Kommunalpolitik Kohleausstieg und Frauenpower: Ziele der neuen Oberbürgermeisterin von Weißwasser
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01. Oktober 2024, 19:23 Uhr
Seit Sonntagabend steht fest: Weißwasser bekommt ab November eine Oberbürgermeisterin. Im zweiten Wahlgang hat sich Katja Dietrich durchgesetzt. Wer ist die Frau, die erst vor zwei Jahren nach Weißwasser gekommen ist und gemessen am Wahlergebnis viele Menschen von sich überzeugen konnte? Im Gespräch mit MDR SACHSEN-Reporterin Diana Wild-Rook erklärt Katja Dietrich, was sie in Weißwasser vorhat.
- Weißwassers neue Rathauschefin hatte bisher beruflich mit dem Thema Strukturwandel zu tun.
- Katja Dietrich möchte die Stimmung in der Stadt ändern und setzt auf einen Dialog.
- Weißwasser ist eine Stadt mit vielen Frauen in Führungspositionen.
Am Tag nach ihrem Wahlsieg hat Katja Dietrich (SPD) viele Glückwünsche erhalten, darunter auch von ihrem Arbeitsteam, das mitgefiebert habe. "Es war überwältigend.", berichtete die 43 Jahre alte Dresdnerin. Vor zwei Jahren ist sie nach Weißwasser gezogen und arbeitet für die Sächsische Agentur für Strukturentwicklung (SAS). Den Strukturwandel wird sie auch im neuen Amt nicht aus den Augen verlieren, kündigte Dietrich im Gespräch mit MDR SACHSEN an. Doch die Politikerin hat noch viel mehr vor.
Dialog gegen schlechte Stimmung
"Ein Stück Unzufriedenheit", etwa mit der Wirtschaftsförderung, hat Katja Dietrich in die Politik geführt. Ihre Einzelkandidatur als Oberbürgermeisterin war eine Reaktion auf die Stimmung im Land, führte die Wahlsiegerin aus. Die Einordnung nach Farben und Zugehörigkeit habe manchem als Grund gedient, sich mit bestimmten Meinungen nicht mehr beschäftigen zu müssen. "Das hat uns nicht gut getan." Sie fordere zum Dialog auf und erhalte dafür viel Zuspruch von unterschiedlichen Bürgern.
Man kann sich in einer zentralen Funktion für die Stadt nicht herausreden, dass man sich per se keine Sachen anhört.
Kohleausstieg und Strukturwandel gestalten
Auf die Frage, was ganz oben auf ihrer Agenda als Rathauschefin stehe, antwortete sie prompt: "Dass wir alle an einem Strang ziehen". Der Kern sei das Miteinander in der Stadtverwaltung. Nach 14 Jahren unter Amtsvorgänger Torsten Pötzsch (Klartext) soll sich die Verwaltung neu zusammenfinden und das nach außen tragen. Hinzu kommt laut Dietrich der Kohleausstieg, den man hinbekommen müsse, und der Strukturwandel, den die Stadt bereits durch den Zusammenbruch der Glasindustrie erfahren habe.
Katja Dietrich zufolge kommen weitere Herausforderungen "obendrauf": Es gehe ihr darum, die vielen Freizeit- und Sporteinrichtungen in der 15.000-Einwohner-Stadt auch mit einer alternden und schrumpfenden Bevölkerung zu halten. Auch kleine Angelegenheiten, wie mehr Sitzbänke für ältere Menschen aufzustellen, gebe es zu regeln. Da Weißwasser im sorbischen Siedlungsgebiet liegt, will die studierte Wirtschaftsgeografin zudem zusammen mit den Umlandgemeinden das Andenken an die weggebaggerten Orte bewahren.
Teamarbeit und Frauenpower
Spannungen mit der Stadtkämmerin Swantje Schneider-Trunsch (Klartext), die bei der OB-Wahl unterlag, sieht Katja Dietrich nicht. Eine Zusammenarbeit als Team sei eher eine Bereicherung. Weißwasser werde ohnehin von einer Frauenriege geprägt. Als Beispiele nennt die SPD-Frau die Abteilungsleiterin im Bauamt sowie die Chefinnen der Stadtwerke, der Wohnungsbaugesellschaft und im Glasmuseum. Im Gegenzug wanderten überdurchschnittlich viele junge Frauen aus der Region ab, weil sie keine Zukunftsperspektiven sähen.
Eigentlich reihe ich mich ein in eine starke Frauenriege.
Katja Dietrich, die sich in einem Lausitzer Frauennetzwerk engagiert, will darum Frauen ermutigen: "Man muss extra herausstellen, dass es hier Möglichkeiten und Chancen gibt und wir dafür schon viele Frauen in Führungspositionen haben."
MDR (wim)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Bautzen | 01. Oktober 2024 | 16:30 Uhr