Truppenübungsplatz Oberlausitz
Der Truppenübungsplatz Oberlausitz ist auch ein Betrieb mit 200 zivilen Angestellten. Bildrechte: Uwe Walter

Regionale Wirtschaft Truppenübungsplatz Oberlausitz sorgt für Umsatz

09. Dezember 2023, 08:00 Uhr

Es ist kaum bekannt, dass der Truppenübungsplatz Oberlausitz in der strukturschwachen Region an der polnischen Grenze mit mehr als 200 zivilen Beschäftigten ein wichtiger Auftraggeber für die regionale Wirtschaft ist. Meist sorgt das Gelände zwischen Weißwasser und Niesky aufgrund des Lärms durch militärische Fahrzeuge, Hubschrauber und beim Schießen für Schlagzeilen. Schlagzeilen verursachen auch immer wieder die Wölfe, die sich von hier aus ausgebreitet haben.

Ein kalter Wind fegt zwischen einem Garagenkomplex hindurch. In der Ferne dröhnt ein Motor, möglicherweise kämpft sich ein Panzer durch das Gelände auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz. Drei Männer und eine Frau stehen vor den großen Toren, hinter denen ihre zivile Technik abgestellt ist. Gegenüber parken unter einem Dach ein Schwimmpanzer und eine schwere Zugmaschine von der Bundeswehr. Die drei Männer und die Frau arbeiten als Zivilisten auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz und sind beim Bundeswehrdienstleistungszentrum angestellt. "Wir würden unseren Arbeitsplatz mit niemandem tauschen", beteuern die drei Männer.

Das Bundeswehrdienstleistungszentrum sorgt dafür, dass der Betrieb auf dem Truppenübungsplatz über das ganze Jahr reibungslos verläuft. Etwa 200 Zivilangestellte schaffen die Grundlagen, damit Soldaten aus ganz Europa, aus Amerika, Indonesien und Singapur für ihre Einsätze trainieren können. Die zivilen Mitarbeiter sorgen für die Beschaffung der Speisen und die Unterkunft oder das Biwak, gestalten das Übungsgelände und sind sogar für die Schießbahnen und Ziele zuständig.

Truppenübungsplatz Oberlausitz
Damit geplante Gefechtsübungen wie diese umgesetzt werden können, bedarf es auch der Hilfe von zivilen Angestellten bei der Bundeswehr. (Archivbild) Bildrechte: Uwe Walter

Millionen Euro fließen jährlich in die Region

"Deshalb profitieren Betriebe aus der gesamten Region - vom Bäcker, Fleischer über den Einzelhandel bis hin zum Bauunternehmer vom Truppenübungsplatz", meint Marion Gabriel vom Bundeswehrdienstleistungszentrum: "Allein in diesem Jahr konnten sich regionale Instandsetzungsfirmen über ein Auftragsvolumen von mehr als einer Million Euro freuen." Wäschereien können demnach jedes Jahr etwa 300.000 Euro fest einplanen. Weitere Serviceleistungen von mehr als 2,5 Millionen Euro werden jährlich in der Region abgerufen. Auch der Einzelhandel profitiere von den Soldaten. "Als die Indonesier da waren, waren in der Region Prepaid-Karten für Mobiltelefone ausverkauft", erzählen die Zivilangestellten der Bundeswehr.

Zahlreiche Trainingsmöglichkeiten im Gelände

"Der Truppenübungsplatz Oberlausitz gilt aufgrund seiner technischen Ausstattung und seiner Trainingsmöglichkeiten als einer der modernsten in Europa und wird deshalb das ganze Jahr gebucht", sagt Silvio Brunsch und ist stolz darauf. Er ist für den Schießbahnbetrieb zuständig. Die dortigen Ziele werden mithilfe von Computertechnik gesteuert. Diese Technik ermögliche gefechtsnahe Bedingungen sowohl für Soldaten, als auch für Panzer- und Hubschrauberbesatzungen. Auch Spezialeinsatzkräfte nutzten deshalb immer wieder die zahlreichen Möglichkeiten, beispielsweise um Geiselbefreiungen zu üben.

