Illustration - Wegweiser nach Intel
Der Bau der Intel-Fabrik in Magdeburg soll vier bis fünf Jahre dauern. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO / Steinach

Geplante Ansiedlung Warten auf Brüssel: Intel in den Startlöchern in Magdeburg

08. September 2023, 08:50 Uhr

Der Bau der Intel-Fabrik in Magdeburg soll etwa vier bis fünf Jahre dauern. Zunächst muss jedoch die EU noch den Fördervertrag genehmigen. Für die Ansiedlung will Intel mit mehreren Hochschulen kooperieren. Künstliche Intelligenz spielt dabei eine wichtige Rolle. Europäische Halbleiterstandorte wollen sich in der "European Semiconductor Regions Alliance" (ESRA) künftig besser vernetzen.

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Intel bereitet den Bau der sogenannten "Mega-Fabs" in Magdeburg vor. Ein 30-köpfiges Team von Experten sitzt bereits in der Stadt und steht mit den wichtigen Ansprechpartnern im engen Austausch. Unterstützt wurden sie Anfang September von zwei Vorständen des Unternehmens. Neben den Investitionen an den Hochschulen äußerten sie sich auch zum Zeitplan der Bauarbeiten.

Der erste Schritt in Richtung Baustart Ende 2023, Anfang 2024 ist die Genehmigung des Fördervertrags zwischen Bundesregierung und Intel, den die EU genehmigen muss. Darin sagt der Bund 9,9 Milliarden Euro Fördermittel zu. 20 Milliarden Euro will Intel investieren. Wenn die EU grünes Licht gibt, kann es losgehen, sagte Intel-Vorstand Keyvan Esfarjani im Interview mit MDR SACHSEN-ANHALT.

Bau der Chipfabrik in Magdeburg dauert vier bis fünf Jahre

Danach werde es vier bis fünf Jahre dauern, bis der Bau der Fabriken abgeschlossen sei. "Und dann lassen wir die Produktion anlaufen und fahren sie so hoch, dass wir die von uns geplanten Kapazitäten erreichen. Das ist der Zeitplan", so Esfarjani.

Ziel ist es, so viele Menschen wie möglich aus der Region anzustellen, sei es im Bereich Bauwesen, Logistik oder Transport. Auf der Magdeburger Baustelle werden in Spitzenzeiten bis zu 7.000 Menschen arbeiten. Geht es nach Esfarjani, sollen die besten Facharbeiter vom Elektroniker, Stahlbauer bis hin zum Leitungsbauer an dem Intel-Projekt mitarbeiten.

Intel in Magdeburg Intel will in Magdeburg vom Jahr 2027 an Chips der neuesten Generation produzieren. In einer ersten Ausbaustufe sollen zwei Halbleiterwerke gebaut werden, mehrere tausend Arbeitsplätze könnten entstehen. Außerdem ist ein High-Tech-Park für die Ansiedlung von Zulieferern geplant. Nach eigenen Angaben investiert Intel mehr als 20 Milliarden Euro in das Projekt. Dazu kommen staatliche Subventionen von knapp zehn Milliarden Euro.

Kooperationen mit Hochschulen geplant

Auch wenn die Fördersumme von der EU noch nicht genehmigt ist, hat Intel bereits investiert. Der Halbleiterreinraum an der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg ist wieder in Betrieb. Das Intel-Logo an der Eingangsschleuse deutet auf die Kooperation hin. Investitionen in die sogenannten Talent-Pipelines wie Hochschulen sind für Intel lebenswichtig. Das Unternehmen hat dafür eine eigene Abteilung, Intel-Labs.

Unsere gezielte Förderung der Hochschullandschaft trägt dazu bei, einen nachhaltigen und vielfältigen Talentpool [...] aufzubauen...

Intel-Vorstand Christoph Schell

Intel-Vorstand Christoph Schell verweist auf 30-jährige Erfahrungen seines Unternehmens mit Hochschulkooperationen. Diese gibt es nun auch in Sachsen-Anhalt. "Unsere gezielte Förderung der Hochschullandschaft trägt dazu bei, einen nachhaltigen und vielfältigen Talentpool für die Halbleiterindustrie, aber auch die gesamte Technologiebranche aufzubauen – unter anderem in Sachsen-Anhalt, wo Intel Labs jüngst den Beginn von Kooperationen mit sechs Hochschulen angekündigt hat."

