zwei Personen sitzen auf dem Sachsensofa
Der Ausländerbeauftragte Geert Mackenroth und die Grünen-Chefin Ricarda Lang auf der Diskussionsveranstaltung zu Migration und Integration in Glashütte. Bildrechte: Bistum Dresden-Meißen, Katholische Akademie, Lisa-Marie Eberharter/Uwe Soeder

Gesprächsreihe Glashütte diskutiert sachlich über Migrations-Probleme

09. Februar 2024, 21:10 Uhr

Die Schleuser-Situation an den Grenzen zu Tschechien und Polen im Herbst 2023 besorgte viele Menschen, sie reagierten mit Unverständnis und Unmut. Der Vorwurf, dass die Politik in Berlin für die Probleme nicht ansprechbar sei, sollte im Gesprächsformat SachsenSofa in Glashütte Thema sein, ebenso Migration und Integration. Platz nahmen Sachsens Ausländerbeauftragter Geert Mackenroth und die Grünen-Chefin Ricarda Lang.

Im Nomos-Forum in Glasshütte haben am Donnerstagabend die Themen Migration und Integration im Mittelpunkt gestanden. Anlass war die von der Evangelischen Akademie Sachsen und der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen organisierte Gesprächsreihe "SachsenSofa". Darauf hatten der sächsische Ausländerbeauftragte Geert Mackenroth (CDU) und die Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Ricarda Lang, Platz genommen. Sie diskutierten mit rund 150 Interessierten im Saal.

Wie werden Schutzsuchende zu Steuerzahlern?

Mackenroth sagte, Zuwanderung und Migration seien derzeit beherrschende Themen. Wenn nicht Lösungen gefunden würden, die eine breite Mehrheit im Volk akzeptiere, werde es bei den anstehenden Wahlen "ein böses Erwachen" geben.

Ein weiterer Diskussionsschwerpunkt war die schnellere Vermittlung von Migranten in den Arbeitsmarkt. Grünen-Chefin Ricarda Lang beschrieb die Herausforderung anhand der Frage: "Wie werden Menschen von Schutzsuchenden zu Steuerzahlern?" Die Politikerin verlangte einen schnelleren Zugang für Geflüchtete zum deutschen Arbeitsmarkt. An vielen Stellen würden dringend Arbeitskräfte gesucht, und gleichzeitig wollten Flüchtlinge arbeiten, um möglichst schnell von Schutzsuchenden zu Steuerzahlern zu werden.

Anerkennung von Bildungsabschlüssen

In Glashütte wurde mehrfach zu viel Bürokratie kritisiert. Die Leiterin der "ABC-Tische" zur Nachbarschaftshilfe für Geflüchtete in Dresden, Claudia Nikol, kritisierte hohe bürokratische Hürden selbst für anerkannte Flüchtlinge. Hier müsse vereinfacht werden. Mit Menschen, die nach Deutschland kämen, müsse man auskommen. Sie seien ein Schatz für die Gesellschaft.

Besucher sprachen aber auch die Schwierigkeiten bei der Anerkennung von Bildungsabschlüssen und der Integration von Frauen mit Kindern an. Die schnellere Integration in den Arbeitsmarkt sei auch der Schlüssel für eine bessere Akzeptanz der Migranten in der Bevölkerung, waren sich die Diskutierenden auf dem Sofa einig. Lang sagte, Bürokratieabbau und ausreichend finanzielle Unterstützung für Kommunen seien notwendig. Auch müssten innerhalb Europas die Flüchtlinge besser verteilt werden. Allerdings: Wer kein Bleiberecht habe, müsse ausreisen. Das habe rechtsstaatlich zu geschehen.

Angesichts der aufgeheizten Stimmung und Demos im vergangenen Herbst gegen Asylunterkünfte, beschrieb Mackenroth die Atmosphäre der Veranstaltung in Glashütte danach als ruhig, konstruktiv und sachlich: "Es wurden fast zu wenig kritische Fragen gestellt" sagte er MDR SACHSEN.

vier Personen auf dem Sachsensofa
Im Nomos-Forum in Glashütte fand am Donnerstagabend mit dem Ausländerbeauftragten Geert Mackenroth und der Grünen-Chefin Ricarda Lang eine Diskussionsveranstaltung zu Migration und Integration statt. Bildrechte: Bistum Dresden-Meißen, Katholische Akademie, Lisa-Marie Eberharter/Uwe Soeder

Konstruktive Atmosphäre

Der Direktor der Evangelischen Akademie Sachsen, Stephan Bickhardt, empfand die Atmosphäre der Veranstaltung "erstaunlich konstruktiv" und eine Bestärkung. "Die Gäste blieben noch nach Ende der Runde und tauschten sich untereinander aus". Den Eindruck bestätigte auch die Projektleiterin der Reihe SachsenSofa, Lisa-Marie Eberharter: "Wir sind positiv aus der Veranstaltung gegangen".

Protest am Rande der Veranstaltung

Als "Delle und Erfordernis weiter Nachzudenken" bezeichnete Bickhardt den Hup-Protest von einigen Personen draußen vor dem Veranstaltungsgebäude. "Denen hätte es gut getan, teilzunehmen und zuzuhören". Die Diskussionsveranstaltung war von einem massiven Polizeiaufgebot geschützt worden. Zur selben Zeit hatte die rechtsextreme Kleinstpartei "Freie Sachsen" und Bauern zum Protest gegen den Auftritt von Ricarda Lang mit einem Autokorso von Heidenau nach Glashütte mobilisiert.

MDR (nom)/AFP

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Sachsenspiegel | 09. Februar 2024 | 19:00 Uhr

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