Menschen schauen beim Abriss der Carolabrücke zu.
Zahlreiche Menschen haben in Dresden am Montag bei den Abrissarbeiten der Carolabrücke zugeschaut. Bildrechte: MDR/Adam Beyer

Beräumung Abbruch der Carolabrücke in Dresden geht weiter

08. Oktober 2024, 07:33 Uhr

Als ein Teil der Carolabrücke im September ohne vorherige Anzeichen einstürzte, blieb in Dresden nur wenig Zeit für eine Schockstarre: Wegen eines Elbe-Hochwassers musste ein Teil des beschädigten Bauwerks umgehend beseitigt werden. Nun werden weitere Teile bis Ende des Jahres abgebrochen und weggeschafft.

In Dresden sind am Montagmorgen die weiteren Abbrucharbeiten am eingestürzten Teil der Carolabrücke fortgesetzt worden. Am Abend stürzte ein Brückenteil auf der Altstädter Seite planmäßig in die Elbe. Die Arbeiten sollen bis Jahresende dauern. Bereits vor dem Hochwasser im September waren erste Brückenteile abgerissen worden. Nun folgen nach und nach die weiteren Teile der kaputten Brücke.

Beton wird wiederverwendet

In einem ersten Schritt müssen nach Angaben der Stadtverwaltung die noch in der Elbe hängenden Brückenteile zum Absturz gebracht, zerkleinert und weggebracht werden. Baustellenleiter Mathias Lindenlaub sagte MDR SACHSEN, zunächst werde das über dem Fluss hängende Stück abgetrennt, um die Spannung von der Brücke zu nehmen. Der Rest des Brückenteils werde Stück für Stück abgetragen. Danach sollen die seit dem Einsturz im Fluss liegenden Trümmer folgen. Der Beton des eingestürzten Brückenstrangs C könne wiederverwendet werden, hieß es vom Straßenbauamt.

Drei Wochen für Abriss auf Altstadtseite

Für den Abriss auf der Altstädter Seite plant die Bauverwaltung drei Wochen ein. Danach folgen die noch schräg herabhängenden Schenkel auf der Neustädter Seite, zuletzt sollen sie und die seit dem Einsturz im Fluss liegenden Trümmer geborgen werden. Dazu muss der Pegelstand den Angaben nach unter 2,30 Metern liegen - aktuell sind es 2,65 Meter.

