Sächsische Staats und Universitätsbibliothek SLUB Dresden: Ein weißer, hoher Kastenbau auf einer weiten, grünen Wiese.
Die Deutsche Fotothek ist der SLUB in Dresden untergebracht. Bildrechte: imago/momentphoto/Röhner

Sächsische Landesbibliothek Fotothek in Dresden feiert 100-jähriges Bestehen mit Ausstellungsreigen

25. Januar 2024, 04:01 Uhr

Die Deutsche Fotothek in Dresden feiert 2024 ihr 100-jähriges Bestehen. Das Jubiläumsjahr startet mit einem Festakt, zu dem unter anderem der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer erwartet wird. Über das Jahr verteilt werden sieben Sonderausstellungen zur Geschichte eröffnet. Gegründet wurde die Institution als Sammelstelle für pädagogisches Bildmaterial. In DDR-Zeiten entwickelte sich die Fotothek zu einem der wichtigen Bildarchive Europas weiter.

Ursprünglich als Sächsische Landesbildstelle 1924 gegründet, bestand die Aufgabe der Deutschen Fotothek in den ersten Jahrzehnten darin, das Steh- und Laufbild – also Dias, Fotos und Filme – gewinnbringend im Unterricht einzusetzen. Dafür wurde aber nicht nur Material gesammelt, sondern auch selbst im Land umhergereist und fotografiert – noch bis in die 70er-Jahre. Dementsprechend gab es auch eine exzellent ausgestattete Fotowerkstatt, um die Bilder zu entwickeln und sie dann an Schulen zu verleihen.

Das Archiv in Dresden wandelt sich

Bereits in den Anfangsjahren hatte der Gründungsdirektor Fritz Schimmer die Vision, ein umfassendes deutsches Bildarchiv aufzubauen, das weit über Unterrichtszwecke hinausgehen sollte. Daher wurde nach 1945 die schulpädagogische Arbeit aufgegeben. In Dresden konzentrierte man sich daraufhin auf das Sammeln und Archivieren von Aufnahmen sowie ganzen Werkkonvoluten mit Fokus auf ganz Deutschland.

Historisches Foto: Ein Mann in Anzug sitzt an einem Schreibtisch und liest einen Brief.
Fritz Schimmer leitete die Fotothek seit seiner Gründung und formte sie zu einem wichtigen Archiv um. Bildrechte: Deutsche Fotothek

Insofern war es nur folgerichtig, dass es seit 1956 den Namen "Deutsche Fotothek" trägt. Da wurden beispielsweise Nachlässe auch schon mal über die Mauer gereicht, wie der des Westberliner Portraitfotografen Fritz Eschen, für den sich in der BRD niemand zu interessieren schien. So wuchs das Archiv weiter an und umfasste inzwischen rund 7 Millionen Fotografien. Die Vor- und Nachlässe bestimmen noch heute die Arbeit der Deutschen Fotothek, die seit 2012 daher den Beinamen "Archiv der Fotografen" trägt.

Vor 20 Jahren war es noch so, dass wir uns bemüht haben, bestimmte Positionen hier ins Haus zu bekommen und Klinken putzen gegangen sind. Mittlerweile ist es genau umgekehrt.

Jens Bove, Leiter der Deutschen Fotothek

Wie Fotografien aus Deutschland nach Sachsen kamen

Ein Umbruch in der Archivierung vollzog sich ab Anfang der 80er-Jahre: Man verstand sich nicht mehr als reine Motivsammlung, sondern widmete sich nun der Fotografie als Medium. Vor- beziehungsweise Nachlässe wurden nun als gesamtkünstlerisches Werk erfasst. Die Bestände werden seither nach den Namen der Bildautoren und den weitaus weniger vertretenen Bildautorinnen archiviert.

Für die Archivierung war dieser Paradigmenwechsel ein enormer Zugewinn. Denn so können nun die Entstehungszusammenhänge der Werke in Dresden nachvollzogen und umfänglich erforscht werden.

Zu den bedeutenden Fotografieschaffenden von damals gehören beispielsweise Abraham Pisarek und auch Richard Peter sen., dessen Aufnahmen des 1945 zerstörten Dresdens weltbekannt sind. Neueste Zugänge sind unter anderem Matthias Creutziger, Jürgen Matschie ebenso wie Susan Lamèr und Barbara Metzger Berthold, die wiederum die weibliche Seite des Archivs in Dresden stärken.

