Dokumentation Ausverkaufte Kinosäle bei Filmpremiere von "Bei uns heißt sie Hanka"

19. April 2024, 12:28 Uhr

In dem Dokumentarfilm "Bei uns heißt sie Hanka" sucht Regisseurin Grit Lemke nach ihrer sorbischen Identität. Weil die Karten für die Bautzen-Premiere so schnell ausverkauft waren, entschied der Filmpalast, den Dokumentarfilm in einem zweiten Saal zu zeigen. Regisseurin und Protagonisten sind vor der Premiere aufgeregt. Wie kommt der Film bei dem überwiegend sorbischen Publikum an?

Dass an dieser Filmpremiere etwas besonders ist, merkt man gleich: Mit "dobry wječor" statt "Guten Abend" begrüßen sich die meisten Kinobesucher an diesem Abend im Foyer des "Filmpalast" in Bautzen, es wird überwiegend Sorbisch gesprochen.

Eine große, junge Frau mit langen blonden Haaren holt sich Popcorn. Das muss sie sein, die Frau vom Filmplakat, nach der der Film benannt ist: Anna-Rosina Wjesela oder auch "Hanka". Die Sorbin aus dem Spreewald heiratet in der Doku den Sorben Ignac Wjesela aus Crostwitz bei Bautzen und entdeckt ihre sorbische Identität.

"Der entscheidende Abend" für den Film

Wie ist es für die beiden, den Film in ihrer Heimat auf der großen Leinwand zu sehen? "Hier bei den Sorben kennt jeder jeden", sagt Anna. "Es ist sehr aufregend". Und ihr Mann Ignac ergänzt: "Heute ist der entscheidende Abend". Gezeigt wurde die Doku zwar schon in Leipzig und Dresden, erklärt Ignac, aber: "Hier sind 90 Prozent Sorben im Publikum". Und um die geht es ja in dem Film.

In "Bei uns heißt sie Hanka" erzählt Regisseurin Grit Lemke von ihrer Suche nach der sorbischen Identität, bei der sie unter anderem Anna und Ignac aus Crostwitz mit der Kamera begleitet. Und das interessiert offenbar viele Sorben aus Bautzen und Umgebung.

Ein junger Mann, der mit einer Gruppe von Freunden aus Ostro (sorbisch Wotrow) angereist ist, sagt: "Da ich selber der sorbischen Minderheit angehöre, interessiert mich das schon, wie das sorbische Volk im Kino dargestellt wird. Ich bin gespannt."

Statnik: "Für uns Sorben ein Highlight"

Auch Dawid Statnik, der Vorsitzende des Sorben-Dachverbandes Domowina, ist gespannt auf den Film: "Für uns Sorben ist es natürlich ein Highlight, wenn man einen Kinofilm hat, in dem es um ein sorbisches Thema geht. Und es ist natürlich für uns interessant zu sehen, wie Grit Lemke als eine Regisseurin, die sich mit den sorbischen Themen auskennt, das Thema verarbeitet."

Nach dem Film sind die Reaktionen positiv. "Es war gut gemacht. Es war authentisch", sagt eine Frau aus Crostwitz. Einen kleinen Kritikpunkt hat sie aber auch: "Die Musik war schön. Aber manchmal war es durch die Musik so dargestellt, als wären wir ein mystisches Volk. Damit kann ich mich nicht identifizieren."

Film gibt "Einblick in sorbische Seele"

Angetan ist auch Dawid Statnik von der Domowina: "Es ist ein Film aus dem Blickwinkel der Regisseurin. Aber er gibt doch Einblick in die sorbische Seele und thematisiert auch eine Sache, die uns sehr wichtig ist: Dass die Sprache weiter besteht und dass viele Menschen auch mit der Sprache ihre eigene Identität verknüpfen."

Die Regisseurin Grit Lemke ist nach dem Film erleichtert: "Es war sehr aufregend, den Film jetzt hier im sorbischen Kernland zu zeigen, wo auch klar ist, hier sitzt ein Saal voller Muttersprachler. Ich bin beruhigt, dass der Film so gut angekommen ist."

Ignac: "Mir fällt ein Stein vom Herzen"

Erleichtert sind auch Anna und Ignac. "Es hat eigentlich nur positive Resonanz gegeben. Und der Film wurde auch von den Sorben, von den Muttersprachlern, sehr interessiert aufgenommen. Das war für mich jetzt ein schöner Abschluss", sagt Anna.

"Wir haben den Film ja nicht zum ersten Mal gesehen heute. Aber wir sind immer wieder baff, wie genial man so eine Dokumentation erzeugen kann, dass man da so mitgenommen wird", sagt Ignac. Er habe damit gerechnet, dass der Film gut ankommen wird. "Mir fällt jetzt ein Stein vom Herzen, dass es auch wirklich so ist".

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Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Bautzen | 19. April 2024 | 16:30 Uhr

1 Kommentar

Dermbacher am 20.04.2024

Der Film lässt außer Acht, dass Sorben heute in Sachsen immer noch diskriminiert werden, z.B haben diese nicht die Minderheitenrechte wie z.B die Friesen in Schleswig-Holstein! Von dem Hass auf die Sorben besonders in der Gegend um Bautzen einmal ganz abgesehen!

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