Bauprojekt Neue Sternwarte der Kirche in Geilsdorf nimmt Form an: Kuppel montiert
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11. März 2024, 20:06 Uhr
Den Sternen ein Stück näher sein – dieser Traum wird im vogtländischen Geilsdorf langsam Realität. In dem 250-Seelen-Ortsteil der Gemeinde Weischlitz wird eine moderne Sternwarte gebaut. Die ungewöhnliche Idee kommt aus der Kirchgemeinde des Örtchens. Die sieht darin einen nahezu biblischen Auftrag und möchte damit auch die christliche Jugendherberge nebenan attraktiver machen.
- Handwerker aus der Region haben die Kuppelkonstruktion gebaut.
- Die evangelische Sternwarte soll künfig Glaube und Naturwissenschaft miteinander verbinden.
- Die Baukosten für die Sternwarte wurden komplett aus Spenden finanziert.
Die neue Sternwarte in Geilsdorf bei Weischlitz im Vogtlandkreis macht Fortschritte. Am Montag wurde die Kuppel auf das Gebäude gesetzt – ein wichtiger Meilenstein in einem Bauprojekt, mit dem eine Kirche nicht nur im Wortsinne nach den Sternen greift. Denn die Initiative für den Bau geht von der Kirchgemeinde des Ortes aus. Unter dem Dach der Kuppel soll ab Juni ein Teleskop zum Erkunden des Universums einladen.
Dutzende Schaulustige haben die Montage der Kuppel verfolgt. Dass in ihrem kleinen Örtchen eine modere Sternwarte entsteht, macht die Bewohner und Bewohnerinnen stolz. Die Konstruktion ist um 360 Grad drehbar, zweieinhalb Meter hoch und hat einen Durchmesser von fünf Metern.
2,5 Tonnen Holz und Blech wurden für die neue Kuppel von Handwerkern aus der Region verbaut. Nachdem der Träger für das Teleskop auf das Unterteil der Warte installiert wurde, folgte die Kuppelkonstruktion. "Es ist eine einmalige Sache für's Leben, dass man mal sowas mitmachen durfte. Da freut man sich um so mehr, dass es steht und es toll gepasst hat. Wir sind happy", sagt Zimmermann Danny Schreiter MDR SACHSEN.
Es ist ein kleines Wunder, wenn irgendwann 2016 ein Dorfpfarrer und ein Lehrer die Idee haben: Wir bauen eine Sternwarte. Da haben manche geschmunzelt und gesagt: Ihr beiden spinnt wieder mal.
Als die Kuppel millimetergenau aufgesetzt wurde, hielt auch der Geilsdorfer Astronomielehrer Bernd Hüttner die Luft an. MDR SACHSEN sagte er: "Es ist ein kleines Wunder, wenn irgendwann 2016 ein Dorfpfarrer und ein Lehrer die Idee haben: Wir bauen eine Sternwarte. Wo manche geschmunzelt und gesagt haben: Ihr beiden spinnt wieder mal." Acht Jahre später nimmt die Idee immer sichtbarer Gestalt an.
Eröffnung für Anfang Juni geplant
Seit zweieinhalb Jahren baut die Kirchgemeinde bereits an der Sternwarte. "Eigentlich sollte schon alles fertig sein", sagte Pfarrer Tilo Kirchhof MDR SACHSEN. Durch die Corona-Pandemie hätten sich die Bauarbeiten verzögert. Doch nun könne die finale Bauphase eingeläutet werden: "Das Hauptteleskop liegt schon in München und wartet nur darauf, dass es montiert werden kann."
Im April soll die hochmoderne Anlage aufgebaut werden, freut sich Astronomielehrer Hüttner. Der Hauptspiegel des Spiegelteleskops habe einen Durchmesser von 43 Zentimetern. "Das ist schon beachtlich, da könnte man zum Beispiel Zwergplaneten wie den Pluto beobachten", ordnet Hüttner ein. Eröffnet werden soll die Sternwarte Anfang Juni.
Biblischer Auftrag: Glaube und Wissenschaft verbinden
Das Sternwartenprojekt sei weit und breit einmalig und hebe die Kirchgemeinde Geilsdorf auf eine Stufe mit den katholischen Glaubensbrüdern in Rom, hat Pfarrer Tilo Kirchhoff recherchiert: "Der Vatikan hat auch eine eigene Sternwarte. Es gibt auch einen Kindergarten der eine Sternwarte hat, aber für die normale Kirchgemeinde ist das eher selten. Da sind wir auf die Idee gekommen, Glauben und Wissenschaft zueinander zu bringen "Die Sternwarte ist eine gute Möglichkeit dafür."
Mit zwei Teleskopen will Pfarrer Tilo Kirchhoff mit seinen Gästen künftig die Sterne erkunden – in den Augen des Pfarrers eine biblische Aufgabe. Denn früher seien die Himmelskörper als Götter angebetet worden, die Bibel habe damit Schluss gemacht: "Die Bibel hat die Sterne entgöttert: Sie hat aus den Sternen Lampen am Himmel gemacht, Dinge, mit denen man die Zeit feststellen kann. Mit diesem nüchternen Blick machte die Bibel den Weg frei für die Wissenschaft", sagte Kirchhoff zu MDR SACHSEN.
Sternwarte komplett aus Spenden finanziert
Mit der künftigen evangelischen Sternwarte soll die christliche Jugendherberge neben der Kirche attraktiver gemacht werden, wie Pfarrer Tilo Kirchhof MDR SACHSEN sagte. Auch Vorträge und Veranstaltungen für jedermann seien geplant. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 250.000 Euro. Finanziert wird das Projekt vollständig durch Spenden: "Wir konnten die Sternwarte deshalb bauen, weil viele Menschen sagten: Wir wollen genau das."
MDR (kav/bes)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | SACHSENSPIEGEL | 11. März 2024 | 19:00 Uhr