Malerin Doris Ziegler in ihrem Atelier 4 min
Die Malerin Doris Ziegler wird in Zwickau mit dem Max-Pechstein-Ehrenpreis geehrt. Bildrechte: imago images/Steffen Junghans
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Die Malerin Doris Ziegler wird mit dem Max-Pechstein-Ehrenpreis ausgezeichnet. Aus diesem Anlass zeigen die Zwickauer Kunstsammlungen eine Retrospektive. Ulrike Thielmann stellt die Sonderausstellung vor.

MDR KULTUR - Das Radio Fr 06.10.2023 06:00Uhr 04:11 min

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Auszeichnung und Sonderausstellung Zwickau: Malerin Doris Ziegler bekommt Pechstein-Ehrenpreis

06. Oktober 2023, 11:50 Uhr

In Zwickau erhält die in Weimar geborene und in Leipzig wirkende Malerin Doris Ziegler am Freitagabend den Max-Pechstein-Ehrenpreis – als erste Frau. Seit 1993 wird die Auszeichnung unregelmäßig an Kunstschaffende für ihr Gesamtwerk verliehen. Verbunden ist die Ehrung mit einer Ausstellung in den Kunstsammlungen Zwickau. Die Retrospektive "In den Booten. Doris Ziegler" überzeugt mit großen Themen und besonderen Farben.

Das feine Spiel mit Farbe und ihren Nuancen fällt sofort bei Betreten der Ausstellung ins Auge. Warmes Grau, zartes Grün oder Blau an den Wänden der Kunstsammlungen Zwickau verstärken die pastelligen Untertöne in Doris Zieglers grautönigen "Passagenbildern" aus DDR- und Nachwende-Zeiten.

Doris Ziegler wählte Farben für Zwickauer Schau selbst aus

Die Malerin selbst hat die Farben für ihre Pechstein-Ehrenpreisträger-Ausstellung ausgewählt. So leuchten die "Passagenbilder" in dieser Retrospektive fast mit Doris Zieglers anderen Gemälden um die Wette. Mitte der 90er-Jahre geht das Grau in den Gemälden in Pastell-Töne und belebtes Beige über. Gelb (eine wichtige Farbe der Malerin) zeigt nun seine warmen Nuancen.

Gemälde von Menschen, die in einer Passage sitzen
Doris Zieglers Gemälde "Passage 1" ist in der Zwickauer Ausstellung zu sehen. Bildrechte: Doris Ziegler

Etwa auf den großformatigen Plagwitz-Bildern, denen die Menschen abhandengekommen sind. Eine große pastellblaue Wand gibt es zudem in der Ausstellung, die nur Bilder mit Booten zeigt: Boote mit Menschen und ohne, in Leipzig-Plagwitz, wo die Künstlerin bis vor kurzem ihr Atelier hatte, und anderswo. Sie geben der Ausstellung ihren Titel "In den Booten". "Das Boot ist eine überall verständliche Metapher", betont Doris Ziegler. "Ich war auch immer fasziniert von der Bootsform, dieser mondsichelhaften Form, die schon bei den alten Ägyptern gebaut wurde."

Gemälde von Menschen, die in Papierbooten sitzen
Der Ausstellungstitel "In den Booten" ist angelehnt an Doris Zieglers Werke, die Menschen in Booten zeigen. Bildrechte: Doris Ziegler

Malerei der Alten Meister

Die Künstlerin malt mit Eitempera auf Leinwand – also in der Technik der Alten Meister, die heutzutage nur noch wenige beherrschen. Einer der wenigen war ihr Lehrer Werner Tübke an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst, bei dem sie ihr Grundlagenstudium absolvierte.

Zieglers Malstil (von dem gesagt wird, dass er kühl der Neuen Sachlichkeit zuneige) zeigt zudem, dass die Künstlerin die Menschendarstellung der Renaissance-Malerei kennt – und zitiert. Petra Lewey, Leiterin der Kunstsammlungen Zwickau, fühlt sich bei Zieglers-Pastelltönen "an die Malerei der Frührenaissance erinnert, an die Perspektiven, die gebauten Räume, mit denen die Künstler den Raum entdeckten."  

Gemälde von zwei älteren Personen, die in gelben Sesseln warten
Die Farbe Gelb spielt in den Bildern von Doris Ziegler eine wichtige Rolle. Bildrechte: Doris Ziegler

Leipziger Malerin in einer Männerdomäne

Doris Ziegler, Malerin der sogenannten "Leipziger Schule", wurde 1949 in Weimar geboren und schaffte es als zweite Frau nach Elisabeth Voigt in der Leipziger Männerdomäne zu dozieren: Von 1993 bis 2014 war Doris Ziegler Professorin im Grundlagenstudium Malerei an der Hochschule für Grafik und Buchkunst.

Blick auf das klassisizistische Gebäude der Leipziger Kunsthochschule
Doris Ziegler wurde an der Leipziger HGB nicht nur ausgebildet, sondern lehrte dort auch selbst. Bildrechte: IMAGO / imagebroker

Nun ist sie die erste Frau, die den Zwickauer Max-Pechstein-Ehrenpreis bekommt. "Ich erinnere mich, dass ich mit 15 oder 16 Jahren, aus einer Illustrierten ausgeschnitten, einen Pechstein in meinem Zimmer hängen hatte wie auch die Bilder anderer "Brücke"-Künstler. Sie versetzten mich in meinen ersten Malrausch", erzählt Ziegler.

Kunst über Alter und Versöhnung

Bei Betreten des dritten und kleinsten Sonderausstellungsraums in Zwickau empfängt einen ein Paar graublauer Augen: aufgerissene Augen, aus denen langsam das Bewusstsein schwindet. Das Augenpaar zieht das Publikum in den Raum und gehört einem Alten in Zieglers großformatigem Pflegeheim-Zyklus. Den malte sie, als ihre Mutter dort ihre letzten Tage verbrachte.

Gemälde von Menschen in einem Pflegeheim.
Das Gemälde "Senioren II" ist Teil von Doris Zieglers Pflegeheim-Zyklus. Bildrechte: Doris Ziegler

Verstärkt wird auch hier das Graublau der Augen durch das besondere Grau der Wände sowie das leuchtende Hellgelb-Grün eines Schachbrettmusters, auf dem sich die Alten im Heim isoliert und sinnentleert bewegen. Eine bittere Thematik, die Doris Ziegler durch ihre versöhnende Farbwahl mildert. 

Es wird die letzte Sonderschau in den Kunstsammlungen Zwickau sein, bevor das Museum zur Großsanierung für lange Jahre schließt. Doris Zieglers berührende Bilder sowie ihre wunderbare Hängung geben Anlass genug, dem Haus noch einmal einen Besuch abzustatten.

Weitere Informationen Retrospektive "In den Booten. Doris Ziegler"
7. Oktober 2023 bis zum 14. Januar 2024

Adresse:
Kunstsammlungen Zwickau
Max-Pechstein-Museum
Lessingstraße 1
08058 Zwickau

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag, von 11:30 bis 17 Uhr
Montags geschlossen

Redaktionelle Bearbeitung: tsa

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | MDR KULTUR am Morgen | 06. Oktober 2023 | 06:10 Uhr

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