Auftakt Trödelmarktsaison Schatzsuche auf der Galopprennbahn Dresden

16. April 2023, 18:24 Uhr

Entspannt, fröhlich und gut besucht - so war der Saisonauftakt des Riesen-Trödelmarkts an der Dresdner Galopprennbahn. Bis zum November können Flohmarktfans hier einmal im Monat feilschen, handeln, nach Schnäppchen suchen oder einfach nur spazierengehen, die Seele baumeln lassen und eine kleine Auszeit vom Alltag nehmen. Auch selbst einen Stand aufmachen ist möglich.

Die Atmosphäre ist entspannt und fröhlich an diesem Morgen auf der Galopprennbahn in Dresden. Gesprächsfetzen flirren durch die Luft. Es geht um Preisvorstellungen für hier und da entdeckte Waren, um Alpaka-Wanderungen, die ersten Schritte der Enkeltochter, vergangene oder geplante Urlaube. Immer wieder tönt Gelächter von den Verkaufständen. Ein freudiges Wiedersehen, ein erfolgreicher Handel, ein schelmischer Witz am frühen Morgen.

Eine der Händlerinnen ist die 80-jährige Marianne Kirsten. Jeden Verkauf und jede Nachfrage quittiert sie mit einem herzlichen Lächeln. "Ich finde das wunderbar! Seit 25 Jahren mache ich das jetzt schon und es bereitet mir viel Freude. Mein Sohn sagt immer: das hält dich jung!" Und tatsächlich: wie sie da so steht, mit fröhlichem Gesicht, bordeauxfarbener Jacke, rosigen Wangen und kurzem Haarschnitt wirkt sie wesentlich jünger.

Ich finde das wunderbar! Mein Sohn sagt immer: das hält dich jung!

Marianne Kirsten (80) Hobbyhändlerin

Tausende Besucher auf Schnäppchenjagd

Durch das Eingangstor schlendern schon lange vor der offiziellen Öffnungszeit mit neugierigen Blicken die ersten Besucher und Besucherinnen. Ältere und jüngere Paare, die Hand in Hand oder eingehakt spazieren, Familien, Freundesgruppen und Einzelpersonen. Es duftet nach frischem Brot, Schnitt- und Pflanzblumen, Kaffee und Erbsensuppe, in den ersten Stunden außerdem nach vom Morgentau feuchter Erde und Gras.

Etwa 150 Verkaufsstände sind aufgebaut unter schattigen großen Bäumen, von denen vergnügt die Vögel zwitschern. So manche Gegenstände auf den liebevoll sortierten Verkaufstischen werden mit verklärtem oder freudigem Blick in die Hand genommen und sorgen für Gesprächsstoff. "Da erzählen die Älteren den Jüngeren, wozu man dies oder jenes gebrauchen kann, wie hier zum Beispiel das Butterfass", erzählt Lars Kirbach aus Gröditz. Er handelt mit allerlei Kuriositäten und findet toll, wie die Menschen an seinem Stand miteinander ins Gespräch kommen.

Türgriffe, Teddybären und Tupperware

Die Palette der angebotenen Waren ist breit: Neben allerlei Dingen, die viel erlebt haben - Bügeleisen, Gießkannen, ein Grammophon, eine umfangreiche Kaffeemühlen-Sammlung, Bücher, diverse Felle oder Uniformen - gibt es jede Menge Nützliches: neuwertige Tupperware, Bücher, gut erhaltene Kinder- und Erwachsenenkleidung und vielfältigste Einrichtungsgegenstände. Für jede Alters- und Einkommensklasse ist was dabei. Sammler und Sparfüchse kommen gleichermaßen auf ihre Kosten und auch den Händlern gefällt die familiäre Atmosphäre.

