Ein Mann baut einen Schlitten.
Samuel Teubner baut in seiner Crottendorfer Werkstatt Schlitten aus Holz. Bildrechte: MDR/Manja Kraus

Rodeln Hörnerschlitten aus Eschenholz für das Wintervergnügen im Erzgebirge

10. Dezember 2023, 09:00 Uhr

Der zeitiger Schnee beschert den Wintersportfans beste Bedingungen. Ski und Rodel gut heißt es auch im Erzgebirge. Stellmacher Samuel Teubner aus Crottendorf führt die Arbeit seines Vaters Harald weiter. Der hatte 1960 bereits einen kleinen Hörnerschlitten erfunden. Diesen Einsitzer, aber auch alle anderen Größen der beliebten Holzschlitten werden in seiner Crottendorfer 3-Mann-Werkstatt produziert.

Zwischen den verschiedenen Sägen, Fräsen und Schleifmaschinen in der Werkstatt von Samuel Teubner stapeln sich bis an die Decke Schlitteneinzelteile. Gebogenen Schlittenkufen, Gestelle der Sitzfläche, einzelne Leisten. An einer Schleifmaschine verpasst Samuel Teubner den Eschen-Holzleisten den richtigen Schliff, damit sich später beim Rodelvergnügen niemand einen Schiefer einziehen kann. Während der Arbeit plaudert der 60-Jährige über seinen Beruf und er erzählt auch, wie so ein Schlitten entsteht.

"Holz wächst ja nach. Daraus kann man allerhand zaubern"

Samuel Teubner strahlt beim Arbeiten und Erzählen eine freundliche Ruhe aus. Im erzgebirgischen Dialekt kommt er ins Plaudern: "Der Stellmacher arbeitet hauptsächlich mit Hartholz und versucht Sachen herzustellen, die andere gebrauchen können. Holzschlitten, Gerätestiele, Handwagen, Treppen, jede Art von Reparaturen im Holzbereich." Noch immer komme er jeden Morgen gern in die Werkstatt. Bereits als Fünfjähriger habe er viel Zeit in der Werkstatt seines Vaters Harald verbracht: "Ich bin hineingewachsen. Ja, ich wollte das lernen und merke inzwischen immer mehr, das war das Richtige. Ich mach es immer noch gern."

EIn Schlitten aus Holz steht auf einer Werkbank.
Seit Anfang der 1990er-Jahre betreibt Teubner die Werkstatt in Crottendorf. Bildrechte: MDR/Manja Kraus

1993 übernahm Samuel den Betrieb seines Vaters. Auch Samuels drei Söhne sind hier in der Werkstatt groß geworden. Doch nur einer - Manuel -  hilft als halbe Arbeitskraft seinem Vater heute beim Schlittenbau. Seine Frau Katrin unterstützt den Familienbetrieb im Büro.

Ich mache es immernoch gern!

Samuel Teubner Schlittenbauer

Aus Eschenholz wachsen die Schlitten

Der Grundbaustoff für einen langlebigen Holzschlitten ist die Esche. Sie liefert ein schweres und zugleich hartes Holz. Samuel Teubner nutzt zum Schneiden der Eschelatten eine Bandsäge. Der langjährige Stellmacher hat dafür einen Grund: Nachhaltigkeit. "Wir haben gar keine Längsschnittkreissäge. Eine Bandsäge ist in meinen Augen einfach effektiver. Fachleute werden sagen, der spinnt, das geht langsamer. Da haben sie recht. Aber die Bandsäge hat bloß ein Drittel vom Verschnitt. Wir machen ja dünne Leisten. Und da mache ich weniger Späne und mehr Latten daraus."

Einzelteile von Schlitten liegen aufgestapelt aufeinander.
Eschenholz ist der Grundbaustoff für die Schlitten aus Crottendorf. Bildrechte: MDR/Manja Kraus

Diese Latten werden dann an den unterschiedlichen Maschinen zu einem Schlitten. Die längsten Latten -  bis zu zwei Meter lang -  werden zur Kufe und mit Hörnerbock gebogen. Das Biegen der Hörner ist eine Kunst für sich. Hochkant lehnt eine besondere Biegemaschine an der Wand und Samuel Teubner spannt mehrere dünne Leisten in die abgerundete Vorrichtung ein: "Das geht in einem Arbeitsschritt. Wenn die Leisten geschnitten sind, kommt Leim in den Zwischenraum und dann wird das in der Form gebogen. Die wird ein wenig geheizt und nach 90 Minuten bleibt das Holz in Form." Die typische Rundung des Hörnerschlittens ist fertig.

Aus kleineren Leisten fertigt der Stellmacher das Sitzgestell, das Joch zwischen den Hörnern und fünf Sitzleisten. Während unseres Besuchs macht die Montage Samuel Teubner selbst. Normalerweise ist das Aufgabe von Sohn Manuel. Der aber wirkt sehr zurückhaltend und zieht sich während unseres Besuchs zurück.

Ich gehe auch gern an den Rodelhang - mal ruscheln, wenn Zeit ist.

Samuel Teubner Schlittenbauer

Ein Mann baut einen Schlitten.
Auf die Frage, ob er die Schlitten auch selbst ausfährt, hat Samuel Teubner eine klare Antwort. Bildrechte: MDR/Manja Kraus

"Ruscheln ist meine Leidenschaft"

Zwischen 800 und 1.000 Schlitten verlassen jährlich die Werkstatt und versüßen Groß und Klein die Winterfreuden am Rodelhang. Auch Samuel Teubner liebt das Schlittenfahren - das Ruscheln: "Ich gehe gern an den Rodelhang - mal ruscheln, wenn Zeit ist. Wenn es zu flach ist, dann muss man sich einen anderen Hang suchen. Als Kind - mit zwei bis drei Jahren - haben sie mich schon mitgenommen und seitdem mache ich das gern."

Sein Tipp für eine rasante Schlittenfahrt: "Weiter hinten hinsetzen. Man kann sogar lenken, ohne die Füße runter zu tun. Ein bisschen auf die Seite lehnen oder hinten rüber und nüber drücken. Einfach ausprobieren." Momentan bei besten winterlichen Bedingungen im oberen Erzgebirge.

MDR (ben)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Der Nachmittag | 04. Dezember 2023 | 16:40 Uhr

2 Kommentare

Maria A. vor 22 Wochen

Wenn man so einen Hörnerschlitten sieht, kommen gleich Erinnerungen hoch an die Kinderzeit. Wer hätte als Dorfkind nicht gern so ein Prachtexemplar besessen, wie auf dem Foto! Aber mit zwei Geschwistern musste man froh sein, jeden Winter passende Skistiefel zu haben und halbwegs vorzeigbare Skier. Für unsere Rodelaktionen musste der alte Schlitten von Opa genügen. Als mein Sohn 11 war, gelang es mir, es war in den Mangel-Achtzigern der DDR-Ära, ein ähnliches Modell zu ergattern, wie sie der Herr Teubner wundervoll fertigt. Es zeigte sich jedoch, dass der eigene heimliche Kindheitswunsch nicht unbedingt der seines Nachwuchses sein muss. Die Freude fiel verhalten aus...

Graf von Henneberg vor 22 Wochen

Stellmacher und Schmied, das waren früher die wichtigsten Handwerker im Dorf und für die Bauern unentbehrlich. Da ist mit Internet, Knöpfchen drücken usw. nichts zu machen. Dieses Handwerk muß man können.
Viel Erfolg weiterhin der Firma Teubner.

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