Bildergalerie Die Abrissarbeiten an der Carolabrücke in Dresden gehen weiter

Betonteile fallen beim Brückenabriss in die Elbe.
7. Oktober Knapp vier Wochen nach dem Einsturz der Carolabrücke in Dresden haben die Abrissarbeiten auf der Altstädter Seite begonnen. Betonbrocken fallen in die Elbe. Bildrechte: SPM Gruppe/ Florian Varga
Betonteile fallen beim Brückenabriss in die Elbe.
7. Oktober Knapp vier Wochen nach dem Einsturz der Carolabrücke in Dresden haben die Abrissarbeiten auf der Altstädter Seite begonnen. Betonbrocken fallen in die Elbe. Bildrechte: SPM Gruppe/ Florian Varga
Vögel sitzen am Elbufer unterhalb der abgerissenen Carolabrücke.
15. September Am Sonntagmorgen sind nur noch die Vögel am Elbufer neben der Carolabrücke zu sehen. Am Samstagabend konnten die letzten Abrissarbeiten an der Brücke beendet werden. Der Einsatzleiter der Feuerwehr, Michael Klahre, erklärte MDR SACHSEN, dass man die Brücke jetzt weiterhin mit Messtechnik überwache und das Hochwasser abwarten werde. Bildrechte: Katalin Vales/MDR
Der Teilabriss hat begonnen, ca. 10 Bagger reißen den eingetsürzten Brückenteil ab, um Platz für das drohende Elbehochwasser zu schaffen
14. September Aufgrund des für Sonnabend erwarteten Elbhochwassers liefen die Abrissarbeiten an der Carolabrücke die gesamte Nacht weiter. Bildrechte: IMAGO / Sylvio Dittrich
Der Teilabriss hat begonnen, ca. 10 Bagger reißen den eingetsürzten Brückenteil ab, um Platz für das drohende Elbehochwasser zu schaffen
14. September Bei den Abrissarbeiten in der Nacht wurde Material vom Neustädter Elbufer abtransportiert. Insgesamt müssen mehrere Tausend Tonnen Schutt abtransportiert werden. Bildrechte: IMAGO / Sylvio Dittrich
Der Teilabriss hat begonnen, ca. 10 Bagger reißen den eingetsürzten Brückenteil ab, um Platz für das drohende Elbehochwasser zu schaffen
14. September Die Bundeswehr hat zwei Bergepanzer vom Typ "Büffel" zur Unterstützung geschickt. Oberstleutnant Robert Habermann erkärte, dass die Bundeswehrkräfte nur in Bereitschaft seien, sie stünden nur für den Havariefall der zivilen Abbruchtechnik bereit. Bildrechte: IMAGO / Sylvio Dittrich
Mit Baggern werden weitere Teile der eingestürzten Carolabrücke abgerissen.
Der Einsatzleiter der Feuerwehr, Michael Klahre, erklärte am Samstagmorgen, es sei geplant, bis Sonntag am Abriss zu arbeiten. Wenn der Bereich allerdings überflutet werde, müsse man die Arbeiten einstellen oder gegebenenfalls zunächst Technik zurücknehmen. Bildrechte: picture alliance/dpa | Robert Michael
Zwei Bergepanzer 3 der Bundeswehr, auch «Büffel» genannt, stehen vor der historischen Altstadtkulisse neben der eingestürzten Carolabrücke, um im Fall eines Hochwassers Baumaschinen zu bergen.
14. September Wenn die zivile Abbruchtechnik ausfallen sollte, könnten die Bergepanzer der Bundeswehr binnen weniger Sekunden zur Stelle sein, erklärt Oberstleutnant Robert Habermann am Samstagmorgen. 33 Tonnen könne jeder Panzer heben. Bildrechte: picture alliance/dpa | Robert Michael
Bundeswehr mit Panzer an der Carolabrücke
13. September Die Panzer stehen zwar an der Brücke bereit, werden aber nicht in jedem Fall zum Einsatz kommen. Bildrechte: MDR/Katalin Vales
Panzer der Bundeswehr helfen an Carolabrücke
13. September Die Bundeswehr hat für die Abrissarbeiten Bergepanzer zur Verfügung gestellt. Bildrechte: xcitepress
Abriss der Carolabrücke in Dresden
13. September Laut Stadt fanden sich in einigen Stahlträgern der Brücke Rostschäden. Bildrechte: Landeshauptstadt Dresden
Abriss der Carolabrücke in Dresden
13. September Vom noch stehenden Teil aus konnte die Abbruchstelle von Experten begutachtet werden. Bildrechte: DP
Abriss der Carolabrücke in Dresden
13. September Immernoch hängt ein Teil der Brücke im Fluss. Bildrechte: DP
Abriss der Carolabrücke in Dresden
13. September Für die Schiffahrt ist die Elbe derzeit blockiert. Bildrechte: Nadine Kadic
Leute gucken bei den Abrissarbeiten an der Carolabrücke zu.
13. September Der Regen hält einige Schaulustige nicht davon ab, den Bauarbeiten zuzusehen. Bildrechte: MDR/Jörg Winterbauer
Abriss der Carolabrücke in Dresden
13. September Die Teile der Brücke liegen weiter in der Elbe. Bildrechte: MDR/Jörg Winterbauer
Abriss der Carolabrücke in Dresden
13. September Die Arbeiten werden sich noch eine ganze Weile hinziehen. Bildrechte: MDR/Jörg Winterbauer
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Ursachenforschung geht weiter

Zeitgleich zum Abriss laufen auch die Untersuchungen zur Einsturzursache weiter. Wie die Stadt am Montag mitteilte, würden die korrodierten Spannglieder der Brücke allein nicht erklären, warum der Brückenzug C so plötzlich versagt habe. Deshalb seien Proben entnommen worden, die derzeit im Labor untersucht würden.