So fing es an: Ein Badeanzug für Marianne

Bei Hobbyhändlerin Marianne Kirsten fing alles an mit einem Badeanzug, den sich selbst auf einem Trödelmarkt gekauft hatte. "Da hat mich die Händlerin gefragt, was ich dafür zahlen will und ich dachte mir: 'Das kann ich auch!'". Bei einem Umzug, hat die ehemalige Konsumsverkaufsstellenleiterin die Gelegenheit genutzt und kräftig aussortiert. Während sie erzählt, verkauft sie nebenbei ein Federball-Set an eine Frau mit Kind aus der Ukraine und sechs bunte Bowle-Gläser aus schweren böhmischen Glas an eine ältere Frau. Die Kundin freut sich, da sie Zuhause den passenden Krug hat. Ein Glücksfall bei dem auffälligen Muster! Die runde Bowleschüssel aus dem selben Glas möchte sie allerdings nicht und hofft, dass Marianne Kirsten die Gläser auch einzeln abgibt. Die Hobbyhändlerin ist großzügig. "Da wird sich schon jemand finden", sagt sie optimistisch und behält recht: Nur wenige Minuten später kommt ein Mann und nach kurzem Verhandeln wechselt auch das runde Bowlegefäß für 22 Euro seinen Besitzer.

"Ich mag die familiäre Atmosphäre hier und dass wir Händlerinnen und Händler direkt mit dem Auto zu unserem Stand fahren können. Das ist sehr bequem und wir müssen nicht soviel schleppen," sagt Marianne Kirsten. Für sie ist der Trödelmarkt ein Hobby, der Umsatz fällt zuweilen sehr unterschiedlich aus: "Ich bin schon mal mit 23 Euro nach Hause gegangen, aber auch schon mal mit 300 Euro."

Trödelprofi über gute Gründe für den Flohmarkt

Wer einen Trödelmarkt besucht, kommt aus den unterschiedlichen Gründen. Nicht immer steht dabei das Kaufen und Verkaufen im Vordergrund. "Viele Ältere kommen, weil das hier sehr kommunikativ ist. Man kommt leicht ins Gespräch", weiß Marktleiter Jörg Korczynsky. Jüngere finden den ökologischen Aspekt gut und die Möglichkeit, den Dingen ein zweites Leben einzuhauchen. Jörg Korczynsky findet außerdem, dass alle Jugendlichen eigentlich mal einen Flohmarktstand betreuen sollten: "Da steckt viel Mühe dahinter: Sich einen Preis überlegen, Schilder vorbereiten, die Sachen sortieren und sich überlegen, wie man die Ware präsentiert. Das Auge isst ja bekanntlich mit", sagt er und zwinkert fröhlich.

Annelies Lehmann, die mit Mann und Tochter hier und da mal stöbert findet noch einen Grund: "Die Preise hier sind fair. Gerade Leute, die von Harz-IV leben müssen, können hier auch gute Sachen bekommen."

Und dann gibt es noch die Leute, die einfach ohne konkrete Vorstellung kommen und sich überraschen lassen, so wie Detlef Richter aus Freital. Er freut sich über sieben Aquarelle, die er zum Schnäppchenpreis von 25 Euro erstanden hat: "Das sind Schätze, die man mit Glück findet. Die Bilder zeigen meine Heimatregion rund um Freital. Das findet man nicht alle Tage."

Über den Tag verteilt sind am Sonntag etwa 10.000 Menschen über das weiträumige Gelände an der Galopprennbahn Dresden geschlendert, schätzt Marktleiter Jörg Korczynsky am späten Nachmittag. Und so mancher Haushalt ist jetzt sicher um den ein oder anderen Schatz reicher.

Infos für alle, die selbst mal mitmachen wollen Der Riesentrödelmarkt an der Galopprennbahn findet bis zum November einmal im Monat statt, das nächste Mal am 14. Mai. Aufgebaut werden kann ab 8 Uhr. Jeder Stand bis drei Meter kostet 20 Euro, vier Meter kosten 25 Euro. Eine Anmeldung ist erforderlich.

MDR (kav)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 16. April 2023 | 19:00 Uhr

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