Brunnen auf dem Torgauer Marktplatz, dahinter das Hotel Goldener Anker.
Der Marktplatz heizt sich durch sein dunkles Pflaster im Sommer stark auf. Deswegen soll er grüner werden, wenn der Denkmalschutz mitspielt. (Archivbild) Bildrechte: imago/Hanke

Heiße Kleinstadt Brunnen oder begrüntes Parkhaus - Torgau sammelt Ideen für Hitzestrategie

03. März 2024, 15:23 Uhr

In der Altstadt von Torgau erreichen die Thermometer Rekordtemperaturen. Deswegen arbeitet die Stadt an einer Hitzestrategie. Ob begrünte Dächer, Brunnen oder die Anpflanzung alter Parkanlagen: derzeit wird vieles diskutiert. Bis die Stadt grüner wird, wird voraussichtlich noch einige Zeit vergehen.

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Auf dem Marktplatz in Torgau kann es im Sommer gefährlich heiß werden. Das dunkle Pflaster heizt sich auf über 40 Grad Celsius auf. Wie Messungen ergaben, wird es in der Altstadt mehr als sechs Grad wärmer als in den Randbereichen des Stadtzentrums. Im Juli vergangenen Jahres wurde in Torgau der Hitzerekord von 37 Grad aufgestellt.

Um sich besser gegen Sommerhitze zu wappnen, die besonders für ältere Menschen lebensgefährlich sein kann, feilt die Stadt seit vergangenem Jahr an einem Hitzeplan. Über das Konzept, das sich "Hitzeanpassungsstrategie" nennt, haben Politiker, Konzeptentwickler und Bürger in der letzten Februarwoche im Torgauer Rathaus diskutiert und Ideen gesammelt.

Baumscheibe einer Eiche aus Dransfeld/Deutschland mit 148 Jahresringen.
Baumscheibe einer Eiche aus Dransfeld/Deutschland mit 148 Jahresringen. Der tiefe Einschnitt bis in die Mitte zeigt die Position des für die Sauerstoffisotopenanalyse entnommenen Holzsegments. Bildrechte: Gerhard Helle/GFZ

Drei Hitze-Hotspots im Fokus

Wer die Altstadt der Elbestadt besucht, dem wird schnell auffallen: Ob Bäckerstraße, Kreuzgasse oder Marktplatz - es gibt wenig Grün, das für Abkühlung sorgen könnte. Konkret hat die Stadt drei Hitze-Hotspots im Auge, die sie hitzeresistenter umgestalten will: den Marktplatz, den Rosa-Luxemburg-Platz und die Promenade.

Wo jetzt noch wild Autos parken, könnte auf der Promenade ein begrüntes Parkhaus entstehen - so die ersten Ideen. "Diese wilde, chaotische und ungeordnete Parksituation ist uneffektiv", sagt Claudia Kurzweg aus Torgau. "Stattdessen könnte ein attraktives grünes Naherholungsgebiet wieder daraus gemacht werden", sagt sie. Sie fände die Idee gut, die Promenade wieder zu dem zu machen, was sie einst war: eine Parkanlage.

Denkmalschutz und Eigenstumsfragen könnten Problem sein

Und auch auf dem Marktplatz sollen eventuell Bäume wachsen und Schatten spenden. Problematisch könnte es da jedoch wegen des Denkmalschutzes werden, befürchtet der Torgauer Jürgen Herzog. "Man muss natürlich hier den städtebaulichen Wert und die Begrünungsstrategie oder die Hitzestrategie in Übereinstimmung bringen", sagt er. Da es nie Bäume auf dem Marktplatz gegeben habe, könnte der Denkmalschutz "Nein" zu der Idee sagen.

Gerade die vielen versiegelten Flächen sind laut Stadt problematisch. Man überlege deswegen, mit kurzfristigen Projekten wie Pflanzkübeln Abhilfe zu schaffen. Auch ein neuer Marktbrunnen könnte gebaut werden und für Abkühlung sorgen.

Es wird noch eine Zeit dauern, ehe tatsächlich etwas sichtbar passieren kann.

Eileen Jack Stadtsprecherin von Torgau

Ein weiteres Problem spricht Stadtsprecherin Eileen Jack an: "In vielen Bereichen sind unterschiedliche Eigentumsverhältnisse der Flächen, die umgebaut werden sollen." Für manche Objekte müsste die Stadt eventuell Grundstücke kaufen - dafür müsse Geld da sein. "Es wird noch eine Zeit dauern, ehe tatsächlich etwas sichtbar passieren kann", erklärt Jack.

Springbrunnen auf dem Marktplatz vor dem Rathaus in Torgau.
Auf dem Marktplatz gibt es bereits einen historischen Brunnen. Aktuell wird über einen weiteren Marktbrunnen diskutiert. (Archivbild) Bildrechte: imago/Hanke

Altstadt muss grüner werden

Ideen gibt es viele. So auch von Linken-Stadtrat Ulf Podbielski. So könnten Heizungsanlagen auch zur Kühlung genutzt werden. Oder: "Man kann Fassaden teilweise bewässern und damit eine Verdunstungskälte hinbekommen." Doch das koste Geld, sagt der Linken-Politiker.

Auch Joris Schofenberg von der Kommunalentwicklung Mitteldeutschland GmbH ist der Auffassung, dass Torgau grüner werden muss: "Wir haben von den Bürgerinnen und Bürgern heute gehört, dass es eindeutig den Willen gibt, dass man mehr begrünt." Zusammen mit seinem Kollegen Sebastian Ludwig entwickelt Schofenberg seit vergangenem Jahr die Hitzestrategie für Torgau. Über diese entscheidet der Torgauer Stadtrat im Frühjahr. Danach soll es an die konkrete Planung gehen.

MDR (phb/msc)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Leipzig | 28. Februar 2024 | 16:30 Uhr

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