Treffpunkte und Vereine So schafft sich ein Dorf bei Gardelegen neue Möglichkeiten

04. April 2024, 16:56 Uhr

Zeit für Veränderungen: Das war es in Lindstedt, einem 301 Seelendorf bei Gardelegen. Mit einem Dorfwohnzimmer will der Ort die Gemeinschaft und den Austausch vor allem generationsübergreifend fördern. Das ist aber nicht das einzige Projekt, um das Dorf zukunftsfähig und lebenswert zu machen.

Das Dorf Lindstedt soll eine "neue Mitte" bekommen. Teil dessen sollen der Gutshof in Verbindung mit der Sporthalle, das Dorfgemeinschaftshaus, die ehemalige Schule sowie das Pfarrhaus, die Kirche und der Spielplatz werden. Das damit einhergehende Ziel: familien- und altersgerechtes Leben auf dem Land.

Hinter all dem stecken Mitglieder des Fördervereins "Historische Region Lindstedt". Sie versuchen gemeinsam mit dem Ortschaftsrat oder Vereinen und Institutionen wie Kirche und Feuerwehr, voranzukommen. "Als kleines Dorf mit gerade mal 301 Einwohnern wird man dafür jedoch leider häufig belächelt", weiß Anja Rohrdiek. Sie ist nicht nur vom Gutshof-Lindstedt-Team, sondern auch Ratsmitglied.

Lindstedt richtet allgemeinen Treffpunkt ein

Aber: Die Bemühungen der Lindstedter hatten Erfolg. In der örtlichen Sporthalle ist ein neues Dorfwohnzimmer entstanden. Modern und thematisch passend eingerichtet, sollen sich Jung und Alt dort wohlfühlen, der Ort zum Verweilen, Austauschen und Treffen einladen.

Lindstedt
Etwa 60 Menschen haben beim Umbau des Geräteraumes zum Dorfwohnzimmer geholfen. Bildrechte: MDR / Lydia Zahn

Schon 2022 hatte der Sportverein SV Wacker Lindstedt 1912 einen Förderantrag zur Herrichtung eines barrierearmen und generationenübergreifenden Treffpunktes in der Sporthalle gestellt. Und das Konzept überzeugte: Die Beratungsstelle zur kommunalen Quartierstentwicklung – kurz: Beqisa – förderte den Umbau. Nun ist der Traum der Lindstedter verwirklicht, auch, weil knapp 60 Menschen ehrenamtlich beim Umbau des ehemaligen Geräteraums mithalfen.

Ein Raum mit zwei Tischgruppen und einem Billiardtisch. An der Wand steht "Sport für Halle".
Im alten Geräteraum der örtlichen Sporthalle ist ein Treff für Bewohner des Dorfes entstanden. Bildrechte: Anja Rohrdiek

Digitalsprechstunden für Senioren

Und es tat sich noch mehr in dem Ort: "Durch unsere umtriebigen Projekte hielten wir regelmäßig Kontakt zur Beqisa, und so führte dies auch dazu, dass die 'Digitalen Engel' ihre Route über Lindstedt legten. Unsere Rentner nahmen das einmalige Angebot gern an und bildeten sich bei einer Digitalsprechstunde weiter", berichtet Rohrdiek.

Über den Verein "Gesellschaft für Prävention im Alter", oder kurz "Pia", ergab sich die Gelegenheit, sechs Digitalsprechstunden anzubieten. Darin wurden die Senioren fit für den Umgang mit Technik gemacht. Sie lernten unter anderem wie Daten gesichert, Apps herunterladen und E-Mail-Adressen hinterlegt werden. Der Kurs war so gefragt, dass er sofort ausgebucht war.

Für eine kleinere Ortschaft ist das schon mal keine schlechte Bilanz. Damit ist für die Lindstedter aber längst nicht Schluss, sie haben noch viel vor. Das nächste Ziel ist jetzt erst einmal ein Dorfladen, verrät Anja Rohrdiek.

Dank Ehrenamtlichen wird Dorf wieder Lebenswert

Dieses Engagement, die Ortschaft zukunftsfähig zu machen und wieder mit Leben und Gemeinschaft zu erfüllen, kommt gut an. Waldtraud Lucas, selbst ehrenamtlich aktiv, freut sich, dass es mit Lindstedt wieder bergauf geht. Als sie vor 45 Jahren ihrem Mann folgte und nach Lindstedt kam, gab es noch Waldbad, Konsum, Bäcker, Fleischer, Schule, Kita und vieles mehr.

Ich hab' mich wohlgefühlt. Dann kam die Wende. Und dann hab' ich miterlebt, wie alles peu à peu weniger wurde.

Waldtraud Lucas

"Ich hab' mich wohlgefühlt. Dann kam die Wende. Und dann hab' ich miterlebt, wie alles peu à peu weniger wurde", erzählt die Seniorin traurig. Umso schöner sei es allerdings, dass der Ort wieder lebenswerter werde, betont Lucas mit einem Lächeln.

MDR (Lydia Zahn, Hanna Kerwin)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 03. April 2024 | 08:30 Uhr

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