Eine Bilddatenbank für alle

Jubiläum feiert in diesem Jahr auch die Bilddatenbank, die 2004 online ging. Seither wird der Bestand digitalisiert und die Archivschätze der Deutschen Fotothek so für Wissenschaft und Forschung, aber auch für die Allgemeinheit zugänglich gemacht. Die Bilddatenbank gewährt derzeit Zugriff auf mehr als zwei Millionen Aufnahmen, die nicht nur frei recherchiert, sondern auch heruntergeladen werden können.

Blick in einen gefließten Raum: auf einem Tisch in der Mitte liegen Bilder, an der Wand stehen metallene Maschinen und Schränke und es hängen weitere Bilder.
Die Deutsche Fotothek in Dresden besitzt inzwischen eigene Räume, um Fotografien zu bearbeiten. Bildrechte: Deutsche Fotothek/Christian Schmidt

Die Online-Datenbank wird rege genutzt. Jährlich verzeichnet sie rund 500.000 Besucherinnen und Besucher – 30 Prozent davon kommen aus dem Ausland, acht Millionen Seitenaufrufe und knapp eine Million Downloads. Zudem beteiligt sich die Deutsche Fotothek immer wieder an Ausstellungen. Es werden auch eigene Schauen kuratiert, um das fotografische Erbe sichtbar zu machen.

100 Jahre – sieben Ausstellungen

In der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) wird 2024 mit gleich sieben Ausstellungen auf die Geschichte der Deutschen Fotothek zurückgeblickt. Eine vierteilige Reihe unter dem Titel "Aus dem Archiv der Fotografen" widmet sich verschiedenen fotografischen Positionen unter Hashtags, welche die Deutsche Fotothek selbst charakterisieren sollen: mittendrin, bunt, modern und intensiv.

Blick auf eine Wand in einer Ausstellung mit zahlreichen kleinen Bildern und dem Schriftzug Christian Borchert.
Der erste Teil der Archivausstellung ist ab dem 26. Januar zu sehen. Bildrechte: SLUB Dresden/Ramona Ahlers-Bergner

Jeweils drei Fotografinnen und Fotografen präsentieren sich dabei gemeinsam in der Corty-Galerie der SLUB. Den Auftakt machen Christian Borchert, Rudi Meisel und Mahmoud Dabdoub. Mit dem Fokus auf Straßenfotografie widmet sich die Schau dem städtischen Flanieren in Dresden, Leipzig, Berlin oder New York und zeigt zufällige, flüchtige Begegnungen und Situationen, festgehalten mit der Kamera.

Blick in ein schwarzes Regal mit kleinen Fotografien und anderem Materialien.
Die Ausstellung "Dunkelkammer" erzählt von der Geschichte der Fotografie. Bildrechte: SLUB Dresden/Ramona Ahlers-Bergner

Die so genannte Schatzkammer des Hauses mit dem berühmten Maya-Kodex wiederum wurde in eine Dunkelkammer verwandelt und erzählt anhand von ausgewählten Exponaten aus den Beständen der Deutschen Fotothek die Mediengeschichte der Fotografie. Und auf die 100-jährige Geschichte der Fotothek selbst blickt man ausgiebig im Lesesaal der Dresdner Landesbibliothek zurück.

Weitere Informationen zu den Sonderausstellungen (zum Aufklappen)

Adresse:
Sächsische Landesbibliothek Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
Zellescher Weg 18
01069 Dresden

Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag, von 10 bis 18 Uhr
Samstag, von 14 bis 18 Uhr

Termine der Ausstellungen:

26. Januar bis 13. April 2024:
"Archiv der Fotografen – #mittendrin"

26. Januar 2024 bis 11. Januar 2025:
"Dunkelkammer. Eine (unvollständige) Mediengeschichte der Fotografie in 14 Kapiteln"

26. Januar 2024 bis 11. Januar 2025:
"Alles fürs Auge! Von der Landesbildstelle zum Archiv der Fotografen"

26. Januar 2024 bis 25. Januar 2025:
"loungeaffairs extra. Lieblingsbilder gesucht!"

26. April bis 13. Juli 2024:
"Archiv der Fotografen – #bunt"

26. Juli bis 12. Oktober 2024:
"Archiv der Fotografen – #modern"

26. Oktober 2024 bis 11. Januar 2025:
"Archiv der Fotografen – #intensiv"

Redaktionelle Bearbeitung: tsa

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | MDR KULTUR am Morgen | 25. Januar 2024 | 07:40 Uhr

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