Energiekrise Trainingsfläche in Eissportzentrum Chemnitz wird bis Jahresende vereist

14. September 2022, 11:01 Uhr

Die sächsischen Kommunen sind auf der Suche nach Möglichkeiten, um Energie zu sparen. Die Temperaturen in Innenräumen sollen im Winter gesenkt werden, im Eissportzentrum Chemnitz allerdings nicht den kompletten Winter über. Die Trainingsfläche wird nur noch bis zum Jahresende vereist.

Die Stadt Chemnitz wird die Trainingsfläche im Eissportzentrum bis zum Jahresende vereisen. Wie die Stadtverwaltung am Dienstagmittag mitteilte, gab sie das den betroffenen Eissportvereinen bekannt. Damit solle den Vereinen mehr Zeit gegeben werden, ihre Trainingspläne für die verbleibenden Flächen für das kommende Jahr zu optimieren sowie weitere Kosten- und Finanzoptionen zu prüfen, heißt es in der Mitteilung. Ursprünglich wollte die Stadt aus Kostengründen ganz auf die Vereisung der Trainingsfläche in der entsprechenden Halle verzichten.

700.000 Euro Mehrkosten - ohne Finanzierungsgrundlage

Grund für die Entscheidung sind nach Angaben der Stadt die enorm gestiegenen Energiekosten für den Betreiber der Anlage, die städtische Tochtergesellschaft "Eissport und Freizeit GmbH" (EFC). Allein durch die Vereisung der Flächen drohten der Gesellschaft im Jahr 2023 etwa 700.000 Euro Mehrkosten, für die es derzeit keine Finanzierung gebe.

In dem Schreiben werden der Chemnitzer Kämmerer Ralph Burghart und Sozialbürgermeisterin Dagmar Ruscheinsky zitiert: "Die Energiekrise zwingt alle und damit auch den Eissport, Kosten zu sparen und weniger Energie zu verbrauchen. Mit der heutigen Entscheidung kommen wir bis zum Jahresende den Vereinen sehr entgegen." Sie appellierten an alle, gemeinsame und verantwortungsvolle Lösungen zu finden, um den Eissport auch unter den schwierigen Bedingungen weiter fortführen zu können. "Gerade für energieintensive Sportarten wie im Eis gilt es, gemeinsame und nicht nur regionale Lösungen zu finden."

Mit der heutigen Entscheidung kommen wir bis zum Jahresende den Vereinen sehr entgegen.

Dagmar Ruscheinsky und Ralph Burghart Sozialbürgermeisterin und Kämmerer der Stadt Chemnitz

Ab 2023 könnten nach aktuellem Stand aufgrund der hohen Energiekosten nur die Fläche in der verbleibenden großen Halle, der Außenring und das dort befindliche Innenfeld vereist werden. Eine Finanzierung für diese Felder sei im Falle einer "Zweihallenvereisung" über den 1. Januar 2023 hinaus derzeit noch nicht gesichert. Eine mögliche Insolvenz der EFC GmbH im kommenden Jahr aufgrund einer fehlenden Liquidität stehe weiterhin im Raum.

Viele Eisläufer fahren in einer Halle mit Schlittschuhen
Neben dem Vereinssport dient die Chemnitzer Eishalle auch der Öffentlichkeit zum Eislaufen. Bildrechte: MDR/Thomas Friedrich

Vereinschefin Stephanie Schneider enttäuscht

Nach der Krisensitzung im Chemnitzer Rathaus zeigte sich Stephanie Schneider, die Vorsitzende des Chemnitzer Eislauf-Clubs Chemnitz, enttäuscht von dem Ergebnis des Gesprächs. "Ich bin sprachlos und muss die Entscheidung erst einmal sacken lassen." Eine richtige Lösung sei das nicht. "Wir sind dankbar, dass es jetzt erst einmal losgeht. Aber was ist 2023?"

Das es teurer werde, wisse sie, aber man müsse jetzt handeln, um einen Puffer zu schaffen. "Dazu gehört für mich, dass wir die ersten Energiesparmaßnahmen jetzt einleiten." Mann könne sofort damit beginnen, eine dünnere Eisschicht aufzubringen, wie von den Vereinen vorgeschlagen. Das wäre nicht diskutiert worden. Die Vereine hatten in den vergangenen Tagen vorgeschlagen, die Eistemperatur anzuheben und eine dünnere Eisdecke aufzubringen. Auch die Beleuchtung könnte auf LED umgestellt werden und Photovoltaik installiert werden. "Uns wurde das so verkauft, dass wir dankbar über den dreimonatigen Puffer sein sollen, um gemeinsam über Sparmaßnahmen nachzudenken." Dabei könne man mit dem Papier, was die Vereine entwickelt hätten, bereits heute Energie sparen.

Keine Planungssicherheit für Wettkämpfe

Stephanie Schneider sagte MDR SACHSEN, dass es mit der Entscheidung auch keine Planungssicherheit für die Wettkampftätigkeit gebe. "Der Landesverband hat eigentlich Wettkämpfe für Januar und Februar in Chemnitz vorgesehen." Es bliebe damit offen, ob sie weiterhin geplant werden könnten. "Das sind offene Fragen, die nicht beantwortet worden sind."

Chemnitzer CDU-Fraktion sucht nach Lösungen

Bereits vor der Sitzung hatte sich die Chemnitzer CDU-Ratsfraktion an die Öffentlichkeit gewandt. Fraktionmitglied Michael Specht sagte MDR SACHSEN, dass der Fraktion die Bedeutung des Eislaufs als Traditionssportart in Chemnitz klar sei. "Die Vereine haben uns geschildert, was es bedeutet, nur noch eine Eisbahn zu vereisen. Der Profilsport an der Sportschule würde leiden, die Vereine könnten ihr Training nicht mehr in vollem Umfang durchführen und auch der Jugendsport würde darunter leiden." Man wolle gemeinsam Lösungen finden, wie man es trotz der Energiekrise hinbekomme, den Eissport dort vollumfänglich durchzuführen.

Wir wollen gemeinsam Lösungen finden, wie wir es trotz der Energiekrise hinbekommen, den Eissport dort vollumfänglich durchzuführen.

Michael Specht Fraktionsmitglied der Chemnitzer CDU-fraktion

Specht hat am frühen Dienstagnachmittag in Erfahrung bringen können, dass zumindest einer der Vorschläge der Vereine umgesetzt werde. "Gemeinsam mit dem Eismeister der Halle wird geprüft, ob es möglich ist, eine geringere Eisdicke aufzubringen", sagte er MDR SACHSEN.

Petition der Eissportvereine hat mehr als 10.400 Unterstützer

Die vier betroffenen Chemnitzer Eissportvereine, die Universitätssportgemeinschaft Chemnitz, der Eisschnelllauf-Club, der Eislauf-Club und der Eissportverein 03, haben eine Petition zum Weiterbetrieb der Eishalle gestartet. Die Petition hatte am Dienstagmittag bereits mehr als 10.400 Unterstützer.

MDR (tfr/mdc)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Chemnitz | 13. September 2022 | 16:30 Uhr

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