Vogtland Plauener Stickerei verlagert Produktion ins Ausland

14. Juli 2022, 08:30 Uhr

Die Plauener Spitze ist seit mehr als 100 Jahren das Markenzeichen der vogtländischen Textilindustrie und hat die Stadt in aller Welt berühmt gemacht. Mehr als zehn kleine und große Unternehmen produzieren den edlen Stoff bis heute in Form von Heim- und Wohntextilien oder beliefern die Modeindustrie. Ein traditionsreiches Unternehmen stellt nun seine Produktion in Plauen ein und geht ins Ausland. Ist das ein Alarmsignal für die Branche?

Marco Wetzel runzelt die Stirn. Für den Chef des gleichnamigen Plauener Stickereiunternehmens sei es keine leichte Entscheidung gewesen, seine Gardinen und Dekostoffe zukünftig nur noch von Partnern im Ausland herstellen zu lassen. Teile der Produktion waren schon seit einiger Zeit nach Tschechien verlegt worden.

"Irgendwann ist der Zeitpunkt da, wo man bei aller Wahrung von Tradition und der Verbundenheit zur eigenen Region, Geschäftsprozesse neu gestalten muss", sagt er. Gestiegene Kosten für Personal, Energie und Material seien die Hauptgründe. Reiche man die Kosten weiter, verliere man Kunden und Aufträge. "Jedes Produkt hat gewisse Marktpreisgrenzen", so Wetzel. "Für uns bedeutet das ganz klar, dass man nicht einfach die Widrigkeiten, die uns als Unternehmen begegnen, auf den Schultern der Abnehmer abladen darf."

Das Herz des Unternehmens, der Kreativ- und Innovationspool der Design- und Entwicklungsabteilung sowie Vertrieb und Verwaltung bleiben weiterhin am Heimatstandort verortet.

Marco Wetzel Geschäftsführer Wetzel GmbH

25 Mitarbeiter bleiben in Plauen beschäftigt

25 der ursprünglich 34 Mitarbeitenden bleiben in Plauen, ebenso wie der Firmensitz mit Design, Entwicklung und Vertrieb. Ein Teil der von Kündigung betroffenen Mitarbeiter sei bereits erfolgreich weitervermittelt worden. Was mit den modernen Maschinen passiert, ist noch unklar, sagt Wetzel.

Das Label "Plauener Spitze" wird die Produkte künftig nicht mehr zieren. "Wir waren viele, viele Jahre im Verband organisiert", erzählt Wetzel. "Wenn die Produkte nicht mehr in Plauen hergestellt werden, steht aber auch keine Plauener Spitze mehr dran."

Branchenverband Plauener Spitze bedauert den Weggang

Andreas Reinhardt, Vorsitzender des Branchenverbandes Plauener Spitze, bedauert den Weggang des großen Players. Er zeigt aber auch unternehmerisches Verständnis. "Wenn man sagt, man kann mit regionaler Produktion keine Preise erreichen, die einem Wettbewerb standhalten kann, dann ist Verlagerung ein klassischer Schritt", so Reinhardt. "Nichtsdestotrotz ist es nicht die erste Krise, die diese Branche erfährt und mit der man versuchen muss umzugehen."

Mehrere Beispiele würden beweisen , dass Plauener Spitze als regionale Marke und mit einheimischer Produktion durchaus konkurrenzfähig sei. "Wir haben vor zwei Jahren einen Zugang eines Mitglieds gehabt", sagt Reinhardt. Seit vergangenem Jahr sei auch eine sehr große Stickerei aus Plauen wieder im Verband und festige das Gefüge.

Nicht immer machen moderne Produkte den größten Umsatz

Ein einheitliches Erfolgsrezept gebe es nicht. Bei der Ausrichtung der Produktion in den Unternehmen sei aber ein Trend zu erkennen: "Design ist ein Baustein. Aber es ist nicht so, dass man immer mit dem modernsten Produkt den meisten Umsatz macht", erklärt der Verbandschef.

Die Frage sei auch, ob man sich vom Preisdruck im Wettbewerb mit den Niedriglohnländern weniger abhängig machen kann. "Das läuft dann auf Nischenmärkte hinaus", so Reinhard. Er ist optimistisch, dass sich die Plauener Spitze auch zukünftig in verschiedenster Form auf dem Weltmarkt behaupten wird.

MDR (al)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Chemnitz | 13. Juli 2022 | 14:30 Uhr

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