter in Wolmirstedt, der Wechsel- in Gleichstrom umwandelt. Dadurch können große Strommengen verlustarm über weite Entfernungen übertragen werden. Wolmirstedt wird Knotenpunkt und verbindet künftig die Offshore-Windparks in der Ostsee mit Bayern, wo der grüne Strom hingeleitet werden soll. In einem weiteren Ausbauschritt soll ein Höchstleistungskabel von Schwerin nach Wolmirstedt verlegt werden.

Mitarbeiter in Wolmirstedt sollen Trasse künftig im Blick haben

Das Projekt realisiert das Unternehmen 50-Hertz. Stefan Kapferer von der Geschäftsführung betont, wie wichtig eine unabhängige Energieversorgung für Deutschland sei. "Die Menschen haben, glaube ich, gerade nach dem Beginn des Ukraine-Krieges gemerkt, wie wichtig es ist, dass wir wenigstens größere Teile unserer Energieversorgung auf Energie aufbauen können, die am besten in Deutschland selbst, in der Ostsee oder in der Nordsee erzeugt wird." Die Stromtrassen würden dabei helfen.

In Wolmirstedt befindet sich das Regionalzentrum von 50-Hertz. Dort sitzen Mitarbeiter, die die Trassen künftig im Blick haben sollen, um im Havariefall schnell reagieren zu können. Bis das Hochleistungskabel ausgerollt werden kann, müssen noch einige Genehmigungen für die geplante Leitung erfolgen, so Kapferer.

Der größte Teil der grünen Stromtrasse soll als Erdkabel verlegt werden. Dafür wird ein Graben ausgehoben, in dem die Kabel entlanggeführt werden. Die Kabel sollen so tief verlegt werden, dass Landwirtschaft weiter möglich sein kann. Allerdings dürfen auf einer Breite von 20 Metern über der Stromtrasse keine hartwurzelnden Gehölze wachsen.

Bauern und Grundstückbesitzer üben Kritik

Kritik an der Trasse gab es von verschiedenen Bürgerinitiativen und Landwirten. Olaf Feuerborn (CDU) vom Bauernverband Sachsen-Anhalt kennt die Diskussionen in seinem Verband, denn nicht alle sind dafür. "Es gibt auch Grundstückseigentümer, die sich vehement dagegen wehren. Aber auch hier wird es Lösungen geben."

Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Sven Schulze (CDU) äußert Verständnis und hofft auf eine schnelle Einigung. Sachsen-Anhalt soll als Erzeugerland von grünen Energien aber nicht nur Strom aus dem Norden durchleiten, sondern auch eigenen erzeugten Strom in das Hochleistungsnetz einspeisen. "Wichtig ist, dass man nicht Windräder in die Landschaft baut, die dann nur einen Teil der Zeit, wo sie genutzt werden können, genutzt werden. Und deswegen ist es richtig, dass wir hier einen entsprechend schnellen Ausbau kriegen."

Trasse soll bis 2027 fertig sein

Bis 2027 soll die Trasse von Wolmirstedt bei Magdeburg fertiggestellt sein. Die Entfernung des Südostlink beträgt bis Isar bei Landshut 540 Kilometer. Von dort wird der grüne Strom an die Endkunden weiterverteilt. Am Spatenstich in Wolmirstedt hat neben Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) teilgenommen.

MDR (Sebastian Mantei, Doreen Jonas, Annekathrin Queck)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 21. März 2023 | 07:30 Uhr

45 Kommentare

Anita L. am 22.03.2023

"Schau dir mal unsere verspargelte Landschaft an !!!"

Es geht hier um die Verlegung eines Kabels auf 1,40 m in der Erde und um den Bau eines Umspannwerkes. Von Spargel keine Sicht.

emlo am 22.03.2023

@hinter-dem-Regenbogen: Das Problem an Ihrer Argumentation ist, dass all das, was Sie über die Netzbetreiber schreiben und den regenerativen Energien anlasten genauso auf jede kWh konventionell oder mittels Atomkraftwerk erzeugten Stroms zutrifft. Die Übertragungsnetzbetreiber unterscheiden nämlich nicht nach "konventionellem" und "erneuerbarem" Strom. Strom ist Strom und der muss immer vom Erzeuger zum Verbraucher übertragen werden. Und dazu braucht man Leitungen.
Ob die Übertragungsnetze als "öffentliche Infrastruktur" nicht besser in staatliche Hand gehören, darüber kann man sicherlich diskutieren. Aber da höre ich auch schon wieder einige Leute "Sozialismus!" rufen.

Anita L. am 22.03.2023

Altes, Schädliches, Unmodernes gegen Neues, Nicht oder weniger Schädliches, den aktuellen Standards Entsprechendes zu ersetzen, ist keine chinesische Erfindung. Und das Errichten neuer Infrastruktur kurbelt in mindestens zwei Dimensionen die Wirtschaft an: durch den Bau selbst (sind ja nicht die Heinzelmännchen, die da planen, organisieren, bauen) und durch die endgültige Nutzung.

Klimawandel und Rettung der Umwelt sind übrigens keine Daumenschrauben, sondern das zweite überlebensnotwendig für die Eindämmung des ersten und damit tatsächlich wichtig für die Rettung der Welt - zumindest die Welt, auf der Menschen lebensmögliche Bedingungen finden.

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