Permakultur Gartenbau in Miltitz ohne Bewässerung und mit Sonnenfallen

14. Oktober 2022, 09:30 Uhr

Im trockenen Sommer wurde das Gießwasser knapp, im kommenden Winter machen Energiekosten bei beheizten Gewächshäusern Sorge. Am Steinbruch in Miltitz wird Gartenbau nach der Permakulturmethode betrieben. Die Pflanzen sollen hier möglichst ohne künstliche Bewässerung und Beheizung gedeihen. Das Schlüsselwort lautet: funktionierendes Ökosystem.

Lila, orange und gelb leuchten die Früchte der Chilipflanze "Tazmanien Black", deren Topf Elisabeth Scheibe gerade hochhievt. Die junge Gärtnerin verfrachtet die Pflanze ins Gewächshaus aus Folie, damit die Chilis nachreifen können. Das Besondere: Hier im Garten am Steinbruchsee von Miltitz wird nach der Methode der Permakultur angebaut. Alles geschieht möglichst im Einklang mit der Natur, ohne Chemie und größere Eingriffe des Menschen.

Funktionierendes Ökosystem

Man versuche, ein funktionierendes Ökosystem zu schaffen. "Ohne synthetischen Dünger", erklärt die 28-Jährige. Statt Schädlingsbekämpfungsmitteln werden die Pflanzensorten im Beet so kombiniert, dass sie sich gegenseitig schützen. Auch kann man sogenanntes Ablenkfutter gezielt etwa für Schnecken oder Wühlmäuse an einer Stelle pflanzen, um die Tiere vom Gemüse fernzuhalten. Vor allem die Vielfalt beim Anbau gefalle ihr bei der Permakultur, sagt Elisabeth Scheibe.

Seit diesem Jahr gibt es unweit des Steinbruchsees den etwa 8.000 Quadratmeter großen Permakulturgarten. Bewirtschaftet wird er von der Permagold Oberlausitz GmbH, die im benachbarten Nebelschütz einen Hofladen betreibt.

Hügelbeete mit Sonnenfallen

Das Prinzip dieser nachhaltigen Landwirtschaft ist über Jahre vom Kunst- und Kulturverein Steinleicht e.V. am Steinbruchsee erprobt worden. Eigentlich vornehmlich für seine internationalen Bildhauerwerkstätten bekannt, setzt sich der Verein ebenfalls mit Umweltbildung und Permakultur auseinander. Mit Stolz verweist der Vereinsvorsitzende Hubert Lange auf den Kräuterberg gegenüber vom Vereinshaus. Hier lebt sogar eine Kreuzotter. "Das ist ein guter Zeiger, dass alles im ökologischen Gleichgewicht ist."

Grundlage solcher Hügelbeete, die der Verein angelegt hat, sind Baumstämme, auf die eine Humusschicht kommt. Später werde hier nur noch gemulcht, so Hubert Lange. Während auf konventionellen Feldern Monokulturen in Reih und Glied stehen, herrscht auf den Beeten vom Steinleicht e.V. grünes Durcheinander. "Es gibt keine nackten Flächen. Es ist immer Bewuchs oder Mulch drauf", sagt Hubert Lange. Man brauche deshalb nicht zu gießen. Die Pflanzenvielfalt und der Schatten hielten das Wasser im Erdreich. Obwohl, dieses Jahr war es ohne Bewässerung wegen der Trockenheit schon schwierig, muss der gelernte Agraringenieur einräumen.

Die Anlage der Beete ist schwierig, aber wenn es dann funktioniert, ist es pflegeleicht.

Hubert Lange Steinleicht e.V.

In kälteren Perioden bringen sogenannte Sonnenfallen die nötige Wärme. Das sind Wälle oder auch Steinwände hinter den Beeten, auf die das Sonnenlicht fällt, dessen Wärme dann gespeichert wird. In einem Gewächshaus könne ein innen angelegter Teich als Speicher für die Sonnenwärme dienen, so Hubert Lange. "Die Anlage der Permakultur ist schwierig, aber wenn es dann funktioniert, ist es pflegeleicht." Felder in Permakultur ließen sich auch in größerem Format mit Maschinen bewirtschaften. Im Einklang mit der Natur zu wirtschaften, heiße nicht, mit dem Lendenschurz zurück in den Busch zu gehen, betont der 62-Jährige.

Sortenvielfalt erhalten

Hubert Lange setzt auf nachhaltige Landwirtschaft: "Wir müssen von dem Gigantismus weg und weg von der Jagd nach dem Billigsten." Die industrielle Landwirtschaft schädige den Boden. Der Boden funktioniere ohne synthetischen Dünger nicht mehr. Permakultur ist für ihn die Lösung. "Das geht schon, aber nicht von heute auf morgen." Klar, die konventionelle Landwirtschaft müsse die Grundernährung sichern, dass könne Permakultur noch nicht, so Lange.

Permakultur heißt nicht, mit dem Lendenschurz zurück in den Busch zu gehen.

Hubert Lange Steinleicht e.V.

Ein Problem der konventionellen Landwirtschaft ist für Hubert Lange auch, dass man sich auf den Anbau weniger Sorten konzentriert. Hier die Pflanzenvielfalt zu erhalten, das habe der Mensch selbst in der Hand. Aus diesem Grund veranstaltet der Steinleicht e.V. an diesem Sonnabend eine Saatguttauschbörse.

Jeder kann samenfeste Sorten, möglichst aus dem eigenen Garten geerntet, zum Tausch mitbringen. Auch wer keinen eigenen Samen geerntet hat, findet Gelegenheit bei Kuchen und Wildbratwurst, alte Sorten kennen zu lernen, wie Hubert Lange verspricht.

6. Saatguttauschbörse: 15. Oktober im Steinbruch "Am Krabatstein in Miltitz, 13:30 bis 17 Uhr; 14:30 Uhr Führung durch den Permakulturgarten

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MDR (ama)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 14. Oktober 2022 | 13:30 Uhr

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