Eingangsschild der Kita "Anne Frank" in Tangerhütte
Nach umfassender Kritik und weltweitem Aufsehen wird die Kita "Anne Frank" in Tangerhütte nicht umbennant. Bildrechte: MDR

Tangerhütte Umbenennung der Kita "Anne Frank" vom Tisch

13. November 2023, 15:35 Uhr

Die mögliche Namensänderung der Kita "Anne Frank" in Tangerhütte hatte weltweit für Empörung gesorgt. Nachdem sich der Stadtrat bereits vergangene Woche gegen die Umbenennung ausgesprochen hatte, hat jetzt auch das Kuratorium der Kita die Diskussion darüber beendet. Im Zusammenhang mit der Debatte wurden auch Rücktrittsforderungen an den Bürgermeister der Einheitsgemeinde laut.

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In Tangerhütte im Landkreis Stendal ist die Umbenennung der Kita "Anne Frank" endgültig vom Tisch. Der Bürgermeister der Einheitsgemeinde, Andreas Brohm (parteilos), bestätigte, dass die Diskussion vom Kuratorium der Kita beendet worden sei. In der vergangenen Woche hatte sich bereits der Stadtrat gegen eine Umbenennung ausgesprochen.

Die Pläne der städtischen Kita hatten weltweit für Empörung gesorgt. Die Geschichte des jüdischen Mädchens, Anne Frank, sei für kleine Kinder schwer fassbar, hieß es unter anderem zur Begründung. 

Wer war Anne Frank?

Anne Frank wurde 1929 als Kind jüdischer Eltern in Frankfurt am Main geboren. Ihre Familie flüchtete 1933 vor den Nationalsozialisten in die Niederlande. In Amsterdam versteckte sie sich von 1942 bis 1944 in einem Hinterhaus. In dieser Zeit schrieb Anne Frank ein Tagebuch, das zu den meistgelesenen Werken der Weltliteratur gehört. 1945 starb Anne Frank im Alter von 15 Jahren im Konzentrationslager Bergen-Belsen.

Namensänderung als Teil eines neuen Kita-Konzepts

Laut Bürgermeister Brohm waren Kita und Kuratorium ohnehin mitten in der Diskussion gewesen. In den vergangenen 14 Monaten hätte man einem neuen Konzept für die Kindertagesstätte gearbeitet. Bereits Anfang 2023 sei in diesem Zusammenhang auch überlegt worden, diese grundlegende Konzept-Änderung mit einem anderen Namen sichtbar zu machen. Konkrete Pläne oder Entscheidungen zum Namen hätten aber nicht angestanden.

Rücktritt von Bürgermeister Andreas Brohm gefordert

Bürgermeister Andreas Brohm in der Kita "Anne Frank"
Bürgermeister von Tangerhütte: Andreas Brohm Bildrechte: MDR

Die Fraktionen des Stadtrats hatten sich vergangene Woche in einer gemeinsamen Erklärung gegen die Überlegungen gewendet. Darin hieß es: "Die Behauptung durch die Kita-Leitung, der Name Anne Frank wäre ungeeignet und Kindern schwer vermittelbar, zeugt eher von einer Geschichts-Vergessenheit der Verantwortlichen".

Der Stadtrats-Vorsitzende Werner Jacob (CDU) teilte auf Anfrage mit, das Thema müsse innerhalb der Stadt dennoch weiter besprochen werden. In der vergangenen Woche hatten mehrere Stadträte den parteilosen Bürgermeister bereits zum Rücktritt aufgefordert. "Moralisch hat er da komplett versagt und das wird Konsequenzen haben", sagte Jacob.

MDR (Cornelia Winkler), dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 13. November 2023 | 05:00 Uhr

66 Kommentare

Sozialberuflerin vor 23 Wochen

In einem Bundesland, in dem die braun blaue Gesinnung immer mehr an Macht gewinnt, ist das ein gutes Zeichen!
Über Namen wie:
-Kindergarten "Clara zetkin"
-evang. Kindergarten Louise Mücke
-Kindertagesstätte Janusz Korczak
-AWO Kita Marie Juchacz
-Kindergarten Rosa Thälmann
wird auch nicht so medienwirksam gesprochen.

Auch alles Personen, über die man mit Kindern diskutieren und ihnen, geschichtlich relevante Themen erklären müsste!

Ich begrüße die Entscheidung!

emlo vor 23 Wochen

@hinter-dem-Regenbogen: Sie sind doch hier derjenige (oder diejenige), der hier ständig die Kinder ins Spiel bringt! Aber gern auch noch einmal direkt für Sie: Den Kindern ist der Name dieser Einrichtung vollkommen gleichgültig, die gehen einfach in den Kindergarten. Ein Politikum machen erst Leute daraus, die aus vorgeschobenen Gründen den Namen, den dieser Kindergarten seit Jahrzehnten trägt, ändern wollen. Auch und gerade Sie tragen dazu bei! Also hören Sie gefälligst auf, die Kinder für Ihre Zwecke zu instrumentalisieren!

emlo vor 23 Wochen

"Einen mitlaufen" haben wohl in erster Linie diejenigen, die muslimische Eltern für die geplante Umbenennung verantwortlich machen wollen, obwohl es die dort so gut wie gar nicht gibt!

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