Außerdem werde der Zustand der Brückenzüge A und B detailliert untersucht, hieß es. So soll ermittelt werden, ob beispielsweise die Spannglieder vergleichbare Korrosionsschäden aufweisen. Dazu werde die Brücke auch mit Schallsensoren untersucht, um mögliche Risse in der Konstruktion zu finden. Die Stadt möchte nach eigenen Angaben herausfinden, ob der Erhalt eines der Brückenzüge möglich ist. Zudem soll geklärt werden, wann die Elbe für die Schifffahrt wieder freigegeben werden kann. Bis Jahresende sollen die ersten Ergebnisse vorliegen.

Hohe Kosten für Abriss und Untersuchung

Die Kosten für Abbruch, Sicherung und Ursachenforschung einschließlich dem Umprogrammieren von Ampeln auf Alternativstrecken wurden auf sieben Millionen Euro geschätzt. Die Planungen für den Wiederaufbau der Carolabrücke - in welcher Form auch immer - sollen Anfang nächsten Jahres beginnen.

Die Havarie der Carolabrücke Ein Brückenzug der Carolabrücke war am frühen Morgen des 11. Septembers eingestürzt. Betroffen war der Abschnitt mit den Straßenbahngleisen und einem Fußweg. Da sich zum Einsturzzeitpunkt niemand auf oder unter der Brücke befand, wurden keine Menschen verletzt.

Die zu DDR-Zeiten erbaute und 1971 eröffnete Carolabrücke bestand aus drei Verkehrssträngen. Auch die beiden noch stehenden Brückenzüge sind gesperrt. Über deren Zukunft ist noch nicht endgültig entschieden worden.  

MDR (lam/kwo/ben)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 07. Oktober 2024 | 19:00 Uhr

17 Kommentare

NeuerHeip vor 4 Wochen

Ich kann die Stadt zwar verstehen, dass sie angesichts knapper Kassen die Brücken erhalten will. Mir persönlich gefallen solche Experimente nicht. Das was bis jetzt erzählt wurde lässt letztlich nur den Schluss zu, dass man gar nicht die Möglichkeit hat, die Sicherheit der Brücken wirklich zuverlässig zu beurteilen, weil es entsprechende Untersuchungsmöglichkeiten entweder nicht gibt, oder diese nicht eingesetzt werden weil zu teuer.

Weg damit und nie wieder Spannbeton.

ErwinKasuppke vor 4 Wochen

Die Carolabrücke ist eine Spannbetonbrücke mit - wie es so schön heißt - Vorspannung mit nachträglichem Verbund.
Das heißt: Zuerst wird der Brückenträger hergestellt - damals mit (nach heutigem Wissen zu) wenig schlaffer Bewehrung und einbetonierten Hüllrohren. Dann werden Litzenbündel aus Spannstahl in die Hüllrohre eingefädelt. Nach dem Abbinden des Betons (bzw. nach Erreichen der nötigen Druckfestigkeit) werden hydraulische Pressen angesetzt und ziehen diesen Spannstahl mit einer irrsinnigen Kraft in die Länge. Dann wird der Spannstahl verankert. Und zum Schluss wird Mörtel in die Hüllrohre gepresst, bis sie damit gefüllt sind.
Wie wollen Sie an diesem "relevanten Stahl" später noch irgendwas machen? Da kommt man schlichtweg nicht ran.
Eine externe Vorspannung wäre theoretisch als Verstärkungsmaßnahme möglich. Ob das bei der Brücke ginge, lässt sich per Ferndiagnose aber schwer sagen. Oder geklebte CFK-Lamellen.

Erna vor 4 Wochen

Was weiß man denn mittlerweile von den beiden anderen Brückenteile A und B? So wie ich es bisher gelesen habe hat man bei der "Sanierung" am relevanten Stahl nichts gemacht. Also wird man doch nicht ernsthaft überlegen den Teil stehen zu lassen und sogar Autos drüber fahren zu lassen. Wäre es dann nicht sinnvoll den Teil parallel mit abzureißen?

Betreffs Ersatz will ich ja nicht unken. Bei uns wurde vor kurzem eine Brücke innerhalb von 3 Jahren saniert mit der Hoffnung das diese weitere 25 Jahre hält. Gleichzeitig hat man gesagt, dass in jedem Fall eine Ersatzbrücke notwendig wird und die Planungen jetzt beginnen müssen, damit sie in 25 Jahren steht.

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