Kampfpanzer Leopard 2A6 der Bundeswehr auf Truppenübungsplatz Nochten
Die Besatzungen des Kampfpanzers Leopard 2A6 der Bundeswehr trainieren auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz. (Archivbild) Bildrechte: imago images / Daniel Schäfer


Die US-Armee trainierte in der sandigen Oberlausitz für Afghanistan. "Wir haben Stellungen für Panzer gebaut und Sandhügel zusammengeschoben, an denen das Verhalten bei Sprengfallen geübt wurde", erzählt Olaf Linder von der Geländebetreuung, nachdem er seinen gewaltigen Frontlader aus der Halle gezirkelt hat.

Truppenübungsplatz Oberlausitz: Radlader rollt aus Fahrzeughalle
Ein wichtiges Arbeitsgerät für die Mitarbeiter der Geländebetreuung ist der Radlader, den Olaf Linder aus der Fahrzeughalle zirkelt. Bildrechte: Uwe Walter

Seit dem Krieg in der Ukraine legen Einheiten in der Oberlausitz einen Zwischenstopp ein, bevor sie weiter an die Ost-Flanke der NATO verlegt werden.

Die "Geländebetreuung" repariert Wege und Straßen und "alles, was bei einer Übung so kaputt geht", erzählt Lindner. Selbst Dörfer für den Häuserkampf würden auf- und abgebaut. Weiterhin sei die Geländebetreuung auch für den Winterdienst zuständig. Zudem versorge sie derzeit eine Truppe mit Brennholz, die draußen auf dem Platz biwakiert.

Mit einem gewaltigen Mähwerk vorn und am Heck ist Maik Weber unterwegs. Seine Aufgabe ist bei einer Übung die Vor- und Nachbereitung, beispielsweise das Schaffen von Lichtraumprofilen. Im Klartext heißt das, Büsche oder Bäume, die die Sicht verdecken, werden gestutzt oder entfernt.

Truppenübungsplatz Oberlausitz: Traktor mit Mähwerken
Maik Weber sorgt mit seinen Mähwerken für sogenannte Lichtraumprofile, also für gute Sicht auf die Ziele. Bildrechte: Uwe Walter

Maik Weber schwärmt von der Technik, seinen Aufgaben und den Begegnungen: "Man kommt mit unterschiedlichsten Leuten aus verschiedenen Nationen zusammen und dann arbeiten alle gemeinsam an der der Erfüllung einer Aufgabe." Eine Begegnung mit Wölfen gehöre mittlerweile für Beschäftigten ebenfalls zum Alltag. "Die grauen Räuber sind aber meist schnell verschwunden", berichtet Weber.

Vorstellungen vom Militär werden von Zivilisten umgesetzt

Das Militär komme mit klaren Vorstellungen auf den Übungsplatz. Panzerbesatzungen sollen ihre Prüfungen beim Schießen etwa mit verschiedenen Waffen abgelegen. Die zivilen Angestellten setzten die Vorgaben der Militärs um. Sogar die Feuerwerker auf dem Truppenübungsplatz seien Zivilisten, auch wenn sie mit Geländewagen der Bundeswehr unterwegs sind. "Angehörige haben da schon manchmal Sorgenfalten auf der Stirn, denn auf dem Übungsplatz wird nicht nur scharf geschossen, sondern Munitionsteile könnten auch im Gelände herumliegen", erzählen die zivilen Mitarbeiter.

Schießpause am Wochenende

Kritik am Truppenübungsplatz, so zum Lärm, prallt an den Mitarbeitern von Bundeswehrdienstleistungszentrum ab. Sie verweisen auf die Zustände in der DDR-Zeit, als hier noch Düsenflugzeuge Kampfeinsätze übten und auf die Stille bei der Schießpause am Wochenende.

Truppenübungsplatz Oberlausitz: Mann in einem Traktor
Der Truppenübungsplatz ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Region, meint Maik Weber als Zivilangestellter. Bildrechte: Uwe Walter

"Der Truppenübungsplatz ist wichtig für die strukturschwache Region. Das sind nicht nur unsere Arbeitsplätze, sondern auch viele Arbeitsplätze zwischen Görlitz und Bad Muskau. Autohäuser, Werkstätten, Handwerker leben von uns", fasst Maik Weber die Meinung seiner Kollegen zusammen und lacht dazu aus seinem Fahrerhaus.

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Bautzen | 08. Dezember 2023 | 07:30 Uhr

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