KI und Kunst Magdeburg: Neues Institut für Künstliche Intelligenz und Bühne gegründet
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08. Oktober 2024, 21:30 Uhr
Das Schauspiel Magdeburg und die Otto-von Guericke-Universität haben am Dienstag die Gründung des Instituts für Künstliche Intelligenz und Bühne gefeiert. Das neue Institut will zunächst in einer Veranstaltungsreihe die Schnittstellen zwischen Kunst und KI ergründen und über Chancen und Risiken diskutieren. Bei MDR KULTUR berichtet Dramaturg Bastian Lomsché, um welche Fragen es dabei geht.
- Mit der Inszenierung von "Das Leben ein Traum" begann 2022 eine Kooperation zwischen Theater und Universität Magdeburg zum Thema KI auf der Bühne.
- Das neu gegründete Institut für Künstliche Intelligenz und Bühne will im Rahmen einer künstlerisch-wissenschaftlichen Veranstaltungsreihe das Verhältnis von KI und Kunst weiter beleuchten.
- Chefdramaturg Bastian Lomsché will sowohl die Risiken als auch die Chancen des Einsatzes von KI in den Blick nehmen.
Was hat Künstliche Intelligenz auf der Bühne zu suchen? Wie wird sie das Theater verändern? Für Bastian Lomsché, dramaturgischer Leiter am Schauspiel Mageburg, ist das ein Thema, das ohne Angst betrachtet, wissenschaftlich erörtert und praktisch ausprobiert werden sollte. Zu diesem Zweck hat das Schauspiel zusammen mit der Otto-von Guericke-Universität jetzt das Institut für Künstliche Intelligenz und Bühne (IKIB) ins Leben gerufen. Am Dienstagabend (8.10.) fand am Theater Magdeburg die Gründungsfeier statt.
KI in der Hauptrolle auf der Bühne
Die Kooperation des Theaters mit der Universität Magdeburg begann vor zwei Jahren mit dem Stück "Das Leben ein Traum", erinnert sich Dramaturg Lomsché im Gespräch mit MDR KULTUR. Das Thema KI habe ihn im Rahmen der Produktion zunächst rein inhaltlich interessiert: In seiner Inszenierung ist die Hauptfigur eine Künstliche Intelligenz, die allerdings von einem Menschen gespielt wird. Ihm ging es um die Frage, wie ein allwissender Herrscher aussehen könnte. So entstand die Idee eines "humanoiden Roboters". Die Universität habe dann "wissenschaftlichen Beistand" geliefert, so der Dramaturg.
Die künstlerisch-wissenschaftliche Kooperation wurde anschließend mit weiteren Veranstaltungen, etwa dem "Festival der künstlichen Intelligenz und Akustik" fortgesetzt. Das IKIB sei nun der nächste Schritt, so Lomsché. Geplant sind laut dem Dramaturgen zunächst mehrere über die Spielzeit verteilte Veranstaltungen mit Expertinnen aus verschiedenen Bereichen.
Wie Theater und Wissenschaft voneinander profitieren
Lomsché ist überzeugt, dass die Bereiche Wissenschaft und Kunst voneinander profitieren können. Am Theater könne der Einsatz von KI mit der Universität als Partner besser verstanden werden. Schließlich sei man eher mit "gefährlichem Halbwissen beschlagen". Umgekehrt profitiere die Wissenschaft vom Theater, weil es ein anderes Publikum habe und es mit anderen Mitteln ansprechen könne. Generell soll es darum gehen, das Nachdenken und das Sprechen über künstliche Intelligenz gemeinsam weiter voranzutreiben.
Es kann sein, dass Künstliche Intelligenz unser Theater-Erlebnis verändern wird.
Angst vor Verdrängung von Künstlern durch KI
Angst davor, dass die KI irgendwann die Kunst übernehmen könne oder durch sie wegfallen, gäbe es auch am Theater in Magdeburg, bestätigt der Chefdramaturg. Er glaubt aber, dass man im Theater ein Stück weit noch gefeit davor sei, von der KI ersetzt zu werden: "Niemand will einen Roboter auf der Bühne stehen sehen. Und am Ende des Tages wird immer die Frage sein: Wollen wir das jetzt in der perfektesten Art und Weise alles erleben? Oder interessiert uns eben gerade das Menschliche?" Und: Einige Gefahren der Technik könnten gerade auf der Bühne auch gut gezeigt und thematisiert werden, etwa wie die KI Stimmen klont.
Am Ende des Tages wird immer die Frage sein: Wollen wir das jetzt in der perfektesten Art [...]? Oder interessiert uns eben gerade das Menschliche?
Auf der anderen Seite bieten sich aus seiner Sicht auch Chancen. Hilfestellungen wie VR-Brillen oder Textübersetzungen per Ohrknopf könnten zum Beispiel das Problem der Untertitel in der Oper lösen, Texte in andere Sprachen übersetzen oder Menschen mit Sehbeeinträchtigungen helfen. "So kann es auch sein, dass künstliche Intelligenz unser Theater-Erlebnis verändern wird", formuliert es Lomsché neutral.
Quelle: Theater Magdeburg, MDR Kultur (Annette Mautner)
Redaktionelle Bearbeitung: lm, bh, sg
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 07. Oktober 2024 | 17:10 Uhr