Künstliche Intelligenz ist die Zukunft

Diese Kooperation will Intel mit Universitäten in ganz Deutschland ausbauen. Dabei spielen auch Studiengänge für Künstliche Intelligenz (KI) eine zentrale Rolle. Diese neuen Technologien werden in naher Zukunft in allen Bereichen zur Anwendung kommen und dort will Intel mit seinen Produkten rechtzeitig am Start sein, sagt Christoph Schell.

Benötigt würden KI-Chips für die Kommunikationsinfrastruktur, für Sensorgeräte, für die Automobilindustrie und vieles mehr. Die Nachfrage werde in den kommenden Jahren enorm steigen. "Um diese zu erfüllen, ist eine widerstandsfähige Lieferkette in Europa unumgänglich", so Schell. In den zwei bisher in Europa einzigartigen Halbleiterfabriken in Magdeburg sollen demnach künftig die "Leading-Edge-Chips" gefertigt werden, die es für Zukunftstechnologien wie KI braucht.

Der Umgang mit und das Vorhalten von KI-Technologien ist längst keine Spielerei mehr. Geopolitisch gibt es einen Wettbewerb um die Spitzentechnologien in diesem Bereich. Auch die Bundesregierung hat großes Interesse, dass diese Technologien in Deutschland und Europa entwickelt und genutzt werden. Ein Abwandern von technischem Know-how wie einst in der Solarbranche darf es in der Halbleiterindustrie nicht geben. Deshalb wollen die Halbleiterstandorte in Europa sich besser vernetzen.

Europäische Halbleiter-Standorte vernetzen sich

Sachsen-Anhalt gehört zu den Gründungsmitgliedern der Europäischen Allianz der Regionen mit Halbleiterindustrie (ESRA). Das Netzwerk besteht aus mehr als 25 Regionen in 12 Ländern.

Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sagte auf der Gründungsveranstaltung am Donnerstag in Brüssel, die Allianz sei ein wichtiger Impuls für die bessere Zusammenarbeit der Halbleiter-Industrie in Europa. Man sei zwar in einem Wettbewerb, habe aber gemeinsame Interessen.

Die Gründung dieses Verbundes sei ein entscheidender Schritt hin zu einer stärker integrierten und kooperativen Halbleiterindustrie in Europa. "Halbleiter sind das Herzstück unserer digitalen Welt, und ihre Bedeutung wird in den kommenden Jahren nur noch weiter zunehmen. Sie sind unverzichtbar für die Entwicklung von Technologien, die unsere Gesellschaft transformieren werden."

Wettbewerber mit gemeinsamen Interessen

Vor allem der Osten Deutschlands wächst zu einem der wichtigsten Halbleiterstandorte der EU heran. Ob Intel in Magdeburg, Bosch, Infineon und TSMC in Dresden oder der Chiphändler Avnet in Bernburg, alle Firmen haben ähnliche Interessen: Sie suchen Fachkräfte und wollen nicht nur miteinander im Wettbewerb stehen, sondern auch von diesem Halbleiterökosystem gemeinsam profitieren.

Mehr zum Thema: Intel in Magdeburg

MDR (Sebastian Mantei, Annekathrin Queck)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio so wie wir | 07. September 2023 | 17:00 Uhr

9 Kommentare

Shantuma vor 34 Wochen

Die Frage ist, wer soll denn die Chips produzieren, wenn Fachkräftemangel herrscht.
Ich sage es mal so 36.000€ brutto im Jahr ist nun nicht ein Reißer.

Hans 2 vor 34 Wochen

Meine Begeisterung für Intel hält sich in Grenzen. Man sollte sich mal die Unternehmenskultur dieser US Firma genauer anschauen. Weshalb verlangt eine Firma 10 Milliarden Steuergeld um sich hier anzusiedeln. Der Fall Nokia
ist bei dem ein oder anderen vielleicht noch in Erinnerung diese Firma hat 6 Jahre lang Subventionen vom Land NRW kassiert insgesamt 41 Millionen €
und nicht mehr zurückbezahlt als man den Standort in Bochum dicht machte.
Heute würde man sagen Peanuts im Vergleich zu dieser Firma. Ich würde da Bauchschmerzen bekommen wenn jemand an mich herantritt und Wilkommens Geld fordert in dieser Höhe. An was sind diese10 Millarden gebunden ?

pwsksk vor 34 Wochen

@EOM
Ich habe eine 100 Mitarbeiter Firma geplant und dann als techn. Ltr. dort gearbeitet. Wenn der Bau einer Firma losgeht, ist schon ein Drittel der Arbeit passiert.
Aber ich verstehe sie schon.

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