Braunkohleförderung Zittau kündigt Klage gegen Tagebauerweiterung in Turów an

11. November 2022, 21:46 Uhr

Der Streit um den Tagebau im polnischen Turów schwelt schon seit Jahren. Während Deutschland in den kommenden Jahren die Braunkohlförderung einstellt, will Polen deutlich länger am Tagebau festhalten. Nun zieht die Stadt Zittau Konsequenzen und plant juristische Schritte, denn sie fürchtet negative Auswirkungen auf das Grundwasser und die Stabilität der Häuser.

Die Stadt Zittau wird Klage gegen die Erweiterung des polnischen Tagebaus Turów einlegen. Das hat der Stadtrat am Mittwochabend auf einer Sondersitzung mit großer Mehrheit beschlossen. Die Klage soll bis Sonnabend beim Verwaltungsgericht in Warschau eingereicht werden.

Die polnischen Behörden hatten vor wenigen Wochen entschieden, dass der Braunkohletagebau in Turow bis 2044 weiterbetrieben werden kann. Zittau kritisiert, dass bei der Umweltverträglichkeitsprüfung die Belange der Stadt nicht ausreichend berücksichtigt worden seien. Durch die Grube sinke der Grundwasserspiegel, Bäche und Flüsse verschmutzten und es komme zu Bodensenkungen. Die Folge seien Risse an Gebäuden auf deutscher Seite.

Jahrelanger Streit um Tagebau

Der Tagebau im Grenzgebiet führt seit mehreren Jahren zu Streitigkeiten im Dreiländereck. Polen sieht seine Energieversorgung nur mit dem weiterführenden Braunkohleabbau gesichert. Der Tagebau ist derzeit etwa 4.000 Fußballfelder groß und 260 Meter tief. Zwölf Millionen Tonnen Braunkohle werden von dem Staatsunternehmen PGE jährlich abgebaut. Trotz Protestes wurde die Genehmigung für Turów im Jahr 2020 zunächst um sechs Jahre verlängert. Nun soll der Tagebau bis 2044 betrieben werden.

MDR (lam/uwa)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Bautzen | 10. November 2022 | 05:30 Uhr

7 Kommentare

Tante Droll am 10.11.2022

Wenn man Tiefe und Ausmaß der Grube sieht erschrickt man schon.
Irgendwann geht halt keine Förderung mehr ohne große Schäden.
Unabhängig vom CO2. Tschechien hat schon geklagt und die Dörfer mit versiegten Grundwasser eine Entschädigung bekommen.
Ansonsten an alle im Chat die immer dagegen sind, der Zittauer Stadtrat war sich diesmal sehr einig.

hilflos am 10.11.2022

Ich meinte es eher grundsätzlich, dass sich niemand in Europa um deutsche Belange, berechtigt oder nicht, kümmert. Würde der deutsche Kohleabbau weiter gehen, würde es sicher auch Probleme geben.
Was erwartet man nun von Polen? Im Zweifel wird die deutsche Schuld an... Hetvorgeholt

O.B. am 10.11.2022

Das ist doch ganz einfach. Zittau ersetzt die fehlenden 12 Millionen Tonnen Kohle pro Jahr bis 2044 und der Pole wird aufhören zu buddeln. 🤣
Der Pole wird das nur gegen einen Ausgleich machen und der muss dann schon recht hoch sein. Ansonsten schmunzeln die nur leicht über deutsche Interessen. Ich bezweifle auch das der europäische Gerichtshof das anders sieht. Das wäre dann nämlich ein Signale das Braunkohle böse ist. Momentan sehen das aber nur die deutschen so. Das höchste der Gefühle was ich mir vorstellen kann ist das Polen für Schäden aufkommen muss. Das war es dann aber auch.

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