Wolf auf einem Weg
Bei Löbau soll ein "Problemwolf" abgeschossen werden. Doch nun hat die Fachstelle des Landes ihre Beurteilung korrigiert, sodass der Jäger nicht schießen wird. (Symbolbild) Bildrechte: Kathleen Gerber / NABU

Wolfsmanagement Abschuss des "Problemwolfes" im Kreis Görlitz ausgesetzt

22. Februar 2023, 08:50 Uhr

Ein Wolf bei Löbau sollte abgeschossen werden, weil er 30 Nutztiere in einem Wildgehege gerissen hatte. Doch dann, als die Entnahme offiziell angeordnet wurde, wollte keiner den Schuss abfeuern, sodass der Landkreis um Amtshilfe bitten musste. Inzwischen legte die zuständige Landesbehörde eine Kehrtwende hin, über die sich Betroffene in der Lausitz wundern.

Der sogenannte Problemwolf von Löbau hat eine Schonfrist und wird vorerst nicht abgeschossen. Wie die Fachstelle Wolf mitteilte, korrigiert die Behörde ihre bisherige Beurteilung zur Wolfsentnahme. Der zumutbare Herdenschutz am mehreren Hektar großen und mehrfach vom Wolf heimgesuchten Gehege in Krappe bei Löbau sei nicht komplett gegeben.

Heißt: Der Schutzzaun hat eine Schwachstelle. Er sei dort leicht nach außen geneigt und habe statt der erforderlichen 1,80 Meter Höhe nur eine von 1,60 bis 1,70 Meter. Der fest gebaute Zaun mit Untergrabschutz sei bei jeder Rissbegutachtung stichprobenhaft überprüft worden.

Im überwiegenden Teil der Fälle konnte dabei der zumutbare Schutz nachgewiesen werden. Die Revision identifizierte jedoch eine Schwachstelle.

Fachstelle Wolf

Landrat kritisiert Korrektur der Fachstelle

Mit Unverständnis über die Entscheidung reagierte der Görlitzer Landrat Stephan Meyer (CDU): "Die jetzige Situation ist angesichts der erneuten Wolfsrisse von zwei Damwildkälbern in der vergangenen Woche nicht mehr nachvollziehbar und weder gegenüber dem Tierhalter noch der Bevölkerung und den für die Umsetzung zur Verfügung stehenden Jägern vermittelbar." Er bleibe bei seiner Kritik, dass "die jetzige Wolfsmanagementverordnung in der Praxis untauglich ist und die Konflikte mit dem Wolf eher verschärft".

Im Fall in Krappe erwartet Meyer eine "kritische Selbstreflexion der Fachstelle Wolf und eine Entschuldigung gegenüber dem Tierhalter", weil davon auszugehen sei, dass weitere Übergriffe erfolgen würden - auch nach erweiterten Schutzmaßnahmen. Zudem sieht der Kommunalpolitiker "dringenden Handlungsbedarf seitens des Umweltministeriums, um einen rechtssicheren Abschuss zu ermöglichen". Man brauche eine Regulierung des Wolfsbestandes über das Jagdrecht, wie es auch in anderen Ländern Europas praktiziert werde.

Erst Genehmigungen, dann Probleme

Der Halter des Wildgatters mit Damwild hatte durch Wolfsattacken schon mehr als zwei Dutzend Tiere verloren. Das Vergrämen des Raubtieres durch Beschuss von Gummikugeln brachte keinen Erfolg. Das Landratsamt sah den Abschuss des Tieres als letzte Möglichkeit und die zuständigen Fachstellen des Freistaates bestätigten dem Landkreis Görlitz daraufhin, dass die Voraussetzungen für eine Entnahme vorliegen. Das Landratsamt genehmigte im Januar 2023 den Abschuss, fand allerdings bis Mitte Februar in der Oberlausitz keinen Jäger dafür. Deshalb hatte Landrat Meyer um Amtshilfe beim landeseigenen Sachsenforst gebeten.

In Sachsen gab es bislang zwei angeordnete Abschüsse auffälliger Wölfe: 2017 wurde ein Tier aus dem Rosenthaler Rudel nach mehreren Schafsrissen geschossen. Im Kreis Görlitz wurde 2018 ein Wolf getötet, nachdem er sich mehrfach in der Nähe von Siedlungen auffällig verhalten hatte.

MDR (kk/jcz)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Bautzen | 22. Februar 2023 | 15:30 Uhr

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