Casting für Inszenierung auf der Küchwaldbühne Chemnitz
Die Küchwaldbühne, die 1963 eröffnet wurde, steht seit 2009 unter Denkmalschutz. Bildrechte: picture alliance / Robert B. Fishman

Chemnitz Durch Freiwillige in der DDR gebaut: Die Küchwaldbühne wird 60

26. Oktober 2023, 14:40 Uhr

Wann genau die Freilichtbühne im Chemnitzer Küchwald 1963 eröffnet wurde, liegt im Dunkeln der Geschichte. Zum 60. Geburtstag wird dieses Dunkel zumindest mit einer spektakulären Lichtinstallation ein wenig erhellt.

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Vor 60 Jahren haben sich die Chemnitzerinnen und Chemnitzer ihre Freilichtbühne selbst gebaut. Im wahrsten Sinne des Wortes, sagt Rolf Esche, der Vereinschef des Fördervereins der heutigen Küchwaldbühne. "Im Rahmen des 'Nationalen Aufbauwerkes' ist die damalige Freilichtbühne in Karl-Marx-Stadt errichtet worden." Es sei wohl so gewesen, dass in der DDR jede Bezirkshauptstadt eine Freilichtbühne bekommen sollte.

Nationales Aufbauwerk der DDR Das Nationale Aufbauwerk (NAW) wurde 1951 gegründet und sollte große Bauvorhaben umsetzen. Träger der "Masseninitiative" war die Nationale Front, also der Zusammenschluss aller Parteien und Massenorganisationen in der DDR.

Das Nationale Aufbauwerk organisierte die freiwillige Arbeit auf Großbaustellen und sammelte Spenden für die notwendigen Baumaterialien und Arbeitsgeräte.

Zuerst in Berlin umgesetzt, entstanden später auch andere Projekte in der DDR, zum Beispiel Schwimmbäder, Parks, Feuerwehrhäuser für örtliche Feuerwehren, Sportplätze, Turnhallen und Sportlerheime, Kulturhäuser und Schulen. In den 1960er-Jahren wurde das NAW durch die "Mach-mit-Bewegung" ersetzt. Quelle: DDR Museum Berlin GmbH

Auferstanden aus Ruinen

Die Bühne entstand auf den Ruinen der ehemaligen Küchwaldschänke im Küchwaldpark. Das beliebte Ausflugslokal, das seit 1909 an dieser Stelle stand, war bei einem Bombenangriff 1945 zerstört worden. Beim Bau der Küchwaldbühne sei mehr oder weniger durch Zufall eine Art Amphitheater entstanden, sagt Esche. "Man konnte mit fast 5.000 Leuten sitzen und feiern."

Eine alte Postkarte: Eine um 1900 im Fachwerkstil gebaute Ausflugsgaststätte mit Freitreppen, die Küchwaldschänke in Chemnitz.
Die Küchwaldschänke stand bis zu ihrer Zerstörung 1945 an der Stelle der heutigen Küchwaldbühne. Bildrechte: Deutsche Fotothek / Brück und Sohn

Heimspiel für Vereinschef

Vereinschef Esche hat ganz persönliche Erinnerungen an die Küchwaldbühne. "In den 60er- und 70er-Jahren war ich oft als Besucher auf der Küchwaldbühne. Es gab viele Kinofilme zu sehen und DDR-Bands traten dort auch auf."

Geschichte der Küchwaldbühne

  • 1909: Einweihung der "Küchwaldschenke", einem Ausflugslokal an gleicher Stelle
  • 1945: Zerstörung der "Küchwaldschänke" bei einem Bombenangriff
  • 1955-63: Bau der Küchwaldbühne in 130.000 Arbeitsstunden von 32.000 Freiwilligen Helferinnen und Helfern
  • 1963: Feierliche Eröffnung der Küchwaldbühne
  • 1967-68: Installation einer 480 Quadratmeter großen Leinwand
  • 1990: Schließung der Bühne, danach Vandalismusschäden
  • 2009: Bauwerk wird unter Denkmalschutz gestellt, Gründung des Fördervereins der Küchwaldbühne
  • 2010: Gründung einer Theatergruppe des Vereins

Verein rettet das Denkmal

Zwanzig Jahre nach der Schließung der Küchwaldbühne wurde 2009 ein Verein gegründet, um die Küchwaldbühne wiederzubeleben. "Voraussetzung war, dass das Gebäude 2009 unter Denkmalschutz gestellt wurde", erzählt Esche. "Wir haben dann 'scheibchenweise' finanzielle Mittel von der Denkmalpflege geholt." Mittlerweile ist ein Großteil der Anlage saniert. Und es wird wieder regelmäßig gespielt auf der Küchwaldbühne.

Ein virtuelles Wandbild als Geburtstagsgeschenk:

Zum Geburtstag hat sich der Verein ein besonderes Geschenk einfallen lassen. Ein Wandbild, ein sogenanntes Sgraffito, im Eingangsbereich der Küchwaldbühne, das nicht gerettet werden konnte, soll virtuell wiederbelebt werden. "Das virtuelle Bild wird am Donnerstagabend erstmals zu sehen sein", sagt Esche. Bis zum 31. Oktober könne man in den Abendstunden nach Einbruch der Dunkelheit das Bild bestaunen.

Was ist eigentlich ein Sgraffito?

MDR (tfr/szs)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | SACHSENSPIEGEL | 27. Oktober 2023 | 19:00 Uhr

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