Tourismusattraktion Nach Protest von Tierschützern: Bad Schandau will seine Luchse loswerden
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06. Juli 2022, 21:49 Uhr
Jahrelang hat die Kurstadt Bad Schandau mit einer Broschüre für einen Luchs-Lehrpfad mit Freigehege geworben. Weil Tierschützer dort die Haltungsbedingungen kritisierten, soll das bei Touristen beliebte Gehege nun aufgelöst werden. Die beiden Luchse gehen an eine Tierschutz-Stiftung nach Thüringen. Auch Bürgermeister Thomas Kunack, unterstützt diese Lösung. Am Mittwoch sollten nach Medienberichten die zwei Transportkisten in Bad Schandau ankommen.
Der Umzug der beiden Luchse aus dem Gehege in Bad Schandau nimmt konkrete Formen an: Die bereits bestellten Transportkisten werden mit etwas Futter ins Gehege gestellt, damit sich die Tiere daran gewöhnen und bei dem bevorstehenden Umzug mitmachen. Den geplanten Umzug bestätigte die Geschäftsführerin der Bad Schandauer Kur- und Tourismus GmbH, Gundula Strohbach, im Gespräch mit MDR SACHSEN.
Stadt hält genaues Umzugsdatum geheim
In einigen Wochen sollen der 17 Jahre alte Luchs Alphons und seine zwei Jahre jüngere Tochter Cinderella nach Worbis in Thüringen umziehen. Dort werden sie im Alternativen Bärenpark leben. Dessen Areal wurde um 3,5 Hektar erweitert, um mehr Platz für Tiere zu schaffen. Einen Zeitpunkt für den Umzug der beiden Luchse nach Thüringen nannte Strohbach nicht. Man wolle "jede Aufregung von den Tieren fern halten".
Tierwohl als Grund für Weitergabe
Zum Umzug der Tiere begründete Gundula Strohbach mit dem Tierwohl: "Wir haben einen Partner gefunden, bei dem die Tiere einen artgerechteren Lebensabend verbringen können, den wir in Bad Schandau nicht realisieren können", sagte Strohbach. Die Tourismus GmbH ist eine Firmentochter der Stadt Bad Schandau. Die städtische Tochter betreibt das Freigehege.
Die Haltung von Wildtieren in kleinen Gehegen ist weder zeitgemäß, noch mit dem Tierschutz zu vereinbaren.
Bürgermeister will sich nicht immerzu rechtfertigen
Schon seit Jahren habe es Beschwerden von Tierschützern gegeben, dass das Gehege in Bad Schandau zu klein und nicht artgerecht für die beiden Luchse sei. Bürgermeister Thomas Kunack sieht trifftige Gründe für die Abgabe der Luchse. "Sonst müssten wir uns ständig weiter rechtfertigen gegenüber der Kritik an den Haltungsbedingungen", sagte er MDR SACHSEN.
Was aus dem nun frei werdenden Gelände am historischen Aufzug wird, ist noch unklar. Dass der 1904 gebaute Personenaufzug nach Ostrau nach dem Weggang der Luchs seltener genutzt wird, erwartet die Tourismus-Chefin Gundula Strohbach nicht. Denn: "Der Aufzug wird vor allem genutzt, um in die Schrammsteine zu wandern."
MDR (wm)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | NACHRICHTEN | 06. Juli 2022 | 09:00 Uhr