Außerschulische Bildung Jugend-Öko-Haus darf vorerst im Kavaliershaus in Dresden bleiben
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07. April 2023, 17:50 Uhr
Die Mitarbeitenden im Jugend-Öko-Haus in Dresden haben vorerst eine Verschnaufpause von der Zitterpartie um den Erhalt ihrer Einrichtung erhalten. Der außerschulische Lernort, in dem Kinder und Jugendliche vieles rund um das Thema Naturkunde erfahren können, hat eine Gnadenfrist von mehreren Monaten erhalten. Doch wie soll es danach weitergehen?
- Das Jugend-Öko-Haus bleibt vorerst aufgrund von Zugeständnissen des Eigentümers und Trägers im Kavaliershaus.
- Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) will die Lehrangebote des außerschulischen Lernortes erhalten.
- Die Übergangszeit muss noch durch den Jugendhilfeausschuss finanziell abgesichert werden.
Die vergangenen Tage waren für zwei 19-Jährige und auch andere Mitarbeitende im Jugend-Öko-Haus in Dresden eine Hängepartie mit ungewissen Ausgang. Denn: Der außerschulische Lernort im Großen Garten sollte eigentlich zum 30. April schließen. Am Gründonnerstag kam dann die Kehrtwende.
Paul schließt ein Terrarium auf, Lydia betätigt eine Pumpe für ein Sprühgerät. Dann besprüht Paul eine Smaragdeidechse mit Wasser: "Die braucht das Klima, weil sie sonst in der freien Wildbahn lebt. Die Smaragdeidechsen kommen aus der Mittelmeerregion. Dort ist es immer feucht und warm." Lydia und Paul absolvieren seit vergangenem Jahr ein Freiwilliges Ökologisches Jahr im Jugend-Öko-Haus im Kavaliershaus.
Seit Jahresbeginn stand die Schließung im Raum. "Wir wurden die ganze Zeit nicht informiert, wie es weitergeht. Mir ging es damit gar nicht gut" , sagt Lydia. Wie die Stadt Dresden nun mitteilte, bleiben das Jugend-Öko-Haus und seine Lernangebote bis 31. August im Kavaliershaus erhalten. "Ich bin richtig glücklich, weil ich mein Freiwilliges Ökologisches Jahr hier zu Ende bringen kann", sagt Paul.
Ich bin richtig glücklich, weil ich mein Freiwilliges Ökologisches Jahr hier zu Ende bringen kann.
Bisheriger Träger erklärte Rückzug
Paul und Lydia hätten sich Ende April einen neuen Standort für ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr suchen müssen. Die Mitarbeitenden im Jugend-Öko-Haus wären ab kommendem Monat durch das Christliche Jugenddorfwerk Deutschland (CJD) als deren Arbeitgeber in anderen Projekten weiter beschäftigt worden. Das CJD Sachsen/Thüringen als bisheriger Träger hatte bereits vergangenes Jahr bekanntgegeben, sich aus dem Projekt zurückzuziehen.
Nun hat das CJD zusammen mit der Stadt Dresden und der "Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen" als Eigentümerin des Kavaliershauses die Übergangszeit bis Ende August vereinbart. Das CJD hat sich nach eigenen Angaben bereit erklärt, das Projekt bis dahin weiterzuführen. "Damit ist eine Absicherung der Angebote über die Sommerferien möglich", teilte das CJD mit.
Eigentümerin verzichtet vorerst auf Eigenbedarf
Um die Übergangszeit zu ermöglichen, haben die Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen ihre Pläne für das Kavaliershaus zurückgestellt, erklärte Geschäftsführer Christian Striefler. "Wir sind gern bereit, unseren eigenen dringenden Bedarf zur Absicherung der Angebote für Kinder und Familien bis zum 31. August zurückzustellen und das Kavaliershaus zur Verfügung zu stellen", sagte Striefler. In das Kavaliershaus soll nach Angaben der Eigentümerin künftig die Sozialarbeit für die Dresdner Parkeisenbahn sowie das Projekt "Klimawandel in historischen Gärten" einziehen.
Wir sind gern bereit, unseren eigenen dringenden Bedarf zur Absicherung der Angebote für Kinder und Familien zurückzustellen und das Kavaliershaus zur Verfügung zu stellen.
OB Hilbert: Angebote dauerhaft erhalten
Für Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) ist es eine gute Nachricht, dass das Jugend-Öko-Haus vorerst fortgeführt wird. Das Stadtoberhaupt hatte erst vor zwei Wochen eine Petition mit mehr als 8.000 Unterschriften zum Erhalt des Jugend-Öko-Hauses vom Förderverein der Einrichtung entgegengenommen und sich für dessen Erhalt ausgesprochen. Nun müsse über den 31. August hinaus gedacht werden, sagte Hilbert: "Es muss weiter unser Ziel bleiben, die inhaltlichen und pädagogischen Angebote des Hauses zu erhalten - und zwar dauerhaft." Dazu seien alternative Standorte zu prüfen, Gespräche mit dem Träger würden fortgeführt.
Es muss weiter unser Ziel bleiben, die inhaltlichen und pädagogischen Angebote des Hauses zu erhalten - und zwar dauerhaft.
Übergangszeit braucht finanzielle Absicherung
Mit der Entscheidung sei auch das Angebot für die rund 50 im Jugend-Öko-Haus betreuten Kinder vorerst abgesichert, erklärte Dresdens Bildungsbürgermeister Jan Donhauser (CDU). "Damit haben die Kinder und Jugendlichen die Möglichkeit, das Jugend-Öko-Haus in den Sommerferien zu nutzen", so der Bildungsbürgermeister.
Um die vier Monate zu finanzieren, sei jedoch ein Beschluss des Jugendhilfeausschusses notwendig. Über einen entsprechenden Beschlussvorschlag werde zur nächsten Ausschusssitzung Ende April entschieden, teilte Jugendamtsleiterin Sylvia Lemm mit. Dann wäre das Jugend-Öko-Haus, das es seit mehr als 30 Jahren in Dresden gibt, zumindest bis Ende August gerettet.
Durch Freiwilliges Ökologisches Jahr Vieles dazugelernt
Paul hält mit einer Zange eine kleine Heuschrecke vor das Maul von "Titus". Das Jemenchamäleon sei das Maskottchen des Jugend-Öko-Hauses, erklärt Paul. "Gerade die Arbeit mit den Tieren macht mir hier viel Spaß", sagt er. Auch Lydia konnte sich bereits viel aus ihrem Freiwilligen Ökologischen Jahr mitnehmen. "Für mich war die Arbeit mit den Tieren am Anfang eine große Herausforderung. Aber ich konnte lernen, über meinen Schatten zu springen und mir Dinge zu zutrauen, die ich mir sonst nicht traue", sagt sie.
MDR (phb)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Dresden | 06. April 2023 | 17:30 Uhr
